Wenn Bildung zur Herausforderung wird

Erstellt am 05.12.2019

Von Elisabeth Patzsch

MESCHEDE. „Herausforderung Bildung“ so hieß der Titel einer Veranstaltung, bei der sich über 20 Menschen im Gemeinsamen Kirchenzentrum in Meschede über die Situation von Flüchtlingskindern in der Schule informierten und austauschten.

Die Synodalbeautragte des Evangelischen Kirchenkreises Soest–Arnsberg für Flüchtlingsarbeit, Elisabeth Patzsch, hatte ehrenamtliche Familienpaten, Eltern und sonstige Interessierte eingeladen. So waren auch Vertreter*innen des Kommunalen Integrationszentrums, der OGS und der Jugendarbeit dabei.

Schon in der Vorstellungsrunde wurden vielfältige Herausforderungen benannt. Während die Flüchtlingskinder das Sprechen und Verstehen der deutschen Sprache oft schnell lernen, gibt es teilweise sehr große Schwierigkeiten mit der Schriftsprache. Dadurch entstehen Lücken, die oft schnell demotivieren.

Genau wie bei deutschen Kindern trifft die Gefahr, zu versagen, besonders die bildungsfernen Familien. Die Flut der schulischen Infozettel überfordert alle neuzugewanderten Eltern. Während manche Schulen sich sehr um die Förderung die Migrantenkinder bemühen, sind andere wenig unterstützend.

Die Teilnehmer*innen beobachten bei den Kindern und Jugendlichen mit Fluchthintergrund auch besorgniserregende Rückschritte und Missachtung von wichtigen Werten des Zusammenlebens.

Im Anschluss an die umfangreiche erste Gesprächsrunde gab Ocalan Rasoul, der in Syrien Schulleiter war und seit kurzem als erster Arabischlehrer im Rahmen des herkunftssprachlichen Unterrichts arbeitet, einen Einblick in das Schulsystem in Syrien.

Dieses war vor dem Bürgerkrieg sehr weit ausgebildet, es gab eine allgemeine Schulpflicht von 9 gemeinsamen Jahren, im Anschluss vielfältige Weiterqualifizierungsmöglichkeiten. Die Lehrer dort mussten aber mit wesentlich weniger Material und größeren Lerngruppen zurecht kommen.

Eltern wurden ähnlich wie hier in Deutschland durch Elternsprechtage einbezogen, Infozettel gab es jedoch nicht. Es war spannend, die Unterschiede, aber auch Parallelen der Schulsysteme von jemand zu hören, der beide Länder kennt.

In der Abschlussdiskussion wurden Handlungsbedarf und Wünsche herausgearbeitet. Um schwächere Schüler*innen besser fördern zu können, werden an den Schulen mehr Personal und individuelle Lernmaterialien gebraucht. Manchmal wäre aber vielleicht auch weniger Material mehr und würde zu einer besseren Konzentration auf das Lernen führen.

Es ist wichtig, Migranteneltern mehr miteinzubeziehen und ihnen zu erklären, was Schule hier bedeutet, auch in den Flüchtlingsfamilien das Lesen und Vorlesen anzuregen. Im Gespräch mit den Eltern sind Lehrer*innen mit Migrationshintergrund eine große Bereicherung und gute Brückenbauer. Der herkunftssprachliche Unterricht ist eine wichtige Unterstützung der Familien in ihrer Identität in zwei Sprachen und Kulturen. Die Vision von Schule als flexiblerem Ort des Lernens - nicht nur gemessen nach deutschen Standards - verband alle Teilnehmer*innen der gelungenen Veranstaltung, die auch über „Komm an“-Mittel gefördert wurde.

Eltern und Paten interessierten sich gleichermaßen für das wichtige Thema.

Elisabeth Patzsch hatte den Abend organisiert und kompetente Referenten gewinnen können.