Werl und Kiew treffen auf Liverpool

Erstellt am 14.04.2022

AJ Kheir und Maryna Bohun nehmen John Lennons „Imagine“ auf

Stell Dir vor: Maryna und AJ haben gemeinsam „Imagine“ aufgenommen und werden es Samstag bei einem Benefizkonzert in Werl präsentieren.

Von Klaus Bunte

Werl-Budberg. Die besten Ideen kommen einem bekanntlich, wenn man gerade nichts zu schreiben zur Hand hat: beim Joggen, beim Einschlafen, auf der Toilette – oder eben bei der Hausarbeit. Bei der grübelte Maryna Bohun über mögliche Worte in ihrer Muttersprache auf die Melodie von John Lennons wohl berühmtester Komposition „Imagine“. Und schrieb sie mit Filzstift auf ein Stück Küchenpapier.

Mit dem ist die ukrainische Sängerin, die zurzeit als Flüchtling bei einer Studienfreundin in Soest lebt, nach Budberg gekommen, in das kleine Tonstudio des Werler Sängers AJ Kheir. Der hauptberufliche Logistiker, Nebenberufsmusiker und freiwillige Feuerwehrmann sorgte schon öfter für Schlagzeilen, wenn er in seiner Uniform auf der Drehleiter stehend auf dem Werler Weihnachtsmarkt für die Besucher sang. Nun hat er hat die 40-Jährige eingeladen, mit ihm die 50 Jahre alte Hymne der Friedensbewegung aus der Feder des Ex-Beatles aus Liverpool aufzunehmen.

„Mein ursprünglicher Gedanke war eine zweisprachige Fassung, für die ich aber jemanden gebraucht hätte, der mir mit dem ukrainischen Teil hilft. Dann erfuhr ich durch den Anzeiger davon, dass sich diese tolle Sängerin im Kreis Soest aufhält“, erzählt der Budberger. Die Musical-erfahrene, ausgebildete Sängerin, die nach einem Wirtschaftsstudium erst lange Jahre für eine Bank arbeitete und heute für eine Faktencheck-Seite tätig ist, ist bereits bei zwei Benefizveranstaltungen in Soest aufgetreten, zudem auch bei einer Live-Session in Hilbeck zugunsten der Aktion „Holtum hilft“.

Er nahm Kontakt zu ihr auf, sie trafen sich in seinem Studio, nach nur einer Stunde war das Duett fertig: „Wir probten ein wenig und es passte sofort, als würden wir uns schon ewig kennen und gemeinsam Musik machen“, schwärmt Kheir, „aber genau dafür ist Kunst da: um Menschen zusammenzubringen.“ Lob gibt es auch zurück: „Ich bin sehr dankbar, dass ich mit diesem fantastischen Menschen dieses fantastische Lied singen darf. Dies sind sehr schwere Zeiten für die Menschen in und aus der Ukraine. Mit meiner Stimme kann ich mich für sie einsetzen und die Menschen hier in Deutschland bitten: Steht uns weiter bei, helft uns weiter“, wendet sich Maryna Bohun direkt an die Deutschen.

In der fertigen Aufnahme singt sie auch eine Strophe auf ukrainisch, AJ Kheir spricht die wörtliche Übersetzung auf Englisch. Denn die unterscheidet sich schon ein wenig vom Original, ist nicht eins zu eins übersetzt: „Es gab zwar bereits eine ukrainische Fassung, aber ich fand, sie passte nicht so richtig zum Fluss der Melodie“, erzählt Maryna Bohun.

Sie ist direkt betroffen vom Krieg, viele Angehörige und Freunde sind noch im Land. Doch auch AJ Kheir hat einen zwar indirekten, dafür jedoch doppelten Bezug. Zum einen hat er selber als kanadischer Soldat im Irak-Krieg gedient. Zum anderen sieht er im Fernsehen die Bilder der Feuerwehrleute, „die mit einfachen Mitteln verzweifelt versuchen, die brennenden Häuser zu löschen und zu retten, was zu retten ist“, wodurch er sicherlich noch einmal einen anderen Blickwinkel darauf hat als die meisten anderen.

Die Aufnahme ist „unplugged“ im wahrsten Sinne des Wortes. Die beiden Sänger werden nur von einem Klavier begleitet. Stefan Cordes, der Leiter der Marienschule Büderich und Kheirs musikalischer Partner im Duo „Keys & Voice“, hat die Tonspur im Vorfeld für die beiden eingespielt. Eventuell kommt nachträglich noch eine Violine dazu. Abgemischt wird die Aufnahme bei Mersal Music. Wem das jetzt nichts sagt, der braucht sich nicht zu schämen – das Studio befindet sich in Kairo. Der professionelle Werler Kameramann Daniel Gallo produziert ein Video fürs Internet.

Benefizkonzert in Werler Stadthalle

Maryna Bohun und AJ Kheir spielen ihr Duett live bei einem Benefizkonzert am 23. April in der Werler Stadthalle. Weitere Mitwirkende sind nach aktuellem Stand neben Kheirs Band „@home“ die Tribute-Band „SuperQueen“ und die Coverband „ReVoxx“. Der Eintritt kostet 15 Euro im Vorverkauf und 18 Euro an der Abendkasse. Die Karten sind erhältlich in der Stadtinformation, in den Klapp-Bäckereien im Rewe und an der Soester Straße, im Autohaus Stahl, im Photoshop und bei Lotto Paldino in der Walburgisstraße. Einlass ist ab 19 Uhr, Beginn um 20 Uhr.