Mit Schweigemärschen Erinnerung wachhalten

Erstellt am 21.11.2019

MESCHEDE/BRILON Zum Gedenken an die Reichspogromnacht von 1938 fand auch in diesem Jahr ein Schweigemarsch statt. Rund zweihundert Teilnehmer trafen sich dazu auf dem Stiftsplatz. Michael Hermes sagte in seiner Rede: „Angewidert schaut die Republik auf die antisemitische Tat von Halle.“

Weiterhin zitierte er den Sozialpsychologen Sebastian Winter. „Mit antisemitischen Aussagen oder - wie hier - Mordtaten sucht ein Täter, dem sonst nicht viel gelingt, seine Zugehörigkeit zum Kollektiv sicherzustellen und darin eine anerkannte, eine bewunderte Stellung anzunehmen.“

Um die Erinnerung an die Gräueltaten des Nationalsozialismus wachzuhalten und vor einem Wiederaufleben dieser Gesinnung zu warnen, gingen die Menschen von der Innenstadt aus zum jüdischen Friedhof, wo die Namen der Opfer verlesen wurden, die durch den Nazi-Terror ums Leben gekommen sind. Von dort aus führte der Weg die Teilnehmer am Schweigemarsch zur Alten Synagoge.

Mit einem Schweigemarsch gedachten auch die Brilonerinnen und Briloner der Reichspogromnacht.  Die etwa 300 Teilnehmer, darunter auch viele junge Leute,  zogen vom jüdischen Friedhof durch die Stadt zum Gedenkstein an der Kreuziger Mauer, wo einst die Synagoge stand. Der Marsch war vom Jugendparlament mit Unterstützung der katholischen und evangelischen Kirchengemeinde organisiert worden. Pfarrerin Kathrin Koppe-Bäumer erinnerte in einem Gedicht an die Ereignisse von  damals und Pastor Ansgar Drees erbat Gottes Segen, dass so etwas nie wieder passiert. „Nie wieder“ forderte auch Bürgermeister Dr. Christof Bartsch, räumte aber ein, dass ihn gewisse Strömungen, vor allem von rechts,  in der heutigen Zeit, doch recht nachdenklich stimmten.

Knapp zweihundert Menschen nahmen in Meschede am Schweigemarsch teil. Foto: Brigitta Bongard

Erfreulich viele junge Menschen waren in Brilon dabei. Foto: Joachim Aue