Bewegung der weltweiten Solidarität

Erstellt am 18.02.2020

SOEST. „Der Weltgebetstag ist über 100 Jahre alt und zu einer Bewegung der Solidarität zwischen Frauen auf der ganzen Welt geworden“, sagt Claudia Montanus, Weltgebetstags-Beauftragte der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen. „Man könnte auch sagen“, schmunzelt sie, „wir sitzen mit unseren Schwestern auf der „Freundschaftsbank“ und teilen Leben - auf Augenhöhe.“

Die Freundschaftsbank ist das Markenzeichen der diesjährigen Weltgebetstags-Werkstätten: In Simbabwe, aus dem die Gottesdienstordnung in diesem Jahr kommt, setzt man sich zu einer „Gogo“ (Großmutter) auf die Freundschaftsbank. Diese ist ausgebildete Laiengesundheitshelferin berät behutsam und stärkt Hoffnung. Die Freundschaftsbank ist ein Erfolgskonzept, das seit 2007 weit um sich greift und längst Simbabwes Grenzen überschritten hat.

Jedes Jahr befasst sich der Weltgebetstag (WGT) mit der Lebenssituation von Frauen eines anderen Landes. Es gehe darum, „informiert zu beten und betend zu handeln“, sagt die 56-Jährige. Das geschieht durch Informationen über Politik, Kultur und die soziale Situation vor Ort. Landestypische Rezepte, Musik, Literatur, Bräuche, Filmausschnitte vermitteln: „Wie ist es, eine Frau in Simbabwe zu sein?“

Simbabwe ist ein schönes Land im südlichen Afrika. Seine Nationalparks zeigen eine faszinierende Tierwelt. Die Viktoria Wasserfälle und die 1.000 Jahre alte Ruinenstadt Great Simbabwe sind Weltkulturerbe. Seit 1980 ist das Land unabhängig; es nennt sich statt „Rhodesien“ wieder Simbabwe und ist stolz darauf. Trotz unendlich vieler wertvoller Bodenschätze, riesigen Diamantenminen mit einer geschätzten Ausbeute von 1,7 Milliarden US-Dollar pro Jahr, ist das Land hoch verschulde. Für das laufende Jahr wird eine große Hungersnot erwartet. Die Menschen haben wenig, um das tägliche Leben zu bestreiten.

In diesem Jahr steht der WGT unter dem Motto: „Steh auf und geh!“. In Simbabwe erzählt man sich die Geschichte eines Menschen, der 38 Jahre lang auf eine illusorische Rettung wartete und dem Jesus zuruft: „Steh auf, nimm deine Matte und geh los!“ (Joh 5, 2-9). Kaum eine Geschichte passt so gut zu Simbabwe wie diese: Denn 37 Jahre lang regierte dort Diktator Robert Mugabe. Doch auch unter seinem Nachfolger herrscht weiterhin dieselbe korrupte Elite, die Kritik brutal niederschlägt.

„Der erste Freitag im März erscheint vielen mittlerweile wie eine weltweite „One friday for solidarity“ - Bewegung“, erläutert Montanus die Faszination des Weltgebetstages. „Dieses Jahr liegt das „Brennglas“ auf dem Land Simbabwe, von dem wir lernen wollen - auf pädagogisch sinnvolle und abwechslungsreiche Art.“ In den fünf zentralen Soester Werkstätten zum WGT werde neben den Informationen über das Land die Gestaltung des Gottesdienstes erarbeitet.

So meinte eine der Teilnehmerinnen: „Ich verstehe die biblische Heilungsgeschichte jetzt anders: Simbabwische Frauen stehen tatsächlich auf und nehmen ihr Leben in die Hand.“ Die mehr als 120 Teilnehmerinnen aus dem Münsterland, dem Sauerland, dem Ruhrgebiet, dem Siegerland und aus Ostwestfalen erkennen: „Es geht an diesem Freitag nicht um Mitleid, sondern um Solidarität!“ Projekte zu unterstützen, ist ein wichtiger Ansatz in der WGT-Bewegung.

„Die Frage ist: Wenden wir uns den Schwestern zu oder nicht? Durch Solidarität kann Aufstehen gelingen. Dann kann Hilfe zur Selbsthilfe geschehen - wie zum Beispiel in dem Schneiderei-Projekt, in der Frauen waschbare Damenbinden nähen, damit Mädchen zur Schule gehen können - auch während ihrer Periode“, erläutert die Religionspädagogin. Und dann stimmt sie noch mal ein in die Melodie „Komm, nimm dein Bett und geh - du schaffst das! Am Freitag. Auf der Freundschaftsbank. In weltweiter Solidarität.“

Weiteres unter www.weltgebetstag.de

Das Titelbild zum Weltgebetstag der Frauen hat die einheimische Künstlerin Nonhlanhla Mathe gemalt.

In Simbabwe ist die Freundschaftsbank ein Erfolgskonzept zur Gesundheitshilfe