Schätze im Sauerland heben

Erstellt am 21.08.2020

 

Von Kathrin Koppe-Bäumer

BRILON/MARSBERG. Die erste klimafreundliche Wanderwoche zu Seelenorten im Sauerland liegt hinter 17 Frauen und 4 Männern im Alter zwischen Mitte 50 und fast 80, außerdem einer 20-Jährigen, die für ihre erkrankte Mutter eingesprungen war. Sie kamen aus Brilon, Olsberg, Marsberg und Medebach, drei aus Wickede, Menden und Buxtehude. Vor einem Jahr schon hatten Regionalpfarrerin Kathrin Koppe-Bäumer und die Referentin für Seelsorge im Alter, Simone Pfitzner, die Idee entwickelt, im Rahmen des kreiskirchlichen  Schwerpunktthemas „Für gutes Klima sorgen“.

In Corona-Zeiten trafen sie damit ins Schwarze: Es meldeten sich so viele an, dass die Wanderwoche Ende September wiederholt wird. Zu Hause bleiben, einen organisierten Urlaub machen, Sauerländer Seelenorte entdecken, klimafreundlich verpflegt werden und im eigenen Bett schlafen, das war attraktiv für die bunte Gruppe von Ehepaaren, Frauen, deren Männer nicht wandern wollten oder konnten, Verwitwete oder Geschiedene. Alle wollten zusammen wandern, unterwegs Kontakte knüpfen, die schöne Natur entdecken und geistliche Anregungen bekommen.

Dass alle An-und Abfahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln bewältigt werden sollten, nahmen sie als Experiment wohlwollend an. Aus Wickede kam eine Frau täglich trotz Schienenersatzverkehr mit dem Zug angefahren. Zweimal übernachtete sie bei einer anderen Teilnehmerin in Marsberg, die sie spontan  eingeladen hatte.

„Ich fahre sonst nie mit öffentlichen Verkehrsmitteln“, gab einer der Teilnehmer zu, „weil das hier so umständlich ist“. Nichtsdestotrotz studierte er elektronische Fahrpläne und sorgte dafür, dass eine Gruppe aus Medebach täglich mit dem richtigen Bus pünktlich zur Stelle war: in Brilon am Markt, in Brilon-Wald, in Alme, Küstelberg, Usseln, Ramsbeck oder Bredelar. Mobilität mit Öffentlichen geht, wenn man die Zeit dafür einkalkuliert, stellten alle fest.

Nachhaltige Projekte wurden unterwegs vorgestellt: Die Geschichte und Entwicklung des Briloner Bürgerwalds erklärte eine Waldpädagogin. Ein Mitarbeiter der Stadtwerke informierte am Ufer des Schmalah-Sees über die Wasserversorgung in Brilon, lobte die Güte des Trinkwassers und regte zum Sparen desselben an. Der Klimawandel sei auch im Sauerland spürbar. Im Rosengarten in Bruchhausen wurden Gärten mit alten Sauerländer Gemüse, herrlichen Rosen und Bienenweiden bestaunt.

Dass in Alme die Abwärme einer Dampfmaschine das Wasser im Freibad und die Schützenhalle heizt, war für viele neu. Menschen aus dem Dorf haben das ermöglicht und bringen als Betreibergesellschaft Zeit und Energie für dieses Projekt auf. Auch in Düdinghausen sind es Dorfbewohner, die mit LEADER-Mitteln und viel Eigeninitiative die Pastorenscheune betreiben und die Geschichte des Dorfes spannend  aufbereiten und sichtbar machen.

Auf dem Ramsbecker Bergwerksweg stimmten die Einblicke in Frauen-und Kinderarbeit, der viel zu frühe Tod der Bergleute und die Vor-und Nachteile technischer Entwicklung vor 120 Jahren nachdenklich. Im ehemaligen Kloster Glindfeld sahen sie, wie ein altes herrschaftliches Gebäude sinnvoll durch private Hände genutzt wird und der Öffentlichkeit zugute kommt.

Im Mischwald und auf der Usselner Heide ging es um zukunftsfähige Bewahrung der Landschaft. Begeistert nahmen die Teilnehmer*innen die Schönheiten unterwegs war: „Jeden Tag etwas Anderes und etwas neues Schönes zu erleben, das gefällt mir“, war eine oft gehörte Reaktion. Auch die geistlichen Impulse der Theologinnen, die sie in den Kontext der Seelenorte stellten, so wie die schweigend gegangenen Wegstrecken taten gut.

(Wird fortgesetzt)

 

Am Ziel in Medebach bildete eine gemeinsame Andacht den Schlusspunkt einer außergewöhnlichen Wanderung. Fotos: Simone Pfitzner

Ein selbstgebastelter Sonnenschutz aus Mutter Natur war ein probates Mittel bei der Sommerhitze.