Der letzte Stein – für dieses Jahr

Erstellt am 19.11.2019

Von Klaus Bunte

SOEST. – Beim letzten Stein müssen die Steinmetze noch genauer arbeiten als sonst ohnehin schon. Knapp unterm Kettenzug müssen sie den wuchtigen Klotz genau in seine Lücke drücken, auf den Millimeter genau. Vorher etwas Mörtel drunter, danach etwas mit dem Hammer nachbessern – passt, wackelt nicht und hat auch keine Luft.

Ein weiteres, aber entscheidendes Steinchen in Soests größtem 3D-Puzzle ist am Platz – buchstäblich ein Meilenstein: „Es ist die Vollendung des letzten Pfeilers am nördlichen Turmoktogon“, geht Bauhüttenmeister Daniel Müller ins Detail. Acht solche Pfeiler gibt es pro Turm, 2014 begannen die Steinmetze damit, einen Stein nach dem anderen auszutauschen.

Im Uhrzeigersinn arbeiteten sie sich vor und kamen schließlich in der obersten Schicht an. Mit diesem letzten Stein sind nun alle 16 Pfeiler beider Türme saniert. Somit erstrahlen beide Türme schon fast weiß, denn statt des bekannten, aber sehr anfälligen Grünsandsteins wurde hier Obernkirchener Sandstein verwendet.

Sein hoher Quarzanteil ihm seine helle Farbe verleiht. „Die Schmuckelemente gibt er einfach wesentlich feiner her“, betont Müller, „denn das Material lenkt nicht von der Form ab. Die Formsprache ist ganz klar, die Schattenmodulierung ist viel schärfer als beim Grünsandstein, dessen fossilen Einschlüsse immer etwas von der Form ablenken.“ Jürgen Prigl ergänzt: „Aber der wird noch seine Patina bekommen.“

Der scheidende Dombaumeister begleitete die Arbeiten aus dem Hintergrund. Doch nach dem letzten Stein ist vor dem ersten Stein, denn damit ist die Sanierung der Wiesenkirche noch lange nicht abgeschlossen. Zwar wird die Baustelle nun winterfest gemacht. Es ist schon jetzt arg kalt und zugig dort oben über den Dächern der Stadt.

Nur noch einen Termin gibt es in diesem Jahr: die Grundsteinlegung an der Traufgesimszone am Südchor. Die Arbeiten und ihre Finanzierung hat Prigl noch persönlich mit angestoßen. Hoher Besuch wird dazu am Nachmittags des 29. November erwartet: Abermals soll die NRW-Ministerin für Heimat, Kommunales und Bauen dem kleinen Festakt beiwohnen, „und Ina Scharrenbach wird dann auch persönlich mit Hand anlegen und den Grundstein mit uns versetzen“, kündet Prigl an.

„Aber auch dies wird ein Programm sein, das jahrzehntelang für Arbeit sorgen wird. Aber die muss jetzt vorangetrieben werden, denn die Risse im Mauerwerk sind wirklich bedrohlich“, so Prigl über sein „Sorgenkind“.

Die eigentlichen Arbeiten beginnen allerdings erst im Frühjahr, sobald die Temperaturen dies wieder zulassen. Parallel arbeiten zwei Mann weiterhin am Turm. Dort gilt es nun, die Helmgiebel, die auf diesen Pfeilern aufstehen, mit ihren Spitzbögen zu ersetzen – genau so, wie es beim Südturm bereits geschehen ist.

 

Unter Anleitung von Bauhüttenmeister Daniel Müller und dessen Vorgänger Jürgen Prigl haben Mitarbeiter der Bauhütte jetzt den letzten Stein für dieses Jahr eingesetzt. Foto: Klaus Bunte