Der, der von Gott redet

Erstellt am 31.07.2020

Von Frank Albrecht

NEHEIM - „Friedenstörer!“ – das war nur eine der Beschimpfungen, die der umstrittene Theologe Karl Barth über sich ergehen lassen musste. Der Schweizer hat es überstanden und vor allem weiter gewirkt. Teile der kirchlichen Dogmatik hat Barth intensiv mitbestimmt, sein Kommentar zum „Römerbrief“ zählt dabei als Meilenstein. Zum 50. Todestag von Karl Barth im letzten Jahr wurde eine Wanderausstellung aufgelegt, die jetzt auch die Evangelische Kirchengemeinde Neheim erreicht hat. „Unbedingt sehens- und lesenswert“, sagt Pfarrer Dr. Udo Arnoldi, der in seinem Studium selber von den Thesen und Gedanken Barths berührt wurde.

Der Jubiläen zur Ausstellung über den Theologen Karl Barth noch nicht genug, ist im Startjahr der Wanderausstellung „Schweizer! Ausländer! Hetzer! Friedenstörer!“ auch sein Kommentar zum Römerbrief 100 Jahre alt geworden. In seinem 1919 veröffentlichen Schreiben unter dem Titel „Der Römerbrief“ sagt Barth, dass es im Glauben allein um das Wort Gottes geht und der Glaube nicht von religiösem Empfinden beeinflusst werden darf. „Ein Theologe ist einer, der von Gott redet – war eine seiner wichtigen Aussagen“, beschreibt Pfarrer Dr. Udo Arnoldi.

Leben und Wirken von Karl Barth, der 1886 in Basel geboren wurde, werden in der Wanderausstellung auf 16 Tafeln dargestellt und beschrieben. Dabei geht es natürlich nicht nur um die Lebensgeschichte Barths, die einen Blick auf sein theologisches Verständnis wirft: Vor allem seine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem, was Glauben zu seiner Zeit ausmacht, wird thematisiert.

„Im Studium und in meinem Wirken als Pfarrer bin ich von den Gedanken und Lehren Karl Barths geprägt worden“, so der Neheimer Pfarrer. Gerade für jungen Menschen vor dem Dienst in der Kirche habe die scheinbare Widersprüchlichkeit in den Worten und Gedanken Karl Barths einen besonderen Reiz ausgeübt. Zudem war Barth ein bekennender Gegner des Nationalsozialismus und der Politisierung der Theologie. Bereits 1935 wurde er aus Deutschland vertrieben.

Die Wanderausstellung in der Christuskirche zeigt die Entwicklung des Schweizer Theologen bis hin zu den prägenden Themen, der Frage nach Gott und der Rolle der Politik im Leben eines Christen. „Karl Barth hat die theologischen Debatten in der Kirche zwischen 1916 und 1968 mitbestimmt“, weiß Dr. Arnoldi.

Barth war auch Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands und hat sich offen dazu bekannt. Das Politikmagazin „Der Spiegel“ hat Karl Barth im Dezember 1959 auf die Titelseite gebracht und die Geschichte unter dem Titel „Gottes fröhlicher Partisan“ veröffentlicht. Auch davon erzählt die Wanderausstellung in Neheim und zeigt zudem eine Abbildung des „Spiegel“ aus dem Erscheinungsjahr.

Besucher bekommen einen Eindruck vom theologischen, kirchlichen und politischen Handelns des Theologen. Die Wanderausstellung über Karl Barth ist noch bis Oktober 2020 auf 16 Info-Tafeln in der Christuskirche Neheim zu sehen: Während der regulären Öffnungszeiten der Kirche (freitags und sonntags von 15 bis 17 Uhr sowie samstags von 10 bis 12 Uhr). Darüber hinaus kann die Ausstellung auch direkt vor oder nach den Gottesdiensten in der Christuskirche besucht werden.

 

Pfarrer Dr. Udo Arnoldi hat sich während seines Studiums intensiv mit den Lehren und Ansichten von Karl Barth beschäftigt. Foto: Frank Albrecht