Kirchenkreis wird digital

Erstellt am 28.09.2020

Von Hans-Albert Limbrock

SOEST/ARNSBERG - Kirchenlieder, die nur gesummt werden. Die von Musikdirektor Gerd Weimar in der Werler Pauluskirche bespielte Orgel wird per Kopfhörer übertragen und hört sich ein wenig so an, als würde sie im All gespielt. Und der Superintendent ist via Bildschirm zugeschaltet: die Synode des Evangelischen Kirchenkreises Soest-Arnsberg war eine besondere - und hat doch irgendwie geklappt. An zehn verschiedenen Orten kamen jeweils maximal zwanzig Synodale am Samstag zusammen, um die im Juni wegen der Corona-Pandemie abgesagte Sommer-Synode nachzuholen.

„Wir tagen auf ungewöhnliche Art und Weise - im virtuellen und physikalischen Raum“, formulierte es der Welveraner Pfarrer Karl-Heinz Klapetz im virtuellen Gottesdienst. Und Superintendent Dr. Manuel Schilling stellte zur Begrüßung fest: „Wir sind verstreut an zehn Orten - wie gerne wären wir an einem Ort zusammen.“ Diese Synode, so Schilling weiter, sei in jedem Fall eine neue Erfahrung, die Risiken berge, aber auch Chancen biete: „Wenn wir genügend Humor aufbringen, wird diese Synode ein Erfolg.“

Es lag sicher nicht am Humor allein, dass die Veranstaltung nach knapp sechs Stunden als Erfolg bilanziert werden konnte. Vielmehr hatten Veranstaltungsprofi Ralf Burzan und Pfarrer Dr. Christian Klein (Wickede) mit einem Team vieler ehrenamtlicher Helfer im Vorfeld dafür gesorgt, dass die zehn Standorte mit der nötigen Technik ausgestattet waren und diese dann auch funktionierte.

Für Superintendent Schilling war es die erste Synode im Kirchenkreis nach seiner Wahl Anfang Juni im, und er wartete gleich zu Beginn mit einer kleinen Überraschung auf: „Ich biete Ihnen eine kleine Wette an“, verkündete er, „ich werde für meinen Bericht weniger als drei Minuten brauchen. Wenn ich das schaffe, bekomme ich ein Bier, wenn nicht, bekommen sie alle eins.“

Nach 2:41 Minuten war die Wette gewonnen. In dieser Zeit dankte Schilling seinen Vorgängern Dieter Tometten und Alfred Hammer: „Sie haben einen super Job gemacht. Ich habe ein geordnetes Haus vorgefunden.“ Bei der Neubesetzung von Pfarrstellen, so der Superintendent, müsse man sich in Zukunft darauf einstellen, dass 3500 Gemeindeglieder die Richtschnur für die Genehmigung einer vollen Stelle werden, aktuell reichen noch 3000. Ein Grund mehr, dass es zu weiteren Fusionen unter den Kirchengemeinden kommen dürfte.

„Corona hat uns gezwungen, uns digital neu zu erfinden“, führte Schilling weiter aus, „digitale Kirche professionell zu betreiben, wird uns etwas kosten.“ Auf Ebene des Kirchenkreises hat sich dazu eine Projektgruppe „Digitale Kirche“ gegründet, die aktuell die Möglichkeiten auslotet und Visionen für die Zukunft entwirft. Wichtig ist den Beteiligten, dass solche Formate kein Ersatz für bestehende, etablierte Angebote sind, sondern eine zeitgemäße Ergänzung, mit der man auch andere am Glauben interessierte Menschen erreichen kann. Schilling: „Ich denke, dass wir für die Entwicklung einer soliden digitalen Verkündigung im Kirchenkreis, die alle Gemeinden einbindet, auch eine Personalstelle schaffen und Geld in die Hand nehmen müssen.“

Solide Finanzierung

Das sei auch deshalb möglich, weil der noch im Frühjahr prognostizierte Einbruch bei den Kirchensteuern erfreulicherweise nicht so drastisch wie erwartet ausfalle: „Bis jetzt müssen wir uns um die Finanzierung des Haushaltsjahres 2020 keine Sorgen machen.“

Für alle, denen der Bericht des Superintendenten als Parforceritt zu schnell und zu knapp war, gab es eine Langversion in schriftlicher Form.

Der weitere Verlauf der Synode war vor allem durch zahlreiche Wahlen für den Kreissynodalvorstand (KSV, siehe Kasten) sowie für diverse Ausschüsse geprägt. Auch dies wurde dank der Disziplin aller Beteiligten souverän über die Bühne gebracht.

Ob diese Form der Synode – eine Kombination aus digitalen Elementen und physischer Präsenz - eine Ausnahme bleibt, steht noch nicht fest. Darüber muss der neue KSV bereits in seiner ersten Sitzung entscheiden. Bei einer ersten Meinungs- und Stimmungsabfrage zum Ende der Veranstaltung deutete sich allerdings an, dass angesichts der weiterhin hohen Corona-Zahlen eine Mehrheit dafür plädiert, auch die Herbstsynode am 21. November in diesem Format abzuhalten.

 

(Kopie 1)

Der neue KSV

Dem neuen Kreissynodalvorstand gehören an: Thomas Hartmann (Synodalassessor), Dr. Udo Arnoldi (Scriba), Kathrin Koppe-Bäumer, Charlotte Merz, Albert Sommerfeld, Nina Dodt, Sascha Twesten. Stellvertretender Synodalassessor ist Kai Hegemann. Kurzfristig hatte Wiebke Mohrmann ihre Kandidatur zurückgezogen, weil die Lippetalerin bei der Kommunalwahl sowohl für den Rat ihrer Gemeinde als auch in den Kreistag gewählt wurde. Bis zur Herbstsynode soll hierfür ein neuer Kandidat, eine neue Kandidatin gefunden werden.

Das Martin-Luther-Haus in Wickede war einer von zehn Standorten, an denen die Mitglieder der Synode zusammenkamen, hier tagten der Kreissynodalvorstand sowie die Verwaltungsspitze des Kirchenkreises. Fotos: Hans-Albert Limbrock

In den Pausen kam auch der Austausch untereinander nicht zu kurz, den hier Verwaltungsleiter Bernd Göbert, Superintendent Dr. Manuel Schilling sowie Synodalälteste Charlotte Merz pflegten.

Gleich für fünf Mitglieder aus dem neunköpfigen KSV gab es zum Abschied Blumen (von links): Reinhard Schopmeier, Elke Gawliczek, Thomas Gano, Axel Werkmüller und Dr. Christian Klein.

Der dreifache Superintendent. Für Dr. Manuel Schilling war es die erste Synode in seiner Funktion als Leiter des Kirchenkreises.

Ulf Schlüter, Vizepräsident der Landeskirche, nahm ebenfalls digital an der Synode teil und sprach ein Grußwort,