St. Urbanus bekommt was aufs Dach

Erstellt am 12.08.2022

Massive Schäden befürchtet, wenn nicht saniert wird / Wertvolle Wandmalereien sind bedroht

Fachleute von LWL und dem Ingenieurbüro Rohrberg haben den über 500 Jahre alten Dachstuhl noch einmal eingehend unter die Lupe genommen. Auch ein dendrologisches Gutachten, das das Alter des Holzes nachweisen kann, wurde erstellt.

Von Hans-Albert Limbrock

Weslarn. Auf den ersten Blick könnte man meinen, die St. Urbanus-Kirche in Weslarn sei doch gut in Schuss. Doch der oberflächliche Eindruck trügt. Vor allem der Dachbereich ist so etwas wie eine tickende Zeitbombe. Das mehr als 70 Jahre alte Ölschieferdach auf der Nordhälfte der Kirche ist massiv geschädigt. Die Schieferplatten weisen in großer Anzahl Spuren großer Zersetzung und Verwitterung auf. Und das hat Folgen für das gesamte Gotteshaus.

„Es muss dringend saniert werden“, weiß Dirk Pieper, verantwortlicher Architekt im Kirchenkreis Soest-Arnsberg. Die festgestellten Schäden haben zur Folge, dass der gesamte Dachverband Wasser zieht, wie es die Fachleute nennen, wenn Regenwasser in schadhafte Dächer dringt. Das wiederum führt bei Frost zu Absprengungen an den Schieferplatten. Zudem steigt durch die Wasseraufnahme die gesamte Dachlast stark an, wodurch statische Probleme entstehen. Schon jetzt lösen sich bei starkem Sturm immer wieder Schieferplatten aus dem Dachverband und rauschen zur Erde.

Ein weiteres Problem: Das Wasser dringt durch die Dachhaut in den Dachstuhl, in das Mauerwerk und die Gewölbe. Die Mauern sind bereits jetzt durchfeuchtet, Nässeschäden sind im Innern der Kirche sichtbar. „Dadurch“, so Pfarrer Ralph Frieling, „sind die wertvollen mittelalterlichen Wandmalereien im Kirchenschiff existenziell bedroht.“  

Für die Fachleute vom Kirchenkreis, dem Landschaftsverband, der Denkmalbehörde und dem auf Kirchensanierungen spezialisierten Ingenieurbüro Rohrberg aus Lippstadt steht daher fest: Ohne eine Neueindeckung samt einer Sanierung des spätgotischen Dachstuhls drohen St. Urbanus irreparable Schädigungen des Deckengewölbes und damit der gesamten Bausubstanz.

Knapp eine halbe Million Euro, so die Schätzung von Pieper, wird das kosten: „Wobei das natürlich aktuell keine seriöse Angabe sein kann, weil ja niemand vorhersagen kann, wie sich die Preise weiter entwickeln werden.“ So oder so ist das natürlich viel Geld für die Kirchengemeinde. Zu viel Geld, denn bei einer Maximalförderung durch Bund, Land und Denkmalstiftung, auf die man hofft, müssen mindestens noch 30 Prozent der Bausumme durch Kirchengemeinde und Förderverein aufgebracht werden; also ein Betrag von etwa 160.000 Euro. Der Förderverein entwickelt daher zahlreiche Aktivitäten, um Spender zu finden, die das ambitionierte Projekt unterstützen. Hinrich Balsters, zweiter Vorsitzender: „Jeder Euro hilft.“

Sofern alles nach Plan läuft, kann mit der Sanierung ab 2024 begonnen werden. Pieper: „Die Förderanträge werden noch in diesem Jahr gestellt.“ Ohne Zweifel ist St. Urbanus in der reichen Landschaft vor allem evangelischer Kirchen im Kreis Soest ein ganz besonderes Kleinod. Das hat auch Bauforscher Peter Barthold bei seinem letzten Besuch noch einmal bestätigt. Der Fachmann vom LWL hat sich intensiv mit dem über 500 Jahre alten Dachstuhl beschäftigt und kommt zu dem Schluss, dass dieser von herausragender Bedeutung sei: „Kann mit dem Dach der Paulikirche von der Bedeutung her in jedem Fall mithalten.“ Und dieser sei von überregionaler Bedeutung.

Wer das Projekt in Weslarn unterstützen möchte, kann dies mit einer Spende auf das Konto des „Vereins der Freunde und Förderer der St. Urbanus-Kirche zu Weslarn e.V“ bei der Sparkasse Soest tun. IBAN: DE69 4145 0075 0010 0204 10

St. Urbanus ist die die zweitälteste Hallenkirche nach der Wiesenkirche im Kirchenkreis Soest. Spätestens ab 2024 soll das Schieferdach saniert werden. Fotos: Hans-Albert Limbrock