Manuel Schilling ist neuer Superintendent

Erstellt am 18.01.2020

Von Hans-Albert Limbrock

SOEST-MESCHEDE. Am Ende war es überraschend deutlich: Mit 98 zu 36 Stimmen hat Dr. Manuel Schilling, Pfarrer aus Minden, die Wahl zum Superintendenten im Kirchenkreis Soest-Arnsberg für sich entscheiden können. Auf Dr. Christian Klein entfielen lediglich 36 Stimmen im ersten Wahlgang. Eine von vielen erwartete Stichwahl wurde somit nicht nötig, da Schilling die absolute Mehrheit von 79 Stimmen der 156 Wahlberechtigten mühelos erreichte.

„Ich hätte nie gedacht, dass dieser Moment mal kommen könnte; so eine öffentliche Rolle hatte ich mir eigentlich nie zugetraut“, formulierte ein sichtlich bewegter Gewinner nach der Wahl. Noch nach der öffentlichen Vorstellung in der Johanneskirche am vergangenen Freitag, so Schilling (52 Jahre), hätten ihn Zweifel geplagt, ob er den großen Anforderungen dieser Aufgabe gerecht werden könne: „Aber ein Freund hat dann zu mir gesagt, ,Du hast Dich auf den Tiger gesetzt, jetzt musst Du ihn auch reiten‘.“

Vielleicht war es gerade die eher unkonventionelle Art seiner Selbst-Präsentation, seine offenkundige Ehrlichkeit und eventuell sogar seine Verletzbarkeit, die den Ausschlag für ihn, den von vielen Beobachtern als Außenseiter eingestuften Kandidaten, gegeben haben.

Für Dr. Christian Klein, den 57jährigen Pfarrer aus Wickede, schien im Vorfeld vor allem der Heimvorteil zu sprechen. Er kennt den Kirchenkreis aus dem Effeff hat den Vereinigungsprozess von Soest und Arnsberg ganz eng begleitet, an vielen Stellen gar geprägt. Bei ihm schienen die Synodalen zu wissen, was und wen sie wählen. Ist er vielleicht ausgerechnet daran gescheitert?

Unmittelbar nach dem überraschend klaren Ergebnis wollte sich Klein (57) nicht erklären: „Direkt nach der Wahl möchte ich das nicht“, beantwortete er die entsprechende Frage, und die tiefe Enttäuschung war ihm anzusehen. „Damit hatte ich so nicht gerechnet“, gab er unumwunden zu. Unbeantwortet blieb auch die Frage nach seiner Zukunft; ob er weiter Assessor im Kirchenkreis und auch Pfarrer in Wickede bleiben werde: „Dazu äußere ich mich zu gegebener Zeit - mit dem nötigen Abstand.

Zuvor hatten beide Kandidaten noch einmal jeweils etwa fünfzehn Minuten Zeit gehabt, für sich zu werben. Schilling nahm die Synode dabei mit auf eine imaginäre Reise durch den Kirchenkreis und zeigte sich dabei erstaunlich gut und detailgenau informiert. Er begann in der Wiesenkirche, setzte sie zur Lippstädter Marienkirche fort und beendete diese Rundreise nach einem Halt in der Arnsberger Auferstehungskirche schließlich auf der „Baustelle Lukaskirche“ in Sundern: „Die möchte ich gerne als ihr Superintendent miteinweihen.“

In seinen kurzen Statements wiederholte er noch einmal, dass Kirche in wichtigen gesellschaftspolitischen Fragen klar Stellung beziehen müsse. Und dass diese Rolle in Zukunft noch wichtiger werde.

„Die Evangelische Kirche wird sich rasant verändern. Bis 2030 geht die Hälfte der Pfarrerinnen und Pfarrer in den Ruhestand“, rechnete Dr. Klein hoch und forderte „für jede Gemeinde, für jede Region ein Szenario 2030.“ Er selbst wolle in „Börde und Bergen“ diese neue Kirche als Superintendent aktiv mitgestalten. Zudem machte er noch einmal deutlich, dass er im Falle seiner Wahl nahtlos die bereits angeschobenen Projekte – Leitbild, Logo, Klimaschutzkonzept – vorantreiben werde. Und wie bei der Vorstellung in der Johnneskirche schlüpfte er wieder in sein Trikot vom Silvesterlauf mit der Aufschrift: „Nicht allein vorweg – Gemeinsam unterwegs“.

Ohne Zweifel eine schöne Botschaft, die nur allerdings nicht ankam. Denn wer nach den Vorstellungen und den sich anschließenden, kurzen Fragerunden genau hingehört hatte, konnte bereits erahnen, welchen Verlauf die Wahl nehmen könnte: Der Applaus fiel für Dr. Schilling hörbar kräftiger und anhaltender aus als für Dr. Klein. Dieser Eindruck spiegelte sich dann schließlich auch im Wahlergebnis klar und deutlich wider.

Zu Beginn der Wahlsynode hatte Vizepräsident Ulf Schlüter ein Grußwort der Landeskirche überbracht und noch einmal auf die Besonderheit verwiesen, dass in diesem Jahr in zwölf von 27 Kirchenkreisen eine neue Superintendentin bzw. ein neuer Superintendent gewählt werden: „Sie alle werden Schlüsselfiguren der kirchlichen Entwicklung werden.“

Für Dieter Tometten war es nach achteinhalb Jahren die letzte Synode. Thomas Gano dankte ihm im Namen des Kreissynodalvorstandes für seine „Visionen und klaren Vorstellungen“: „Sie haben im Kirchenkreis mit einer oft bewundernswerten Ruhe und Gelassenheit eine ganze Menge auf den Weg gebracht.“

Die Amtszeit von Tometten endet am 31. Mai. Am 5. Juni wird Dr. Manuel Schilling dann in der Wiesenkirche als sein Nachfolger eingeführt. Gleichzeitig wird Präses Annette Kurschus an diesem Tag Tometten entpflichten.

   

 

Hätte nach seiner Wahl am liebsten die ganze Welt umarmt: Dr. Manuel Schilling aus Minden. Fotos: Hans-Albert Limbrock

Ließ Fragen nach seiner Zukunft zunächst unbeantwortet: Dr. Christian Klein (Wickede)

Gespannt verfolgten Dr. Manuel Schilling und Dr. Christian Klein gemeinsam mit Vizepräsident Ulf Schlüter die Bekanntgabe des Ergebnisses.

Zum Abschied gab es Blumen und Beifall: Superintendent Dieter Tometten mit Thomas Gano, Kathrin Koppe-Bäumer und Albert Sommerfeld (alle KSV)

Haben die Stimmen ausgezählt (von links): Die Vikarinnen Mathea Dieker, Kathrin Pferdmenges, Anthea Kuhn und Pfarrer Wolfram Sievert.