"Du bist, was Du isst"

Erstellt am 27.05.2022

Essen und Trinken Thema der AG Christlich-Islamischer Dialog

Die Teilnehmer der Veranstaltung AG Christlich-Islamischer Dialog habe an der Agnes-Wenke-Schule in Neheim über „Essen und Trinken“ in den verschiedenen Religionen gesprochen

Von Frank Albrecht

Arnsberg. Wie halten es die verschiedenen Religionen mit dem Essen und Trinken? Dies herauszufinden war jetzt Aufgabe der „AG christlich-islamischer Dialog“, die zu ihren jährlichen Dialog-Veranstaltungen Vertreterinnen und Vertreter der verschiedenen Religionen aus Neheim und Arnsberg einlädt. Und so stand diesmal „Essen und Trinken im Christentum und Islam“ als Thema für spannende Gespräche zum Thema fest.

Moderatorin Elisabeth Patzsch, Flüchtlingsbeauftragte des Evangelischen Kirchenkreises Soest-Arnsberg, konnte in der Aula der Agnes-Wenke-Schule die Pfarrer Dr. Udo Arnoldi und seinen katholischen Kollegen Stefan Jung sowie Samul Karkoutly vom Islamisch-Arabischen Verein und Rochdi Koubaa vom Marrokanischen Kultur Verein begrüßen. Auch die neue Referentin für junge Ökumene im Kirchenkreis, Irene Matimbwi, freute sich über die Gastfreundschaft von Schulleiter Andreas Schauerte.

Mit Fragen zu Herkunft und Sprachen der rund 25 Teilnehmer der Dialog-Veranstaltung eröffnete Elisabeth Patzsch den Abend und konnte in ihrer Bestandsaufnahme der Nationalitäten und Sprachen eine bunte Mischung fest machen. Den Vertretern aus Evangelischer und Katholischer Kirche sowie aus dem Islam und dem marokkanischen Kulturkreis übergab sie das Mikrophon, um ihre Haltung zu Essen und Trinken in den Religionen vorzustellen.

„Der Mensch isst, um zu leben, sieht das Essen aber auch als Belohnung an“, vertiefte Samawal Karkoutly seine Gedanken zum Thema. Und von ihm erfuhren die Anwesenden, dass im Islam alles an Essen erlaubt ist, außer wenn es Menschenleben beschädigt oder verletzt. Der Begriff „Halal“ bezeichne dabei das Erlaubte im Gegensatz zu dem, was als verboten und heilig gelte und von Gott oder dem Propheten verboten wurde.

Karkoutly stellte dar, dass eben keine bereits toten Tiere, Schweine oder Blut als Teil der Tiere gegessen werden dürfe. Ebenso gehören auch erschlagene, erstickte oder zu Tode gestürzte Tiere nicht auf den Speiseplan eines Muslimen. Das, so stellte der Vorsitzende des Islamisch-Arabischen Vereins klar, verlange in seiner Religion auch eine besondere Art der Schlachtung. „Tiere aus dem Meer gelten dem Koran nach dagegen als sauber“, so Karkoutly.

Die Bedeutung von Brot als wichtige Speise bei den Katholiken zeigte Pfarrer Stefan Jung aus der Kirchengemeinde St. Johannes Baptist Neheim & Voßwinkel auf. Das „tägliche Brot“ sei Bestandteil des „Vater Unser“ und formuliere auch eine Position: den Dank an Gott für die Gabe der Lebensmittel. Daher werde ein Brotlaib vor dem Anschneiden auch mit einem Kreuzzeichen bedacht, das den Wert dieses und anderer Lebensmittel in der Region unterstreiche.

Ein Moslem betrinkt sich nicht

„Im Christentum gibt es aber keine Regelung darüber, was gegessen werden darf und was nicht“, so Jung. Der bewusste Verzicht wie in der Fastenzeit habe aber als Gedenken an die Leiden Jesu eine besondere Bedeutung. Die Einnahme von Speisen und Getränken sei als Geschenk zu sehen, wofür auch ein Dank angebracht ist. Und vor seinen Zuhörerinnen und Zuhörern mahnte er einen verantwortungsvollen Umgang mit den Ressourcen an, es gelte, Maß zu halten und nicht der Völlerei zu verfallen. Essen finde auch stets unter christlicher Rücksichtnahme auf Mitmenschen statt: Was andere Gläubige stört, werde in deren Beisein eben nicht gegessen.

„Ein Moslem betrinkt sich nicht“, sagte Rochdi Koubaa vom Marrokanischen Kulturverein – zumindest nicht, wenn er gläubig lebe. Sein Blick auf den Teil des Trinkens offenbarte den Zuhörenden, dass im Islam alle Getränke, außer denen mit Alkohol erlaubt sind. Das was die Sinne berausche, dürfe nicht getrunken werden. Koubba erklärte, dass speziell das Fasten als Verzicht auf Begierden zu sehen sei und für innere Ruhe sorgen könne. „Fasten prägt somit den Glauben“, erklärte Koubaa.

Gespannt hörten die Gäste des Dialogs von den mit Essen und Trinken verbundenen Ritualen. So werden Speisen stets mit der rechten Hand gegriffen und beim Essen Sprüche des Propheten wiederholt. Essen und Trinken solle im Sitzen erfolgen und für Letzteres sind nur drei Schlucke vorgesehen. In der Diskussion zu den Schilderungen aus dem Islam wurde die Frage nach dem Konsum von alkoholfreiem Bier oder von Apfelsaft aufgeworfen, beides kann Spuren von Alkohol enthalten. Koubaa machte kein Geheimnis daraus, dass es zwei Meinungen im Islam dazu gebe und die Entscheidung für eine der beiden immer eine individuelle bleibe.

Einen Blick auf das Trinken aus der Sicht eines Christen brachte schließlich Pfarrer Dr. Udo Arnoldi in die Runde ein. Er verwies auf das Alte Testament, in dem Wasser und Wein gemeinsam als kostbare Güter gewertschätzt wurden, der Wein sogar als Zeichen des Segens. „Wir essen und trinken zu Gottes Ehren“, so Arnoldi. Über das Trinken von Alkohol in Gottesdiensten erfuhren die Zuhörenden, dass es die Evangelischen Gemeinden hier unterschiedlich halten. Jede Gemeinde könne individuell entscheiden, was getrunken werde – Wein oder Traubensaft. Ohne Frage sei jedoch, dass der Verzicht auf Alkohol als Tradition der Fastenzeit zu sehen sei. Aber hier – so Arnoldi – habe sich das Fasten auch etwas geändert: Der bewusste Verzicht habe längst andere Bereiche wie die Nutzung von Computer oder Internet erreicht.

Nach mehr als zwei Stunden Dialog und Fragen gab es ein Lob der Moderatorin und die Bekenntnis zur Vorfreude auf die nächste Dialogveranstaltung – dann aber zu einem anderen Thema.

 

Samawahl Karkoutly vom Islamisch-Arabischen Verein eröffnete bei der Dialog-Veranstaltung mit seiner Vorstellung zum Thema.Fotos: Frank Albrecht