EVK künftig unterm Dach der Johanniter

Erstellt am 13.01.2023

Entscheidung des Kartellamtes steht noch aus

Das EVK Lippstadt ist ein gesundes Haus und will seine Position mit dem neuen Partner an der Seite weiter ausbauen; einer Fusion mit dem Dreifaltigkeitshospital steht man weiterhin offen gegenüber. Fotos: Hans-Albert Limbrock

Lippstadt. Die Johanniter GmbH mit Sitz in Berlin steht unmittelbar vor dem Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung an der Valeo-Kliniken GmbH, zu der auch das Evangelische Krankenhaus Lippstadt gehört. Gleiches gilt für die 100 Prozent Beteiligung am St. Marien-Hospital Hamm von der Katholischen St. Paulus Gesellschaft. Die Verträge wurden noch vor Weihnachten unterzeichnet.

Um den Erwerb wirksam werden zu lassen, sind nun noch einige Bedingungen zu erfüllen, u.a. die kartellrechtlichen Genehmigungen. Demnach wird die Johanniter GmbH 67 Prozent der Anteile an den Valeo-Kliniken halten, die übrigen 33 Prozent verbleiben beim – auch aktuellen – Mitgesellschafter Evangelischen Krankenhaus Lippstadt Förder-Stiftung.

Die Kirchenkreise Hamm und Münster, die Evangelische Kirchengemeinde Hamm und die Diakonie Hellweg e.V. scheiden als Gesellschafter aus, werden aber weiterhin in den jeweiligen Kuratorien die Möglichkeit der Mitgestaltung haben.

Ziel der Akteure ist es, die Handlungsspielräume eines großen überregionalen Verbundes zu nutzen und gleichzeitig die Stärken der lokalen Netzwerke in Westfalen weiter zu fördern und zu intensivieren. So können gezielt sinnvolle Versorgungsketten für die Patientinnen und Patienten auf- und ausgebaut werden.

„In diesem Sinne strebt die Johanniter GmbH mit allen Beteiligten eine partnerschaftliche Zusammenarbeit an. Wir haben dafür gute Voraussetzungen vorgefunden. Die christlich geprägten Einrichtungen fügen sich mit ihren Leitbildern gut in unser Unternehmen ein, das sich - mit dem Fokus, kranken und alten Menschen zu dienen - auf die 900-jährige Tradition des Johanniterordens gründet“, sagen Frank Böker, Vorsitzender der Geschäftsführung der Johanniter GmbH und Matthias Becker, Geschäftsführer der Johanniter GmbH.

Der neue nordrhein-westfälische Krankenhausplan zielt darauf ab, lokale Kooperationen und Abstimmungen der Leistungsanbieter zu verstärken. Dieser Aufgabe wird sich der neu entstehende Verbund stellen und an den Standorten Lippstadt, Hamm und Gronau und mit den umliegenden Partnern zusammenarbeiten.

„Wir gehen diese Aufgabe aktiv an und stellen durch eine rechtsverbindliche Kooperation sicher, dass unsere Häuser langfristig attraktive Leistungsanbieter und Arbeitgeber bleiben“, erklärt Valeo-Vorstand Michael Wermker.

„Für die Zukunft sehen wir einen den christlichen Werten verpflichteten Verbund, der sich als zuverlässiger Partner der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte versteht und Versorgungssicherheit für Patientinnen und Patienten aus den umliegenden Regionen bietet“, ergänzt Franz Fliß, Geschäftsführer des EVK Lippstadt.

Weiterhin bleiben alle Türen offen, die seit Jahren bewährte Kooperation mit dem Dreifaltigkeits-Hospital fortzuführen. „Hier stehen wir auch einem weiteren Ausbau der bisherigen Zusammenarbeit positiv gegenüber“, sagt Michael Wermker.

Auf die neue Zusammenarbeit in der Gesellschafterversammlung freut sich Dr. Birgit Audehm als Vorsitzende des Stiftungsrates der EVK Lippstadt Förder-Stiftung. „Uns war wichtig, für den Standort Lippstadt als Gesellschafter an Bord zu bleiben und die weitere Entwicklung des Hauses mit beeinflussen zu können. Dies wollen wir gerne in einer Partnerschaft mit den Johannitern bewerkstelligen.“

In Lippstadt ist die neue Entwicklung nicht nur mit Beifall aufgenommen, denn viele hatten gehofft, dass es zu einer Fusion zwischen EVK und Dreifaltigkeitshospital auf Augenhöhe kommen würde. Das betonte der Geschäftsführer des Dreifaltigkeitshospitals, Professor Volker de Vry, im Gespräch mit der Tageszeitung Der Patriot: „Wir wollten eine Fusion auf Augenhöhe, unter dem Dach einer gemeinsamen Stiftung. Das haben wir immer wieder deutlich gemacht“, sagt. Auf Grundlage des Landeskrankenhausplans sei eine Fusion die sinnvollste Lösung für Lippstadt. Für das katholische Krankenhaus werde es nun darum gehen, sich auf die Umsetzung von Laumanns Reformen vorzubereiten.

Vertrauen darauf, dass die Verantwortlichen des EVK die richtige Entscheidung getroffen haben, hat Alexander Tschense, Vorsitzender des Presbyteriums der Evangelischen Kirchengemeinde, wie er sich ebenfalls im Patriot äußerte: „Ich weiß, dass sie es sich nicht leicht gemacht haben.“ Ihr Interesse sei es gewesen, eine gute medizinische Versorgung für Lippstadt zu erhalten und dabei nicht nur finanzielle, sondern auch ethische Aspekte im Blick zu haben. „Ich weiß, es hat auch andere Wünsche gegeben. Aber das muss passen.“

Zur Johanniter GmbH als Teil des Evangelischen Johanniterordens mit rund 17.000 Mitarbeitenden gehören
bundesweit 18 Krankenhäuser, Fach- und Rehabilitationskliniken, mehrere Medizinische
Versorgungszentren (MVZ), mehr als 90 Seniorenhäuser sowie drei Hospize. Ein Schwerpunkt der
Johanniter GmbH liegt in Nordrhein-Westfalen.
In der Valeo-Kliniken GmbH befinden sich neben dem Ev. Krankenhaus Lippstadt das Ev. Krankenhaus
Hamm sowie das Ev. Lukas-Krankenhaus Gronau, verschiedene ambulante medizinische und
therapeutische Einrichtungen sowie zwei Servicegesellschaften. Insgesamt sind etwa 2.700 Mitarbeitende
für Valeo tätig. Im St. Marien-Hospital Hamm engagieren sich ca. 1.400 Mitarbeitende für ihre Patientinnen
und Patienten. Damit wären, vorbehaltlich der ausstehenden Genehmigungen, mehr als 21.000
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Johanniter GmbH tätig.

Sieht sein Haus gestärkt aus den Verhandlungen hervorgehen: Franz Fliß, Geschäftsführer des EVK Lippstadt.

Zahlreiche Innovationen sind für Lippstadt bereits in Planung. Sie sollen nun mit Unterstützung der Johanniter forciert werden.