Ein Leben für die Musik

Erstellt am 07.04.2020

Von Hans-Albert Limbrock

HÜSTEN. Das Zitat stammt vom großen Loriot: „Ein Leben ohne Musik ist möglich, aber sinnlos.“ Annika Eisenberg zitiert diesen Satz nicht nur gerne; sie lebt ihn. Und das täglich: „Die Überschrift könnte über meinem Leben stehen“, sagt die neue Kantorin der Kirchengemeinde Hüsten, die in den Zeiten der Corona-Krise ihren Dienst vergleichsweise still angetreten hat. Denn eigentlich sollte ihr Vorgänger Martin Stegmann Ende März in einem feierlichen Gottesdienst in der Kreuzkirche auf dem Mühlenberg entpflichtet und sie als neue Kantorin eingeführt werden. Wie so oft in diesen Tagen durchkreuzte Corona die Pläne. Aber aufgeschoben, ist bekanntlich nicht aufgehoben.

Schon früh rückte die Musik in den Mittelpunkt ihres Lebens: „Als kleines Kind fing alles – wie bei so vielen – mit der Blockflöte an. Allerdings mit dem Unterschied, dass ich sie auch heute noch gerne in ihren verschiedenen Varianten spiele.“

Doch bei der Blockflöte blieb es nicht: „Ich habe schon früh im heimischen Kirchenchor und im Oratorienchor Letmathe gesungen.“ Weitere Instrumente kamen im Laufe der Zeit dazu: Klavier, Waldhorn, Posaune, Schlagwerk und vieles mehr. Annika Eisenberg wurde regelrecht zur Multi-Instrumentalistin. Da war es nur folgerichtig, dass sie irgendwann auch die Königin der Instrumente beherrschte: die Orgel.

In ihrer Heimatgemeinde Letmathe hat sich Eisenberg fast zwanzig Jahre nebenamtlich eine Kirchenmusikerstelle mit einem Kollegen geteilt. Parallel zum Lehramtsstudium hatte sie ihre Ausbildung zur nebenamtlichen Kirchenmusikerin („C-Kurs“) intensiviert.

Doch das reichte ihr schon bald nicht mehr aus. Der Wunsch, die nächste Stufe zu erklimmen, den nächsten Schritt zu machen, wurde immer präsenter: „Meine Arbeit und die Erfahrungen in meiner Gemeinde machten mir so viel Freude, dass ich nur noch einen Berufswunsch hatte: Hauptamtliche Kirchenmusikerin.“

Mit dem erfolgreich bestandenen Examen im vergangenen Sommer hat sie sich diesen Herzenswunsch erfüllt. Mehr noch: „Ich bin eine richtige Sauerlandpflanze“, bekennt die 40-Jährige. „Dass ich nun auch noch meine erste Stelle in der Region antreten kann, macht es einfach perfekt. So kann ich in meinem geliebten Sauerland bleiben.“

Hüsten ist dabei eine Kirchengemeinde, die genau ihren anspruchsvollen Vorstellungen entspricht: „Alles, was ich bisher hier gesehen habe, gefällt mir. Für mich sind dabei nicht nur die künstlerischen Ansprüche, sondern auch die sozialen Komponenten entscheidend. Und das scheint hier gegeben zu sein.“

Dass ihre Arbeit nun erst einmal wegen der allgemeinen Kontaktreduzierung auf Eis liegt, ist für ihre ehrgeizigen Vorhaben natürlich auch ein Rückschritt. Eisenberg: „Aber auch diese Zeit wird vorbeigehen und dann holen wir alles nach.“

„Ein Leben für die Musik“ – Annika Eisenberg ist die neue Kantorin der Evangelischen Kirchengemeinde Hüsten und muss sich aktuell in Geduld üben. Foto: Hans-Albert Limbrock