Dem Geheimnis des Glaubens auf der Spur

Erstellt am 20.02.2020

Von Frank Albrecht

Arnsberg. Sehr gut besucht war jetzt die Auftaktveranstaltung in diesem Jahr der Evangelischen Akademie Arnsberg. Dabei hatte sich Vikarin Larissa Hachmann-Figgen aus Oeventrop ein schweres Thema ausgesucht: Sie hielt einen Vortrag mit durchaus wissenschaftlichem Anspruch unter dem Titel „Geheimnis des Glaubens. Trinität = Drei in einem Gott“. Mit einem Blick auf die Entwicklung des Begriffes, seinen Ursprung und den Grundlagen in der Bibel näherte sich die Vikarin dem schwierigen Thema.

25 Teilnehmer an der ersten Veranstaltung im neuen Programmzyklus hatten sich auf die Suche nach dem „Geheimnis des Glaubens“ eingelassen. „Das Thema ist schwer zu begreifen“, begrüßte Pfarrer i.R. Volker Horstmeier von der Ev. Akademie die Zuhörer. Horstmeier erinnerte daran, dass sich die Christen wegen der Dreieinigkeit Gottes schon seit Jahrhunderten Vorhaltungen anhören müssten, sie hätten sich von dem einen Gott abgewandt. Mehr Klarheit zum Thema erhoffe er sich von Vikarin Hachmann-Figgen, die sich eingehend in ihrer theologischen Arbeit mit dem Thema beschäftigt habe.

Mit einem Witz über zwei Theologiestudenten und ihre Fähigkeit, den Begriff der Trinität zu erklären, nahm Referentin Larissa Hachmann-Figgen ihre Zuhörerinnen und Zuhörer auch noch mit einer Frage mit. Wo denn ihnen die Trinität schon im Alltag begegnet sei, wollte sie wissen und bekam treffende Antworten: Vor allem im Kreuzzeichen haben viele Zuhörer die Dreieinigkeit Gottes bereits praktiziert. Auf jeden Fall bei der Taufe sahen zudem viele den Segen des dreieinigen Gottes für die neuen Gemeindemitglieder. Wie einfach es geht, den Begriff für Kinder zu beschreiben, zeigte allen ein Animations-Video der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg.

Aus den biblischen Grundlagen heraus gebe es für „Trinität“ drei Begriffe, die für eine Wortbedeutung stehen würden. Die „Dreiheit in Einheit“ sei dabei nur ein Ansatz zur Erklärung, der aus dem Neuen Testament stamme. Ihren Zuhörern erklärte die Referentin das Verhältnis von Jesus zu Gott und Vater als besondere Beziehung zwischen Jesus und Gott.

Neu sei dabei, dass auch Jesus der Überlieferung nach Sünden vergeben könne, so wie Gott. „Im Reden und Handeln von Jesus ist der Wille von Gott zu erkennen“, so Larissa Hachmann-Figgen. Belege dazu gebe es in der Bibel zu lesen, wo Jesus als „Herr“ für griechisch „Gott“ angesprochen wurde. Ein besonderes Augenmerk, so die Referentin, sei zudem auf die 3. Person, den Heiligen Geist, zu legen. Er zähle als eigenständige Instanz neben Jesu, dessen Wirken aber stets vom Heiligen Geist inspiriert sei.

Erklärungsversuche, den Begriff der „Gottheit Jesu“ zu bestimmen habe es schon rund 200 nach Christus gegeben. Einen Streit sogar, so die Referentin, könne man im so genannten Konzil von Nicäa 325 n. Christus festmachen. Das Ergebnis, Jesus Christus und Gott als „wesenseins“ zu beschreiben ist dabei – so die Referentin – nur einer von vielen Erklärungsversuchen gewesen.

