Ein Ort der Zukunft und Zuversicht

Erstellt am 02.09.2020

BRILON – Die Evangelische Stadtkirche steht vor einer ungewissen Zukunft. Der Abriss des maroden Turmes sowie die weiteren Umbaupläne sind derzeit auf Eis gelegt, da die Finanzierung nicht gesichert ist. Pfarrer Rainer Müller hat sich im Interview mit dem Team vom Gemeindebrief „EinBlick“ zum Stand der Dinge geäußert.

Noch steht der Turm. Im Netz gesichert. Wann geht es mit den Bauarbeiten los? Wann wird der Turm abgerissen?

Pfarrer Rainer Müller: So weit sind wir noch nicht. Im Moment haben wir eine wunderbare Vision, die da auf dem Tisch liegt. Darin sind sich alle einig, die sich die Pläne zur Sanierung und Neugestaltung der Stadtkirche anschauen.

Können Sie etwas von der Vision erzählen?

In unserem zukünftigen Konzept soll die Kirche, aber auch das Gemeindezentrum, noch stärker als bisher schon, als ein besonderer Ort der Begegnung entwickelt werden. Ein Ort, an dem allen ein offenes Willkommen gilt. Es soll Treffpunkt, Ort des Miteinanders, Ort der Ermutigung, Ort des Trostes, Ort der Zuversicht, ein Lernort für die Zukunft sein. Dieser Ort soll auch über die Kirchengemeinde hinaus Bedeutung für die Menschen dieser Stadt und darüber hinaus haben.

Können Sie das noch deutlicher erläutern?

Als Kirchengemeinde verstehen wir uns als Teil der Bürgergemeinde und sehen uns als einen bedeutsamen Faktor in unserem örtlichen Gemeinwesen. Wir sind selbst mit unserer zivilgesellschaftlichen Grundstruktur in die Strukturen unserer Stadt und ihrer Dörfer eingebunden und wollen unser Gemeinwesen partnerschaftlich mit anderen gestalten. Darin sehen wir die Zukunftsperspektive für unsere Kirchengemeinde. Das geschieht übrigens auch schon in vielen anderen Orten sehr erfolgreich.

Was bedeutet das konkret  für die Sanierung der Stadtkirche?

Wenn wir diese Vision Wirklichkeit werden lassen wollen, hat das Konsequenzen für die Raumgestaltung und die notwendige technische und sanitäre Ausstattung. Dann müssen wir mit anderen möglichen Partnern überlegen, was notwendig, wünschenswert und zukunftsorientiert ist.

Und was hindert Sie, mit den Bauarbeiten zu beginnen?

Ein nüchterner Blick auf die realistischen Zahlen der vorhandenen Finanzmittel holt einen sehr schnell auf den Boden zurück und lässt einen vor der gewaltigen Aufgabe zurückschrecken. Wir brauchen noch 2 Millionen Euro. Wenn man heute die Summen hört, die im politischen Raum bewegt werden, könnte einem fast schwindelig werden bei den  hunderten von Milliarden. Dagegen klingen 2 Millionen Euro, die wir brauchen, fast wie ein realistisch zu erreichendes Ziel. Aber momentan ist es wie eine unüberwindbare Wand für uns. Wir brauchen ein Wunder oder Wohltäter, sonst war´s das!

 

Heißt das, es wird nicht gebaut oder saniert?

Das ist im Moment nicht die entscheidende Frage. So schnell geben wir nicht auf. Ich sage es mal in einem Bild. Die Dächer der antiken Tempel ruhten auch nicht nur auf zwei Säulen. Also werden wir versuchen, unsere Finanzierung auf viele Säulen zu stellen.

Das bedeutet konkret?

Wenn wir einen Wohltäter fänden, der uns 2 Millionen spendet, wäre das eine Säule. Wenn wir 26.000 Menschen begeistern können, sich bei unserem Projekt mit jeweils 77 Euro zu beteiligen, wären das ganz viele Säulen, die diese Vision tragen könnten. Irgendwo dazwischen liegt die Lösung. Vor ein paar Tagen hat uns z.B. jemand eine großzügige Spende zur Verfügung gestellt. Das bedeutet, wir müssen jetzt nur noch 24.702 weitere Menschen für unser Projekt begeistern.

Und wenn das alles nicht funktioniert?

Jetzt ist erst einmal die Phase kreativer Ideen. Wir müssen viele Menschen für unsere Vision begeistern. Wenn viele Menschen Teil unserer Vision werden wollen, dann kann der Traum wahr werden. Wenn viele zu Traum-Held*innen werden, dann überwinden wir, was jetzt unüberwindbar scheint. Das wollen wir jetzt erst einmal angehen. Und wir sind zuversichtlich, denn die ersten Traum-Held*innen unterstützen uns schon. Ich lasse mich da von dem Mut machenden Wort des südamerikanischen Bischofs Dom Helder Camara leiten: „Wenn einer alleine träumt, ist es nur ein Traum. Wenn viele gemeinsam träumen, so ist das der Beginn, der Beginn einer neuen Wirklichkeit.

INFOKASTEN

Pfarrer Rainer Müller, Tel.: 0173 182 4536, E-Mail: rmueller@kirchebrilon.de

Spendenkonto: Sparkasse Hochsauerland DE 72 4165 1770 0000 0685 28 oder Volksbank Brilon Büren Salzkotten DE 79 4726 1603 0003 4403 00. Stichwort: Sanierung Stadtkirche. Spendenquittung können ausgestellt werden.

 

Der Baumeister: Pfarrer Rainer Müller gibt den Traum von der Sanierung der Stadtkirche (noch) nicht auf. Foto: Jutta Fiebich

Der Turm der Stadtkirche ist marode. Foto: Hans-Albert Limbrock