Spaziergang für den Frieden

Erstellt am 29.09.2020

Von Frank Albrecht

NEHEIM - Nein, eine Demonstration ist es eigentlich nicht, aber wenn sich am Samstag Christen und Muslime aus Arnsberg auf den Weg durch Neheim machen, soll es eine Kundgebung für Frieden und gegen Rassismus und Ausgrenzung sein. Der „Interreligiöse Spaziergang“, der am Samstag, 3. Oktober in Neheim stattfindet, will die Religionsgruppen in Zeiten der Pandemie Corona-gerecht zusammen bringen. „Für Frieden * Gegen Rassismus und Antisemitismus“, so lautet das Motto der gemeinsamen Veranstaltung, die im Rahmen des so genannten christlich-muslimischen Dialogs statt findet. Start ist um 15 Uhr an der Moschee der Türkisch Islamischen Gemeinde zu Arnsberg „DITIB“, Lange Wende 85 in Neheim.

Die Gemeinschaft von Christen und Muslimen in der Stadt Arnsberg hat schon lange Bestand. „Im Jahr 2000 wurde der christlich-muslimische Dialog auf Initiative der Stadt hin gegründet“, erinnert sich Dr. Udo Arnoldi, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Neheim. Und 20 Jahre gibt es in der Vereinigung auch die regelmäßigen Treffen, nach der Corona-Krise 2020 erstmal im Juni wieder. Dort wurde auch der Fahrplan für die Veranstaltung am Samstag besprochen. Christen und Muslime aus der Stadt treffen sich um 15 Uhr an der Moschee in Neheim. Dort begrüßen Dr. Udo Arnoldi sowie ein Vertreter der drei Moschee-Vereine die Gäste.

Zur Ansprache der Moscheevereine gegen Rassismus gibt es auch Musik aus dem Kreise der Moscheevereine. Dann erst will sich der Zug zum Friedensspaziergang in Neheim in Bewegung setzten. Von der „Langen Wende“ geht es über „Bexleyplatz“, „Hauptstraße“ und „Mendener Straße“ bis zum Schulhof der Graf-Gottfried-Grundschule. Hier ist die erste Zwischenstation, bei der eine Ansprache von Thomas Bertram (Franz-Stock-Komitee und Katholisches Bildungswerk Arnsberg-Sundern) gehalten wird. Nach ein paar Minuten setzt sich der Kreis der Teilnehmer wieder in Bewegung. Vorbei am jüdischen Friedhof an der Möhne geht es als Schweigemarsch weiter zum Neheimer Markt, wo der Abschluss statt findet.

In der Moschee konnten sich die Teilnehmer des Spaziergangs bereits mit Speisen und Getränken versorgen. Das Essen soll – jeweils Corona-gerecht portioniert – bei einem Picknick zur Abschlusskundgebung am Dom verzehrt werden.

Ganz bewusst am 3. Oktober, einem für die Deutschen symbolträchtigen Tag, und ganz bewusst am Franz-Stock-Denkmal (St. Johannes-Kirche), dem Gedenken an einen Kämpfer für Versöhnung, findet der Abschluss des interreligiösen Spaziergangs statt. Aus dem Kreis der Veranstalter heraus werden hier Ansprachen für Frieden, Verständigung und Versöhnung gehalten. Der 3. Oktober ist auch für die Muslime in Deutschland und Arnsberg ein besonderer Tag: Alle Gläubigen aus der Stadt sollen für ein friedliches Miteinander zusammen kommen. Während Dr. Udo Arnoldi für die Christen aus der Stadt spricht, ist es für die Vertreter der Muslime der neue türkische Imam, „Hodscha“ – ein Vorbeter.

Zum Abschluss am Neheimer Markt spricht auch Arnsbergs Bürgermeister Ralf Paul Bittner, und das gemeinsame Friedensgebet wird von Kantor Hartwig Diehl musikalisch begleitet. „Die bisherige Aktionen in Neheim haben mir gut gefallen“, sagt Adnan Al-Kabbani von der Türkisch Islamischen Gemeinde zu Arnsberg „DITIB“. 30 Jahre lang habe er in Hamm gelebt und immer danach gesucht – einem Dialog zwischen den Religionen. Das, so Al-Kabbani, sei für die Muslime wiederum sehr wichtig. So soll diese Form des Dialogs in Corona-Zeiten helfen, die Muslime in Arnsberg bekannter zu machen. „Wir erwarten die Fragen der Menschen“, sagt Al-Kabbani.

Mit dem Engagement der Muslime wollen diese eine deutliche Abgrenzung von Gewalt zeigten. „Das Kennenlernen des jeweils anderen ist uns wichtig“, so Al-Kabbani. Gemeinsam wolle man quasi zum „Club der Gläubigen“ in Arnsberg zusammen wachsen. „Auch für uns ist es breite Bündnis für den Frieden, das im Mittelpunkt der Veranstaltung steht“, sagt Mitorganisator Karl-Georg Wuschansky aus Neheim. Es gehe um das Klima zu Muslimen in Arnsberg. Und dazu wolle er nicht nur die Vertreter der Politik in Arnsberg ansprechen: Auch Mitglieder der Schützen und Jäger, vom Heimatbund und andere habe er für die Teilnahme begeistern wollen.

„Das friedliche Miteinander der Religionen in einer Stadt ist keinesfalls selbstverständlich“, sagt Dr. Udo Arnoldi. Hier in der Stadt würden aber der Dies Internationalis und die politische Arbeit für Frieden und Verständigung innerhalb der verschiedenen Religionsgemeinschaften stehen.

Sie werben für eine breite Teilnahme am interreligiösen Spaziergang: Karl-Georg Wuschanski Adnan Al-Kabbani und Pfarrer Dr. Udo Arnoldi von der Evangelischen Kirchengemeinde Neheim. Foto: Frank Albrecht