Während sich weitere theologische Streitigkeiten wie im „Konzil von Konstantinopel“ 381 n. Christus gegen eine einseitige Auslegung der Begriffe wandten, habe schließlich die Reformation von Martin Luther entscheidenden Einfluss genommen. Die Übernahme des altkirchlichen Bekenntnisses zum dreieinigen Gott wurde als antiquiertes Dogma kritisiert, das keinen praktischen Nutzen für die Kirche habe.

„Eine Wiederbelebung der Diskussion ist im 20. Jahrhundert erfolgt“, beschrieb die Vikarin weiter. „Trinität“ sei dabei als das Denken an einen „nahbaren Gott“ gesehen worden, was ihn für die Menschen vorstellbarer machen sollte. Heute, so Hachmann-Figgen, werde der Begriff der Trinität im Dialog mit Juden und Muslimen diskutiert.

Vikarin Larissa Hachmann-Figgen konnte anhand von Darstellungen zur Dreieinigkeit Gottes aus dem Mittelalter (1210) festmachen, dass das Wissen über die Dreieinigkeit immer als Paradox gesehen wurde. In späteren Versuchen sei die Trinität (Vater – Sohn – Heiliger Geist) als Schaubild gezeichnet und mit der Beziehung von Wasser zu Dampf und Eis vergleichen worden.

Als Näherung an das Paradox wurde die Dreieinigkeit erneut als Beziehung zwischen den Personen – Gott der Vater, Gott der Sohn und Gott der Heilige Geist – skizziert. Ihr Vorschlag zur Lösung: „Jesus ist das menschliche Antlitz Gottes“, beschrieb Hachmann-Figgen. Und Gott nicht unabhängig von Jesus zu verstehen. „Das ist die Chance für die Kirche: Jeder kann sich durch Gottes Geist unterschiedlich angesprochen fühlen“, sagte die Vikarin.

Noch zu klären gab es im Vortrag die Frage, ob Vater und Sohn ein „Männergott“ seien und worin die Vermutung begründet liegen könne. Als ein mögliches Thema der „Gender-Theologie“, sie die Begrifflichkeit in den patriarchalischen Strukturen des Denkens in der Kirche verwurzelt. Als Ausgleich dessen, so beschriebt die Referentin, habe man versucht, Gottes mütterliche Seiten zu sehen.

„Als ein Ergebnis der Diskussion über Trinität verbietet sich der Gedanke an einen patriarchalischen Allmachtsgott“, so Hachmann-Figgen. In der praktischen Ausgestaltung der Trinität sei eine Trennung der drei Einheiten des Begriffes nicht unbedingt nötig. Bekannt geworden sei in der Kirche das Bild eines gleichseitigen Dreiecks, wie eine Ikone von 1410 aus der orthodoxen Kirche zeige.

Abschließend konfrontierte die Referentin die Zuhörer noch mit der Frage, ob es wirklich einen Unterschied mache, ob an nur den einen oder doch an den dreieinigen Gott geklaubt werde. Gott sei doch überall zu finden und könne die Menschen berühren. Ein bisschen Geheimnis, so Larissa Hachmann-Figgen über Gott müsse schließlich bleiben.

Die Aussage von Augustinus, wenn wir alles über Gott wissen würden, wäre er keine Gott mehr, habe da schon ihre Berechtigung. „Die Frage nach dem dreieinigen Gott beschäftigt mich vor allem in der Konfirmanden-Arbeit“, sagt die Vikarin im Gespräch mit UK. Ihr Anspruch beim Thema sei es deshalb, eine mögliche Erklärung auch für Nicht-Theologen anzubieten. Das Thema sei von großem theologisch-wissenschaftlichen Interesse.

Vikarin Larissa Hachmann-Figgen (mitte) referierte jetzt auf Einladung von Volker Horstmeier (Ev. Akademie) und Kooperationspartnerin Svenja Seep (VHS Arnsberg-Sundern) über das Thema Trinität. Foto: Frank Albrecht

Ein schwieriges Thema - und trotzdem war die Veranstaltung gut besucht.