„Wir sind hier wie eine große Familie“

Erstellt am 22.11.2019

Von Lena Husemann

ARNSBERG-SOEST. Die Pfarrkonferenz des Evangelischen Kirchenkreises Soest-Arnsberg war im November zu Gast in Arnsberg beim Café INKA, dem Kaufnett-Secondhand-Kaufhaus und der Beratungsstelle der Diakonie Ruhr-Hellweg.

Um neun Uhr morgens begrüßte Christine Weyrowitz im Cafe INKA die Gäste. Sie ist die Fachbereichsleitung für Arbeit und Entwicklung der Diakonie in Arnsberg. Die gemütliche Inneneinrichtung ist aus gespendeten Möbeln zusammengestellt, die Wände voller Bücher zum Leihen und Tauschen.

Bei internationalem Gebäck brachte sie das besondere Konzept des 2016 eröffneten Cafés näher. An Nachmittagen ist es ein beliebter Treffpunkt von Seniorengruppen, vormittags kommen Schulklassen zur Lesestunde.

Weyrowitz: „INKA ist die Abkürzung für „Interkulturelle Arbeitsgelegenheiten“, hier sollen Geflüchtete, Beeinträchtigte, Langzeitarbeitslose und Alleinerziehende auf den ersten Arbeitsmarkt vorbereitet werden.“ Neben der Arbeit im Café gibt es eine Nähstube, in der nach dem Motto „aus alt mach schön“ alte Textilien upgecycelt werden. Da werden Hemden zu Schürzen,  Jeans zu Taschen und alte Handtücher zu Kuscheltieren, die dann hier verkauft werden.

 „Alle Angestellten“, so Weyrowitz, bringen ganz individuelles Potential mit, was gemeinsam kreativ eingesetzt wird. Die Aufgaben heben das Selbstbewusstsein der Menschen und sie fühlen sich gebraucht und gestärkt. Die Agentur für Arbeit fördert die Maßnahme und die Angestellten werden fair nach BAT-KF  bezahlt. Ein großes Thema Ist dabei auch Nachhaltigkeit: „Wir wollen weg von der Wegwerf-Gesellschaft und so Ressourcen schonend arbeiten wie möglich“.

Neben der Textilverarbeitung werden in den Werkstädten der Diakonie nämlich auch alte Möbel aufgearbeitet und gegenüber verkauft. Ein paar Gehminuten entfernt befindet sich das „Kaufnett Secondhand“, in dem der Besuch des Kirchenkreises durch die 700 Quadratmeter Verkaufsfläche sowie die Abteilungen für gebrauchte Kleidung, Schuhe, Elektronik, Küchenbedarf, Möbel und Spielsachen geführt wurde.

Arnsberg hat eines von sechs dieser Kaufhäuser in der Region, die viele Sachspenden entgegen nehmen. Christine  Weyrowitz berichtete von Deals mit renommierten Mode- und Einrichtungshäusern, die regelmäßig ihre alten Kollektionen spenden, die sonst vernichtet würden. „Besonderen Wert legen wir darauf, dass sich Mitarbeitende und Kundschaft hier wohl fühlen, es soll gut riechen und aussehen, so dass sich niemand schämt, hier einzukaufen.“

26 Personen arbeiten momentan in wechselndem Einsatz im INKA oder Kaufnett, die Maßnahmen gehen sechs bis 18 Monate. Das Ziel ist immer, sie auf den ersten Arbeitsmarkt zu bringen und Perspektiven zu eröffnen. Auf dem Weg dahin werden sie auch sozialpädagogisch begleitet, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen und kulturelle Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen. „Wir sind hier wie eine große Familie, wir halten zusammen und keiner wird allein gelassen“, beschreibt Weyrowitz die Atmosphäre treffend.

Der Rundgang endete am frühen Mittag mit Antonia Voigt, die als Sozialarbeiterin in der Beratungsstelle der Diakonie arbeitet. „Hierher kommen psychisch erkrankte Menschen, Wohnungs- und Obdachlose und Suchtkranke, es sind ca. 40 Prozent Frauen und 60 Prozent Männer. Neben persönlicher und administrativer Beratung bekommen die Klienten hier je nach Bedarf eine Mahlzeit, die Möglichkeit sich zu duschen und Wäsche zu waschen, hier kann man telefonieren, ins Internet oder etwas ausdrucken. Wir können auch an Notunterkünfte vermitteln und beim Umzug helfen.“

Man merkt allen Mitarbeitenden den Stolz und die Begeisterung ihrer Arbeit an, der respektvolle Umgang ist spürbar. Solidarität und Nachhaltigkeit gehen hier gemäß dem Diakonischen Auftrag zu helfen Hand in Hand.

Gleich drei verschiedene Einrichtungen haben die Mitglieder der Pfarrkonferenz Soest-Arnsberg bei ihrem Besuch in Arnsberg besucht. Foto: Lena Husemann