Mehr als nur Bäuerin

Erstellt am 08.05.2020

Von Kathrin Koppe-Bäumer

BRILON- Eine Woche, bevor in NRW die Schulen wegen des Corona-Virus geschlossen wurden, war es im Gemeindezentrum der Evangelischen Kirchengemeinde noch einmal richtig voll. Die Briloner Landfrauen hatten den inhaltlichen Part des Gemeindefrühstücks  übernommen. Deshalb waren noch mehr Frühstücksgäste als sonst da.

Vom Landleben verstehen alle etwas. Den Eindruck vermittelten die Frauen und Männer im Gemeindesaal. Reinhild Tacken und Juliane Hütter-Brandenburg, die von der Verbandsarbeit der Landfrauen deutschlandweit, in Westfalen, im HSK und in Brilon berichteten, hatten sichtlich Freude am großen Publikum und an der Tatsache, dass auch weitere Landfrauen anwesend waren. Alle Frauen, nicht nur Frauen, die in der Landwirtschaft arbeiten, können Mitglied im Verband werden. Das Veranstaltungsprogramm der Landfrauen bereichert das kulturelle Leben in Brilon und fördert die Vernetzung der Frauen im Hochsauerlandkreis.

Regionalpfarrerin Kathrin Koppe-Bäumer, selbst Mitglied der Landfrauen in Brilon und Marsberg, stimmte das Volkslied „Im Märzen der Bauer“ an. Alle sangen mit. Die Landfrauen machten klar, dass Poesie und moderne Realität nicht immer übereinstimmen: Statt Röslein vor dem Landwagen gibt es Trecker, die Arbeit setzt nicht gemütlich im März an, sondern beginnt Anfang Februar mit dem Ausfahren der Gülle. Nicht immer passen erschöpfte Lagerkapazitäten und Bestimmungen zusammen. Handarbeit wird heute stark von Maschinen-und Büroarbeit am Computer begleitet. Was durchaus heute noch gilt: Die Arbeit auf dem Land beginnt früh am Morgen und endet spät am Abend.

Die Referentinnen brachten das Publikum mit ihren eigenen Lebensgeschichten zum Schmunzeln: die eine wollte nie Bäuerin werden, die andere wollte nie aus ihrem Heimatort weg. Beide bewirtschaften heute bewusst und mit Begeisterung landwirtschaftliche Betriebe.

Landfrauen und Gemeindefrühstückgäste ließen sich die vom Frühstücksteam mit Liebe und Leidenschaft zubereiteten herzhaften und süßen Gerichte schmecken: Viel Hackfleisch, Kartoffeln, Möhren und Milchprodukte füllten die Speisekarte. Alle wurden satt und konnten anschließend regional produzierte Produkte zur Kenntnis nehmen. Darum werben die Landfrauen dafür, dass Briloner und Brilonerinnen vor Ort gesunde Lebensmittel zu angemessenen Preisen einkaufen. Zusammen erstellte die Frühstücksgemeinde eine Liste von Briloner Hofläden und Marktständen.

In einer Schlussrunde wog sie die Vor-und Nachteile des Landlebens ab: die gute Luft, die leichten Zugänge zur Natur, die Freude am Säen, Pflegen und Ernten von Gemüse und Pflanzen und die Freiheit für Kinder wurde dabei benannt. Auf der Wunschliste aller steht der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs und schnellen Internets und die Wiederöffnung von Kneipen und Läden in den Dörfern.

Die Ev. Kirchengemeinde hatte sich bei der Auswahl des Themas am inhaltlichen Zeitplan des Briloner Jubiläumsjahres orientiert. Gern hätten die Landfrauen und die Kirchengemeinde drei Tage später am 14. März zusammen einen Gottesdienst in der Reithalle Witthaut gefeiert. Der wurde wegen Corona auf den Herbst verschoben. Juliane Hütter-Brandenburg und Pfarrerin Kathrin Koppe-Bäumer hoffen allerdings, dass der geplante geistliche Abendspaziergang in Rixen am 3. Juli stattfinden wird

Juliane Hütter-Brandenburg (links) und Reinhild Tacken erzählen mit Herz und Verstand vom Leben als Landfrauen.

Das Publikum beim Gemeindefrühstück hört den Landfrauen interessiert zu und beteiligt sich eifrig an der Diskussion. Fotos: Kathrin Koppe-Bäumer