"Da müssen wir gemeinsam durch"

Erstellt am 22.10.2020

Von Elisabeth Patzsch

OLSBERG - „Da müssen wir gemeinsam durch!“ Dieses Zitat hatte ein muslimischer Migrant am Anfang der Pandemie gesagt, als eine lang geplante gemeinsame Veranstaltung abgesagt werden musste. Dieser Satz begleitet seitdem die interkulturelle Arbeit in Olsberg.

Deshalb wurde er auch als Titel für die Austauschveranstaltungsreihe gewählt, die jetzt in Olsberg begann. Fünf Migrant*innen und sieben Ehrenamtliche hatten sich in der Olsberger Martin Luther Kirche versammelt, um sich über das Leben mit dem Corona-Virus auszutauschen. Überwältigend war die Freude über ein Wiedersehen. Der notwendige Abstand stand dem Kontakt zueinander nicht im Wege.

Schon im Einstiegsteil, wo es um ein Meinungsbild zu verschiedenen Äußerungen ging, wurden viele Gemeinsamkeiten deutlich. Corona etwa macht uns deutlich, dass wir unseren Lebensstil überdenken müssen: „Ich lebe in ständiger Angst, mich anzustecken“, „Ich erlebe – auf Distanz - viel Solidarität“, „Ich bin froh, während dieser Krise hier in Deutschland zu leben“, „Corona trifft die Schwachen in der Gesellschaft besonders hart“.

Im Anschluss wurden die Teilnehmer*innen aufgefordert, das, was ihnen in der Pandemie besonders zu schaffen macht, aufzuschreiben und auf die vorbereiteten Stellwänden, auf denen bereits viele „Coronaviren“ zu sehen waren, zu hängen.

Es war bewegend, was da alles zusammenkam: z.B. kein unbefangener Umgang mit Menschen mehr, kein Besuch vom Enkelkind, große Sorge um die Familie im Heimatland, Freunde nicht im Krankenhaus besuchen zu können, eingeschränkte Bewegungsfreiheit, homeschooling hat viele Flüchtlingskinder benachteiligt, man kann nicht planen, lang geplante Reisen sind nicht möglich, Ungewissheit, wie lange wir so eingeschränkt sind, Arbeitsverlust, nicht singen zu können.

Alle diese formulierten Belastungen und Entbehrungen haben die Teilnehmer etwas näher an den Altar geschoben und dort eine Kerze angezündet - auch für die an Corona Erkrankten und Verstorbenen.

Was hilft mir, die Zeit zu überstehen, war eine weitere Frage die erörtert wurde. Antworten darauf gab es einige: Viele Handykontakte, Spaziergänge, Fürsorge durch andere Menschen, gesellschaftlicher Zusammenhalt, wirtschaftliche Stabilität und auch Gebete tragen uns durch die schwierigen Monate. Grüne Hoffnungsgräser wuchsen so auf den Pinnwänden zwischen den Belastungen hindurch.

Die Situation der Geflüchteten während der Krise hat viele Ehrenamtliche sehr umgetrieben. Sie haben trotz der verordneten Regeln auf vielfältige Weise Kontakt gehalten und weiter Unterstützungsarbeit geleistet. Einige Geflüchtete sind in Kurzarbeit.

Als besonders belastend erleben alle Anwesenden auch die Situation in den Zentralen Unterbringungs-Einrichtungen (ZUEs) und natürlich die dramatische Lage an den EU-Außengrenzen. Hier bringt Corona die menschenunwürdigen Bedingungen, unter den Geflüchtete leben, nochmal deutlich zum Vorschein.

Alle waren sich einig, dass es gut tat, voneinander zu hören. Als gemeinsame Durchhalteaktion wurde ein kleines Fest zum Jahresabschluss unter Corona-Bedingungen geplant.

Weitere Abende „Da müssen wir gemeinsam durch“ sind im November in Meschede, Marsberg und Wickede geplant. Nähere Infos auf der homepage des Kirchenkreises unter dem Arbeitsbereich Flüchtlingsarbeit.

Flüchtlinge und Ehrenamtliche tauschten sich jetzt in der Martin Luther Kirche über ihre Erfahrungen in der Corona-Zeit aus.