Die Welt geht dadurch nicht unter

Erstellt am 26.08.2022

Versammlung der Kirchengemeinde Medebach ermutigt Presbyterium, auf Vereinigung mit Winterberger Nachbarn zuzugehen

Nach dem Gottesdienst in der Kirche traf sich am Sonntag die Evangelische Kirchengemeinde Medebach zur Versammlung in ihrem Gemeindezentrum. Pfarrer Uwe J. Steinmann wurde dort zum Zusammengehen mit den Winterberger Nachbarn ermutigt. Foto: Jens Gesper

Von Jens Gesper

Medebach. Nach dem Gottesdienst in der Evangelischen Kirche Medebach trafen sich vierzig Menschen anschließend im Gemeindezentrum der Kirchengemeinde zu einer Versammlung. Das waren etwas mehr als eine Woche zuvor in der Winterberger Kirchengemeinde, aber diese ist auch etwas kleiner. Das Thema beider Versammlungen war indes dasselbe: ein Zusammengehen mit der Nachbar-Kirchengemeinde, um die Zukunft von evangelischer Kirche vor Ort bestmöglich zu sichern. Vielleicht durch eine Vereinigung der Kirchengemeinden zu einer gemeinsamen.

Medebach hat etwa 1300, Winterberg rund 1200 Gemeindeglieder, für eine ganze Pfarrstelle braucht man laut Vorgabe der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) heute schon 3000. Diese Zahl wird absehbar steigen. In der EKvW sind sowohl die Medebacher als auch die Winterberger, allerdings in unterschiedlichen Kirchenkreisen: Medebach gehört zum Kirchenkreis Soest-Arnsberg, Winterberg zum Kirchenkreis Wittgenstein, der zum Jahresanfang 2023 im Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein aufgeht.

Das Medebacher Presbyterium hatte die Gemeindeversammlung anberaumt, weil seine Mitglieder vor einer Entscheidung übers mögliche Zusammengehen mit den Winterbergern aus der Gemeinde Einschätzungen und Gedanken zum Thema hören wollten. Um eine Grundlage für die Gespräche bei der Gemeindeversammlung zu schaffen, lieferte Pfarrer Uwe J. Steinmann zunächst einige Fakten aus den Zeiten, da alle großen Kirchen Mitglieder verlieren. Dazu gehörte auch, dass seine Pfarrstelle von der Landeskirche nicht wieder zur Besetzung freigegeben werde, wenn er in vier Jahren in Pension gehe. Im Kirchenkreis Soest-Arnsberg bilden die Medebacher mit den Kirchengemeinden Brilon, Marsberg und Olsberg-Bestwig die Region 8. Da Medebach dann von diesen deutlich weiter entfernten Gemeinden mitversorgt werden muss, liegt Winterberg im Vergleich einfach näher.

Den Fakten mochten sich die Zuhörenden nicht verschließen, allerdings fielen in den Diskussionen auch Namen anderer potentieller Partner: etwa die Nachbarn in Bromskirchen, außerdem gingen viele Medebacher Kinder nach Korbach zur Schule. Da müssten die Medebacher Westfalen allerdings sogar über Landeskirchen-Grenzen hinweg verhandeln: die Bromskirchener Kirchengemeinde, zu der etwa auch Hallenberg gehört, ist Teil der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, die Korbacher Teil der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Dafür sah Pastor Steinmann keine großen Chancen, wenn er auch anbot, dass man sich nach der generellen Möglichkeit erkundigen könne.

Die sprechen ja auch Deutsch

An manchen Stellen ging es richtig ins Detail: Nachdem Uwe J. Steinmann skizziert hatte, dass es einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin nach seiner Pensionierung recht einfach möglich sei, jeden Sonntag je einen Gottesdienst in Medenbach und in Winterberg zu halten, kam eine Nachfrage, weil die Winterberger auch in ihrer Kirche in Langewiese regelmäßig Gottesdienst feiern. Außerdem wurde nach dem Medebacher Gemeindezentrum gefragt, zu dem ein Pfarrhaus gehört. Über ein eigenes Pfarrhaus verfügt Winterberg schon seit Jahren nicht mehr.

Trotz hessischer Alternativ-Überlegungen war die Einschätzung in Medebach genauso wie in Winterberg: Ohne überbordende Begeisterung, aber mit unaufgeregter Vernunft wies die Stimmung bei der Versammlung in Richtung einer Vereinigung mit dem direkten Nachbarn. Um die Detail-Fragen wird es konkret gehen, wenn sich beide Presbyterien zur Vereinigung entschieden haben. Medebachs Gemeinde-Leitungsgremium fällt seine Entscheidung im September, die Winterberger haben ihre nächste Sitzung im Oktober.

Bei allen Ähnlichkeiten gab es einen Unterschied: Während die Winterberger sehr gern bei den Wittgensteinern bleiben wollten, gab es zum Thema „künftige Kirchenkreis-Zugehörigkeit“ in Medebach eine große Offenheit. An der Kirchenkreis-Zugehörigkeit solle die Vereinigung nicht scheitern. Nur eine Stimme sprach sich dezidiert für einen Verbleib in Soest-Arnsberg aus.

Uwe J. Steinmann ging davon aus, dass eine Veränderung in diesem Bereich nur wenige Leute betreffe: Er werde künftig andere Kolleginnen und Kollegen bei Pfarrkonferenzen sehen, Gemeindesekretärin Olga Markwart habe dann eben mit dem Kreiskirchenamt in Siegen zu tun. Ein Versammlungs-Besucher brachte das Zusammengehen in einem neuen Kirchenkreis sehr gelassen so auf den Punkt: „Die Welt geht dadurch nicht unter, die sprechen ja auch Deutsch.“