Alles ist anders in diesem Jahr

Erstellt am 16.07.2020

Von Rebecca Basse

GESEKE - Der Engel des Herrn rührte Elia an und sprach: „Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir.“ (1. Könige 19,7) Mit dem Monatsspruch für den Monat Juli startete der letzte Teil eines besonderen Experiments, zu dem sich die drei Presbyterien der Kirchengemeinden Warstein, Erwitte-Anröchte und Geseke (WAGE) aufgemacht hatten.

Zusammen bilden sie die Region WAGE, die sich mit der Vereinigung der beiden Kirchenkreise Soest und Arnsberg gebildet hat und seitdem miteinander auf dem Weg ist. Die vergangenen Monate waren für die Zusammenarbeit in der Region auf vielfache Weise besonders: Natürlich war durch die Kontaktbeschränkungen der Corona-Zeit auch das Miteinander über die Gemeindegrenzen hinaus erschwert.

Gleichzeitig starteten in allen drei Gemeinden Presbyterien in eine neue Amtszeit, die jeweils aus einer guten Mischung von Alteingesessenen und Neuzugängen bestehen und erst einmal sortieren mussten, wie sie miteinander gut in die Arbeit einsteigen konnten. Es galt, in der neuen Zusammensetzung die Gemeinde in dieser herausfordernden Zeit gut zu managen und anzuleiten.

Alles ist anders in diesem Jahr. Doch manchmal entstehen gerade darin neue Möglichkeiten, von denen man vorher gar nicht wusste. Regionalpfarrerin Rebecca Basse lud die Presbyterinnen und Presbyter der drei Gemeinden ein, den Monat Juni für ein besonderes Experiment zu nutzen.

Statt sich mit vielen Menschen an einem Ort zu treffen, sollte in einer Mischung aus analogen und digitalen Impulsen Gelegenheit sein, sich mit der eigenen Geschichte und der der Gemeinde auseinanderzusetzen. Im Anschluss wollte man sich mit Menschen aus den anderen Gemeinden darüber austauschen.

So bekamen alle zu Beginn einen Brief – ganz traditionell per Post. Das beiliegende Heftchen lud zur Selbstreflexion ein. Fragen zur Geschichte des eigenen Glaubens und zum Weg in die Gemeindearbeit regten zum Nachdenken an und beschäftigten zum Teil nachhaltig. Im zweiten Schritt wurde den Teilnehmenden jeweils ein Partner oder eine Partnerin aus einer der anderen Gemeinden zugelost. Mails und Textnachrichten wurden über die Gemeindegrenzen geschickt und manches längere Telefonat geführt.

Die entscheidenden Fragen waren dabei natürlich auch immer die nach der regionalen Zusammenarbeit: „Was erhoffst du dir von der Arbeit in der Region?“, „Was befürchtest du?“, „Wofür möchtest du dich gerne einsetzen?“

Am Ende des Experiments stand eine Videokonferenz, bei der Presbyterinnen und Presbyter der drei Gemeinden gemeinsam mit Pfarrerin Rebecca Basse und Vikarin Larissa Hachmann-Figgen auf das Erlebte zurückblickten und Pläne für die zukünftige Zusammenarbeit entwickelten.

Sie stellten fest: Wir sind definitiv bereits auf einem guten Weg miteinander. Gleichzeitig wissen alle aber auch, dass es noch ein weiter Weg ist, der vor ihnen liegt.

Die Verantwortlichen der Gemeinden wünschen sich eine Region, in der die Zusammenarbeit einmal selbstverständlich sein wird. In der man selbstverständlich Gottesdienste und Veranstaltungen auch in anderen Gemeinden besucht und in der man einander kennt und schätzt.

Sie wünschen sich, dass gewinnbringende Kooperationen auch in den einzelnen Arbeitsbereichen der Gemeinden, wie zum Beispiel der Öffentlichkeitsarbeit oder der Kirchenmusik, entstehen.

„Wir stellen jetzt die Weichen“, so formulierte es eine Presbyterin. „Wir bringen die Saat aus, damit andere später einmal ernten können.“

„Du hast einen weiten Weg vor dir.“ (1. Kön 19,7) Umso wichtiger ist es, sich zwischendurch die Zeit zu nehmen, um nach dem „Wie“ und dem „Wohin“ zu fragen. Sich gegenseitig zu stärken und in den Fragen und Problemen ernst zu nehmen.

„Was ist mir im Blick auf die Region wichtig?“ fragte sich ein Presbyter. „Immer die Menschen.“

Deshalb will er Vorreiter sein, will andere an die Hand nehmen und zu ihnen sagen: „Komm doch mal mit!“ Wie schön ist es doch, dass wir nicht alleine auf dem Weg sind!

Per Videokonferenz hat der Austausch untereinander erstaunlich gut geklappt.

Warstein, Erwitte, Anröchte und Geseke bilden die Region WAGE. Das Experiment im Mona<t Juni hat bewiesen, dass die Kirchengemeinden gemeinsam auf einem guten Weg sind. Fotos: Rebecca Basse