Petra Englert verlässt Jugendkirche

Erstellt am 02.09.2020

Von Hans-Albert Limbrock

SOEST – Einfach aufhören. Noch einmal was Neues anfangen. Ganz woanders. Davon träumen viele; aber nur wenige bringen den Mut auf, es auch zu wagen. Zu sehr lähmen das Bedürfnis nach Sicherheit und Kontinuität. Ganz anders Petra Englert. Die langjährige Leiterin und Mitbegründerin der Jugendkirche fängt noch einmal neu an.

„Ich habe das Gefühl, dass meine Zeit hier zu Ende ist; dass ich noch einmal eine neue Herausforderung, etwas wirklich Neues brauche“, beantwortet sie die Frage, warum sie nach fast dreißig Jahren Tätigkeit im Kirchenkreis Soest (jetzt auch mit Arnsberg) in den Norden der Republik wechselt. Im Kirchenkreis Wesermünde in Niedersachsen wird künftig ihr Schreibtisch stehen. Gemeinsam mit ihrem Mann wird Petra Englert nach Cuxhaven ziehen. „Dort haben wir eine schöne Wohnung mit Blick auf die Nordsee gefunden“, erzählt sie.

 Seit 31 Jahren macht die Familie jedes Jahr dort einen von mehreren Urlauben in jedem Jahr. Die anderen haben stets in fernere Länder, nach Griechenland und Afrika, geführt. „Aber mindestens einmal im Jahr muss Cuxhaven einfach sein.“ Die Gemeindepädagogin weiß also, worauf sie und ihr Mann sich einlassen, sie kennen Land und Leute und damit auch die Mentalität der Menschen, die dort leben: „Damit kommen wir bestens klar.“

Englert, die 52 Jahre alt ist, hat Erzieherin gelernt und zunächst an der Blindenschule gearbeitet. Schon immer fühlte sie sich der Evangelischen Kirche und hier besonders der Arbeit mit Jugendlichen verbunden. Irgendwann hat der damalige Superintendent Manfred Selle dann zu ihr gesagt: „Mensch Petra, mach mal bei uns Jugendarbeit.“ Gemeinsam mit Reinhard Drunkemöller hat sie versucht, evangelische Jugendarbeit in Soest aufzubauen, hat sich weitergebildet und zur Gemeindepädagogin ausbilden lassen.

2007 dann die Geburt der Jugendkirche: „Das war eine Idee von Friedrich Kasten.“ In ganz Deutschland hat man sich andere Jukis angesehen und von ihnen inspirieren lassen. Offene Türen haben sie mit ihrer Idee bei den Presbyterien, in den Kirchengemeinden und beim Kreiskirchenamt nicht unbedingt eingerannt. Denn neue Ideen kosten in der Regel Geld. Englert: „Wir haben reichlich Klinken geputzt. Vor allem aus der Pfarrerschaft gab es extremen Widerstand.“

Schließlich gab es eine Untersuchung von Prof. Dr. Harald Schroeter-Wittke (Universität Paderborn). Der bestätigte in seiner Evaluation, dass Jugendliche, die sich in Jugendkirchen engagieren, auch später noch in den Gemeinden aktiv sind. Das gab schließlich den Ausschlag.

Zunächst war die Jugendkirche in der Bauhütte der Wiesenkirche untergebracht, später dann im ersten Stock des Postgebäudes in der Poststraße. In den letzten Jahren ist das Beilke-Gebäude am Ostenhellweg das Zuhause.  „Dort haben wir fast ideale räumliche Bedingungen, es ist nur leider ein bisschen zu weit draußen.“ Auch deshalb freut sie sich, dass die Jugendkirche kommendes Jahr in die Innenstadt ziehen wird. Aktuell laufen die Umbauplanungen im Kreiskirchenamt. In den ehemaligen Räumen des Hoge-Geschäftes wird schon bald mit dem Umbau begonnen.

Dass sie dieses Kapitel nur von außen erleben wird, schmerzt Petra Englert schon ein wenig. „Natürlich wäre ich da grundsätzlich gerne dabei; aber ich habe mich nun einmal entschieden, noch einmal was Neues zu wagen. Dann muss man auch bereit sein, Altes und Bewährtes loszulassen.“

Die Jugendkirche, so ihre Wahrnehmung, wird inzwischen von vielen Wert geschätzt – auch von den zu Beginn kritisch eingestellten Pfarrerinnen und Pfarrern: „Sie sehen, dass wir etwas bewegen, dass wir innovativ sind und frische Ideen ins Gemeindeleben bringen.“ Die gesamte Vernetzung und die Zusammenarbeit  mit verschiedenen Institutionen sei inzwischen viel besser als noch zu Beginn: „Das ist richtig gut geworden.“

Am 25. September wird Petra Englert mit einem Gottesdienst verabschiedet. In Cuxhaven wird sie eine halbe Stelle in der evangelischen Jugendarbeit und die andere halbe Stelle in der Jugendarbeit in den Gemeinden haben. „Es ist dies ein sehr vielfältiges Aufgabengebiet. Das liegt mir und macht für mich den Reiz der Stelle aus.“ Den Kontakt zu Soest wird sie natürlich aufrecht erhalten: „Ich war ja all die vielen Jahren gerne hier.“

Nachfolger von Petra Englert wird der gebürtige Leipziger Maximilian Hoffmann, der gemeinsam mit Fabian Wecker die Jugendkirche leiten wird: „Wir sind zuversichtlich, dass mit diesen beiden jungen Männern die erfolgreiche Arbeit von Petra Englert nahtlos fortgesetzt werden kann“, erklärte Superintendent Dr. Manuel Schilling.

 

Richtungswechsel: Petra Englert, das Gesicht der Jugendkirche, fängt noch einmal neu an und beginnt im Oktober in Cuxhaven eine neue Aufgabe. Foto: Hans-Albert Limbrock