Heimatgefühl ist verloren gegangen

Erstellt am 22.04.2022

Von der Wiederbelebung des Gemeindelebens trotz der Pandemie in Arnsberg

Claudia Schäfer und Wolfram Sievert waren die Gastgeber des Osterfrühstücks in der Ev. Kirchengemeinde Arnsberg und freuten sich nach mehr als zwei Jahren wieder über Besucher bei der Wiederbelebung der Gemeinde. Fotos: Frank Albrecht

Von Frank Albrecht

Arnsberg. An die letzte Zusammenkunft in dieser Tradition kann sich Pfarrer Wolfram Sievert noch erinnern: Zuletzt 2019 kam die Evangelische Kirchengemeinde Arnsberg in der Norbertuskirche zum so genannten Osterfrühstück zusammen. Gemeinsam mit Amtskollegin Pfarrerin Claudia Schäfer freute sich der Geistliche aus Oeventrop jetzt auf und über den Neustart. Ganz langsam begibt sich die Gemeinde nach Monaten des Verzichts und der Einschränkungen bei der Ausübung des Gemeindelebens wieder auf dem Weg zur vorsichtigen Normalität. Das Osterfrühstück mit anschließendem Gottesdienst in der frisch renovierten Auferstehungskirche zu Ostermontag war ein Teil davon.

„Wir wollen nachspüren, was die Jünger mit Jesus zu Ostern erlebt haben“, leitete Pfarrerin Claudia Schäfer zur Begrüßung ein. Drei Tische im neuen Teil des Gemeindezentrums am Neumarkt waren dekorativ gedeckt und luden zum Teilen von Brot und mehr ein. Das Frühstück mit Gottesdienst, der im Anschluss vor allem von den „Ku3“-Kindern der Gemeinde gestaltet wurde, war ein Teil der Wiederbelebung des Gemeindelebens in Arnsberg. Erst kurzfristig hatte man sich entschlossen, dafür einzuladen, und vor allem Familien mit Kindern waren dem gefolgt.

Nicht nur die Pandemie hat auch hier ihre Spuren hinterlassen: „Wir wurden doppelt getroffen, neben Corona war unsere Kirche auch wegen des Umbaus längere Zeit nicht nutzbar“, erklärte Pfarrer Sievert. In guter Zusammenarbeit mit der Katholischen Kirche, deren Gotteshaus auch den Protestanten offen stand, konnte weiter eingeschränkt gefeiert werden. „Aber das Heimatgefühl ist bei einigen Älteren und Jüngeren verloren gegangen“, so Sievert weiter. Über die Vorbereitungszeit für die Konfirmation gab es zuletzt rund zwanzig Mitglieder in der Jugendgruppe, die sich über Blocktage und Fahrten ihren Zusammenhalt erhielten. Während der Corona-Pandemie gingen mit der eingeschränkten Gemeinsamkeit aber auch einige Jugendliche.

Die evangelische Kirchenband „No Limiz“ habe sich während der Zeit noch gut über Wasser gehalten, weiß Sievert. In digitalen Formaten fanden die Proben statt, auch wenn es mit öffentlichen Auftritten eher mau aussah. Deutlicher habe der Zusammenhalt bei den Gruppen älterer Gemeindemitglieder gelitten. Sie seien sehr vorsichtig geblieben, so dass die ein oder andere Gruppe während der letzten Pandemie-Monate auseinander gebrochen ist.

Seit Ostermontag ist man in Arnsberg aber schon längst wieder auf dem Weg in die Zukunft der Gemeinde. Wohlwissend, dass das Osterfrühstück der evangelischen Christen eine lange Tradition hat. „Angefangen hat es in Oeventrop“, sagte Pfarrer Sievert. Später sei in der inzwischen entweihten Erlöser-Kirche gemeinsam gefeiert worden. Jetzt ist das Osterfrühstück in der Auferstehungskirche angekommen, und die neuen Räume sind bestens geeignet, ihren Beitrag für das Gemeindeleben zu bieten. Eine wichtige Chance, miteinander ins Gespräch zu kommen, obwohl das nach jedem Gottesdienst möglich ist.

Vor dem Start des Gottesdienstes an Ostermontag, der von allen Angeboten am besten besucht war, blickte Pfarrerin Claudia Schäfer kurz zurück. Nicht alles habe sich in der Pandemie als schlecht gezeigt… „Über unsere digitalen Angebote haben wir ganz andere Zielgruppen erreicht“, so die Pfarrerin. Die digitalen Projekte wolle man nun verstärkt fortführen und auch die Social Media-Kanäle stärker im Sinne der Gemeinde bespielen. Veranstaltungen in Präsenz hätten deutlich weniger Besucher, die Sorgen vor einer Ansteckung mit dem Virus seien noch immer da. „Es ist schwer, alle Gruppen wiederzubeleben, aber seit Weihnachten gibt es schon ein gutes Gefühl“, so Claudia Schäfer. Man blicke nach vorne und versuche über die Gemeindearbeit in vertrauten Kreisen die Lebendigkeit wieder zu bekommen.

Erstmals beim Osterfrühstück war Familie Sapp mit ihren Kindern, die sich auch in den Gottesdienst eingebracht haben. „Es ist schön, in Präsenz teilzunehmen“, sagte Sarah Sapp. Und so begann nach dem Frühstück der Gottesdienst, bei dem die Ostergrüße laut in der Kirche gerufen wurden.

Pianist Volkert Barenberg und Wolfram Sievert an der E-Gitarre sorgten für die Musik zu den Liedern, mit denen Pfarrerin Claudia Schäfer durch den Gottesdienst führte. Mit inhaltlichem Bezug auf die letzten zwei Jahre, in denen bei einigen Menschen das geordnete Leben durch die Pandemie, damit verbundene wirtschaftlichen Sorgen und aktuell durch den Ukraine-Krieg durchkreuzt wurde, wechselte sie in der Kirche dazu buchstäblich ihren Standpunkt. Fürbitten, Abendmahl – und schnell waren die 120 Minuten österlicher Gemeinsamkeit in der Auferstehungskirche auch schon wieder vorbei. Aber die Freude bleibt groß: In wenigen Wochen findet die Konfirmation statt und neue Gemeinsamkeit entsteht.

 

Die „Ku3“-Kinder der Arnsberger Gemeinde waren im Rahmen ihrer Konfi-Vorbereitung mit Leib und Seele dabei.