Durch Dankbarkeit inneren Frieden finden

Von Linn Bertelsmeier

CAPPEL - Der Wind trägt die warmen Klänge des Posaunenchors über die Wiese. Ein paar Konfirmanden tuscheln, daneben summt eine Omi das Lied leise mit, und auch Pfarrer Dr. Roland Hosselmann wippt  im Takt der Musik. Auf dem großen Grün neben der Stiftskirche in Cappel stehen 250 hölzerne Klappstühle, fast alle von ihnen besetzt. Vikarin Mathea Dieker lächelt, links und rechts von ihr säumen Sonnenblumen das Podest, davor liegt in einer Reihe schön dekoriert Gemüse. Die Gemeinde lächelt zurück. Es ist Erntedank.

Mit Schauspiel, Schutzkonzept und ein paar Sonnenstrahlen feierte die evangelische Gemeinde in Cappel dieses Jahr Erntedank – Open Air versteht sich. Außer einem Dach über dem Kopf und dem festlichen Klang der Stiftskirche wurde nicht viel vermisst. Nein, ganz im Gegenteil. Die Schlange vor dem Garten der Stiftskirche schien nicht enden zu wollen, mit dicken Jacken ausgestattet wurde dem Herbstwetter getrotzt.

Die kleinen Visitenkarten mit den Kontaktdaten wurden am Eingang neben dem Blumenbeet zurückgelassen, Pfarrer Hosselmann begrüßte dort bekannte Gesichter per Ellbogen-Check. Die Ordnerinnen und Ordner teilten jedem einen Platz zu. Sitzend wurde die Maske in der Jackentasche verstaut und mit ihr auch die wehmütigen Gedanken an Gottesdienste, die früher im Inneren des Stift Cappels stattgefunden haben. Zu schön war das Rascheln der Bäume, die die Gemeinde so willkommen hießen.

Mit viel Engagement wurden zuvor Stühle auf der Rasenfläche im passenden Abstand verteilt, das Orchester gekonnt platziert und die kleine Terrasse neben dem Kirchenbau zur Bühne umgebaut. Voller Elan spielte da die kleine Schauspieltruppe aus dem Lippstädter „Heaven Up“-Kreis ein eigenes Stück und schlug schmunzelnd den Bogen vom Boxtraining zum Dankbarsein.

Das Schlagwort, dem sich die darauffolgende Predigt von Mathea Dieker in all seinen Facetten widmete: Sich multiplizierende Freude, zwischenmenschliche Beziehungen und dem Blick, der von Dankbarkeit geleitet, statt sich selbst die Person gegenüber fokussiert. All das, machte Dieker deutlich, sei nichts Neues – aber weltbewegend.  Durch Dankbarkeit aufatmen und inneren Frieden finden. Die Worte hallten nach, dieses Mal nicht in den Mauern der Kirche, sondern in den Köpfen.

Der Klang der Posaunen rahmte den Gottesdienst und vereinzelt wurde wieder gesummt. Der Blick in zufriedene Gesichter verriet das Gefühl, das sich während des Vormittags durch die Stuhlreihen in Cappel zog und hoffentlich bis in den Alltag getragen wird: Dankbarkeit.