Herzen brennen für Gemeindearbeit

Erstellt am 08.05.2020

Von Hans-Albert Limbrock

LIPPSTADT – Das Wort „eigentlich“ fristet ein eher unscheinbares Dasein im allgemeinen Wortschatz. In diesen Tagen der Corona-Pandemie schwingt es sich jedoch zu ungeahnten Höhen auf. Denn EIGENTLICH sollte ja alles ganz anders sein. Eigentlich wollte das Ehepaar Peters sein „silbernes Jubiläum“ in der Kirchengemeinde Lippstadt mit einem festlichen Gottesdienst und anschließendem Empfang ebenso gebührend wie stilvoll feiern. Doch dann kam Corona und das Feiern von Gottesdiensten wurde auf den Index der Lockdown-Gebote gesetzt.

Nichtsdestotrotz gibt es natürlich dieses Jubiläum, denn Ostern vor 25 Jahren hat Christoph Peters seinen Dienst in Lippstadt angetreten. Von Beginn an dabei: Seine Frau Lilo, die dann drei Jahre später (1998) ebenfalls zur Pfarrerin gewählt wurde. Seitdem ist Familie Peters in der Gemeinde „im Doppelpack“ aktiv und erinnert sich in einem Gespräch an diese spannende und abwechslungsreiche Zeit.

Bereut haben sie die Zeit in Lippstadt, die viel länger angedauert hat als ursprünglich angedacht, zu keinem Zeitpunkt. „Überlegungen, noch einmal was anderes zu machen – ja, die hat es zwischenzeitlich sicherlich mal gegeben“, räumt Lilo Peters ein und ergänzt:  „Aber am Ende ist es gut so, wie es gekommen ist.“

Das hat auch daran gelegen, dass sie sich als „Pfarrer-Ehepaar“ Schwerpunkte suchen konnten und dort auch ihre jeweiligen Stärken eingebracht haben. Bei Christoph Peters war das zum Beispiel die Musik – die moderne Kirchenmusik, mit Gründung von Exoduschor, Band Exodus und vielem mehr. Oder sein gesellschaftspolitisches Engagement. Das Friedensgebet der Religionen hat Christoph Peters als einen „ökumenischen Leuchtturm“ erlebt, den Arbeitskreis „Willkommen – kulturelle Vielfalt in Lippstadt gestalten“ aktiv begleitet. Was auch für den Treffpunkt KIA in der Cappelstraße gilt.

Lilo Peters konnte ihr Steckenpferd – das Theater – in vielfältiger Art und Weise erleben und ausleben. Einige hundert Stücke hat sie in diesen 25 Jahren geschrieben oder bekannte Vorlage umgeschrieben bzw. adaptiert. Vieles davon war die Basis in den Kindergottesdiensten. Und es war vor allem diese enge Beziehung und die intensive Zusammenarbeit mit und zu den Gemeindegliedern, die sie über all die Jahre getragen hat: „Mein Herz wird immer brennen für die Gemeindearbeit.“

Bei all den positiven Erfahrungen, die sie in den letzten 25 Jahren gemacht haben, verkennen sie natürlich auch nicht den Blick für die Probleme und Schwierigkeiten, mit denen Kirche heute – und noch mehr – in Zukunft zu kämpfen hat. Lilo Peters: „Dass die Gottesdienst leerer werden und viele aus der Kirche austreten, ist für mich nicht nur ein Problem der Kirche. Es ist eine Verarmung des Menschen an sich. Wir werden egoistisch, perspektivlos, geistlich arm, wenn wir immer nur das in den Blick nehmen, was uns unmittelbar nützt.“  Für sie steht daher fest: „Wir brauchen Gott, wir brauchen eine Perspektive, um menschlicher, verantwortungsbewusster, solidarischer, demütiger, hoffnungsvoller zu werden.“

Christoph Peters, der in diesem Jahr 61 Jahre alt geworden ist, ist überzeugt, dass das durch die Corona-Krise nötiger denn je wird: „Schon beim Kassensturz am Ende des Jahres wird es ein böses Erwachen geben. Die wohlhabende Evangelische Kirche wird es nicht mehr geben.“ Dennoch – oder vielleicht auch gerade deswegen – macht er sich schon Gedanken über das, was in naher Zukunft kommen mag: „Ich möchte beizeiten und gesund in den Ruhestand kommen. Und dann weiterhin – ehrenamtlich – die verheiraten, die ich als Pfarrer konfirmierte, und ihre Kinder taufen. Und denen predigen, die jetzt 40 sind, und als Konfirmanden nicht so richtig zuhörten.“

Sind seit 25 Jahren in der Kirchengemeinde Lippstadt als Pfarrerin und Pfarrer aktiv: Lilo und Christoph Peters. Foto: Hans-Albert Limbrock