Stein gewordene Ökumene ist Geschichte

Erstellt am 27.01.2023

Evangelische und Katholische Kirche verabschieden sich vom Kirchenzentrum mit Gottesdienst

Schlugen auch kritische Töne an: Heidrun Parplies, Ute Messerschmidt, Isolde Spickenbom und Franz-Josef Siebert. Fotos: Hans-Albert Limbrock

Von Hans-Albert Limbrock

Meschede. Schlagerstar Katja Epstein hat einst inbrünstig gesungen: „Abschied ist ein bisschen wie sterben; ist wie alles verlieren“. Ob das auch auf das „Gemeinsame Kirchenzentrum“ in Meschede zutrifft, können in erster Linie die beantworten, die sich dem Gebäude, besonders verbunden fühlen. Und davon gibt es einige. Dies wurde bei einem letzten Gottesdienst, zu dem Evangelische und Katholische Kirche ein letztes Mal gemeinsam in den Kastanienweg geladen hatten, deutlich.

Gleichzeitig wurde hier aber auch das Dilemma deutlich, das zum Aus des ökumenischen Zentrums, das bei seiner Entstehung vor bald 50 Jahren bundesweit Beachtung fand, geführt hat: Der Gottesdienst war zwar gut besucht, aber es blieben auch viele Stühle leer. Die Zeiten, wo bei solchen Ereignissen zusätzliche Sitzgelegenheiten herbeigeschafft werden mussten, sind schon lange vorbei. Bei den Gottesdiensten herrscht Tristesse, häufig können Pfarrerinnen und Pfarrer ihre Schäfchen per Handschlag begrüßen.

Zum finalen Akt – offiziell wurde das Kirchenzentrum bereits zum 1. Januar aufgegeben  - hatten Landeskirche und Bistum mit Dr. Albrecht Philipps und Dr. Burkhard Neumann, hochrangige Vertreter der Ökumene nach Meschede gesandt, um so noch einmal den einstigen Stellenwert, den dieses Haus in Bielefeld und Paderborn genossen hat, aufmerksam zu machen. Doch damit ist es nun vorbei. „Wir werden weniger. Deshalb ist das Kirchenzentrum zu groß geworden“, begründete Pfarrerin Karin Neumann-Arnold die unpopuläre Entscheidung. Gleichzeitig aber betonte sie, dass dies nicht etwa das Ende der Ökumene in Meschede bedeute. Auch in Zukunft wolle man intensiv und vertrauensvoll zusammenarbeiten.

Zum Abschied meldeten sich auch kritische Stimmen. Franz Josef Siebert, Isolde Spickenbom, und Heidrun Parplies erinnerten an die 46 Jahre Kirchenzentrum mit persönlihhen Gedanken. „Einst war dies ein Leuchtturm der Ökumene; ein Musterhaus für ökumenische Begegnung“, formulierte etwa Heidrun Parplies und ergänzte dann hörbar bewegt: „Dieses Ende ist traurig und ärgerlich zugleich.“ Auch Franz Josef Siebert, der zu einem Initiativkreis gehört, der um die Zukunft des Gebäudes als Begegnungszentrum für einen Stadtteil mit mehr als 2000 Einwohnern kämpft, fand kritische Töne. Ob beide Kirchen alles unternommen hätte, damit das Kirchenzentrum noch eine Zukunft habe, sei zumindest fraglich.

In seiner bemerkenswerten Predigt zitierte Superintendent Dr. Manuel Schilling aus einem Text von Wolf Biermann, wonach traurig sein ein Menschenrecht sei. Und er könne den Vorwurf verstehen, dass Landeskirche und Bistum nicht groß genug denken würden.

An vier Stationen konnten die Anwesenden ihre Gedanken zu den Stichworten Dank, Klage, Hoffnung und Bitte formulieren. Viele wünschten sich dabei, dass das Gebäude, das unter Denkmalschutz steht, zu einem Haus der Begegnung jenseits der Konfessionen werde.

Landeskirchenrat Dr. Albrecht Phlipps, zuständig bei der Landeskirche für Ökumene, begründete noch einmal, warum die Landeskirche die Entscheidung zur Aufgabe getroffen habe: „Wir werden mehr und mehr zu einer Minderheit in NRW.“ Eine ganze Reihe von Kirchen würden aktuell aufgegeben und entwidmet, „weil wir finanziell nicht mehr die Kraft haben, diese zu unterhalten.“ Ein Ende sei da noch nicht abzusehen. In seiner Ansprache wagte er auch einen Blick in die Zukunft: „Die Kirche der Zukunft wird ökumenisch und missionarisch.“ Und er glaubt an die Chance, Kraft und Entwicklung der Ökumene: „Wir werden in Zukunft viele Gottesdienst unter einem Dach feiern.“

Hielt eine bemerkenswerte Predigt: Superintendent Dr. Manuel Schilling.

Fast 50 Jahre war das Gemeinsame Kirchenzentrum Meschede das Zuhause für Evangelische wie Katholische Christen. Jetzt wird es geschlossen.