An frischer Luft ist vieles möglich

Erstellt am 02.10.2020

Von Rainer Müller

BRILON - Völlig überrascht schauten die katholischen Scharfenberger Kirchgänger am Sonntagmorgen, als sie beim Verlassen der Kirche nach der Messe eine große Menschenschar auf dem Parkplatz vor dem Bürgerkeller gegenüber sahen. Alle waren zünftig zum Wandern gekleidet. Fröhlich, in kleinen Gruppen im Gespräch, warteten sie auf den Beginn des 6. Regionalen Wandergottesdienstes der vier evangelischen Kirchengemeinden Marsberg, Medebach, Olsberg – Bestwig und Brilon.

Zugleich war es auch der Beginn der zweiten Wanderwoche „Reisen ohne Koffer“. Unter der Leitung von Kathrin Koppe-Bäumer und Simone Pfitzner erwandern die Mitwandernden in den darauffolgenden Tagen „Sauerländer Seelenorte „ machen unterwegs spirituelle Erfahrungen“ und haben miteinander Freude und Spaß.

Nach einer klangvollen Eröffnungsmusik der „Corona-Bläser“ unter der Leitung von Siegmar Paschkewitz begrüßte Pfarrer Rainer Müller über sechzig Gottesdienstteilnehmer. Mit herzlichen Worten hieß er den  er den neuen Superintendenten des Kirchenkreises Soest-Arnsberg, Dr. Manuel Schilling, willkommen. Der hatte es sich nicht hatte nehmen lassen, mit seiner Familie an diesem Wandergottesdienst teilzunehmen. Der Dank von Müller galt den „Köchelnden Kerlen“, die sich um die Versorgung während des ganzen Tages kümmerten.

Ausgestattet mit dem energiereichen Segenswunsch, Gottes Geist der Kraft, der Besonnenheit und der Liebe in sich wahrzunehmen, brach die Pilgerschar auf. Um einen markanten Baum herum sprachen sie den Psalm des Sonntags und lobten Gott mehrstimmig. Weiter ging es  über den Kreuzweg zum Kreuz auf dem Scharfenberger Kalvarienberg. Dort fanden der Marsberger Pfarrer Markus Pape und seine Kollegin Pfarrerin Kathrin Günther nachdenkliche Worte für das Kyriegebet. Es schloss mit der Zusage, dass Gott auf unser Suchen und Fragen mit seinem Ja unser Nein verwandelt.

Weiter ging es vor dem Schälhorn dann hinab ins Goldbachtal. Mit einem wunderbaren Blick über die Tallandschaft sprachen die Pfarrer Dietmar Schorstein und Burkhard Krieger aus Bestwig und Olsberg über Gott, der die Finsternis mit seinem Licht erhellt und niemanden der Macht des Todes überlässt.

Vorbei am Müniker Knapp ging es die leichte Steigung zur Ostseite des Östenberges hinauf. Vier Mitglieder der Wanderwochen-Gruppe sprachen die Fürbitten. Die Silhouette von Brilon im Blick führte der Weg dann durchs Escherfeld bis zum Übergang über die Aa. Mit dem Wasser aus dem Bach wurden dort eine junge Frau und ein einjähriges Kind getauft. Taufen unter freiem Himmel – manche erlebten das zum ersten Mal und klatschten danach begeistert.

Die letzte Gottesdienststation war das Abendmahl auf der Wiese an der Xaveriusstraße. Dort hatte Küsterin Brigitte Becker einen Stehtisch in einen würdigen Abendmahlstisch verwandelt. Pfarrerin Antje Jäkel im Talar und Pfarrer Rainer Müller in gelber Sicherheitsweste feierten mit der großen Runde ein Abendmahl unter Einhaltung der Corona-Schutzregeln, ohne Wein, aber - da im Freien ­- mit Gesang. An der Evangelischen Stadtkirche begrüßten die Bläser die Ankommenden.

Mit dem Segen des Superintendenten Schilling und einem gemeinsamen Schlusslied endete dieser besondere Gottesdienst. Die Köchelnden Kerle reichten schmackhafte Currywürste und Backofen-Gemüse. Für das kommende Jahr wird die Kirchengemeinde Medebach zur siebten Auflage dieses besonderen Gottesdienstformates einladen.

 

Auch das gab es beim Wandergottesdienst: Die Teilnehmer versammelten sich am Rande der Aa, wo eine junge Frau und ein Kind getauft wurden. Fotos: Kathrin Koppe-Bäumer

Knapp sechzig Teilnehmer – hier beim Aufbruch in Scharfenberg - hatten sich zur 6. Auflage des Wandergottesdienstes eingefunden.

Dorothee Wenken verteilt von den Köchelnden Kerlen gepackte Picknicktüten.