"Wir nehmen als Kirche die Pandemie sehr ernst"

Erstellt am 27.11.2020

SOEST/ARNSBERG – Corona – das steht in vielerlei Hinsicht auch für deutliche Veränderungen und Neuerungen. Dass man etwa zu einer Synode nicht in einer großen Halle zusammenkommt, sondern stattdessen zuhause vor seinem PC hockt, das war noch vor gut einem Jahr eher unvorstellbar. Aber es funktioniert, wie die Finanzsynode des Evangelischen Kirchenkreises Soest-Arnsberg unter der Leitung des Superintendenten Dr. Manuel Schilling jetzt eindrucksvoll bewiesen hat.

Corona – das steht aber auch für Wort-Neuschöpfungen, die es vor der Pandemie noch nicht gab. Oder wer hatte etwa schon einmal etwas von „Breakout-Sessions“ oder „zufallsgenerierten Murmelgruppen“ gehört? Beides meint übrigens nahezu das Selbe: Arbeit in Kleingruppen hat man das vor Corona genannt.

Bei einer Herbstsynode stehen traditionell die Finanzen im Blickpunkt. Und hier hatte Bernd Göbert, Verwaltungsleiter des Kreiskirchenamtes Sauerland-Hellweg, in schwierigen Zeiten Erfreuliches zu berichten. Die Verluste bei den Einnahmen fallen nämlich weit weniger dramatisch aus, als das noch im Frühjahr zu Beginn der Pandemie prognostiziert worden war.

Gingen die Finanzexperten der Landeskirche damals noch von einem Einbruch bei den Kirchensteuern von bis 25 Prozent aus, so deuten die aktuellen Zahlen auf einen deutlich gemäßigteren Rückgang hin: „Wir erwarten ein Minus von  etwa 10 Prozent“, erklärte Göbert. Die Landeskirche kann demnach mit 510 Millionen Euro planen.

Vor einem Jahr waren es noch 566 Millionen Euro. 320 Millionen gehen von diesen 510 Millionen Euro an die Kirchenkreise und damit auch an die Gemeinden. Der Anteil des Kirchenkreises Soest-Arnsberg mit seinen achtundzwanzig Kirchengemeinden im Sauerland und der Soester Börde beträgt rund 15,36 Millionen Euro.

Dass die Entwicklung vergleichsweise moderat ausfällt, liegt auch daran, dass der Kirchenkreis Soest-Arnsberg beim Rückgang der Gemeindeglieder besser abschneidet als der Durchschnitt der Landdeskirche. 1410 Männer und Frauen sind 2019 durch etwa Tod, Wegzug oder Austritt dem Kirchenkreis verloren gegangen. Dem stehen Zuwächse durch Eintritt, Taufen und Zuzüge entgegen. Unter dem Strich ergibt sich ein Minus von 1,36 Prozent. Göbert: „Wir verlieren etwas langsamer als die Landeskirche.“ Ein Grund: In ländlich strukturierten Kirchenkreisen wie dem von Soest-Arnsberg fällt die Zahl der Austritte geringer aus.

Da niemand weiß, wie lange Corona die Welt noch in Atem hält und welche Spätfolgen das auch auf die Wirtschaft noch haben wird, hielt der Verwaltungschef sich mit Prognosen für die nahe Zukunft zurück. Aktuell könne der Kirchenkreis aufgrund seiner soliden Finanzen seinen vielfältigen Angeboten und Aufgaben in gewohnter Form nachkommen.

Ob das auch in Zukunft so sein werde, müsse abgewartet werden, erklärte Bernd Göbert. „Ganz sicher aber müssen wir uns von den gewohnheitsmäßigen Mehreinnahmen der letzten Jahre verabschieden.“ So waren etwa 2019 knapp 1,2 Millionen Mehreinnahmen in die Kasse des Kirchenkreises überwiesen worden.

Nur acht Wochen nach der letzten Synode fiel der Bericht des Superintendenten erwartungsgemäß kurz aus. Dr. Schilling erwähnte dabei „die vielen Regeln, die der Corona-Pandemie geschuldet sind“ und das Gemeindeleben natürlich sehr einschränken würden. Gerade mit Blick auf die Advents- und Weihnachtszeit sei das Leben und Erleben in den einzelnen Gemeinden hierdurch beeinflusst: „Wir nehmen als Kirche diese Pandemie sehr ernst und spüren alle, wie viel aktuell dadurch verloren geht.“

Gleichzeitig aber ist der Superintendent begeistert über die Fantasie und den Einfallsreichtum, mit denen immer wieder Gottes frohe Botschaft gelebt werde: „Das macht Mut und gibt Hoffnung in diesen für uns allen so schweren Zeiten.“

Kein Verständnis hat Schilling für die vielen Corona-Leugner, denen er eine zum Teil „aggressive Form der Selbst-Durchsetzung“ vorwarf. Vielfach sei deren Haltung durch eine „Freiheit um die Angst der Selbsterhaltung“ geprägt.

Dass Kirche künftig mit weniger Geld wird auskommen müssen, sieht Dr. Schilling zwar mit einiger Sorge, aber auch als eine Chance an, vieles auf den Prüfstein zu stellen: „Wir werden Strategien entwickeln müssen, um mit kleiner werdenden Ressourcen einen guten Weg zu gehen. Dabei wird es wichtig sein, sich offen für das Neue zu zeigen.“

Zwei Personalentscheidungen waren auch Teil der knapp sechsstündigen Digital-Synode. Mit Roland Harpeng (62 Jahre/Sundern) wurde die vakante Stelle des 4. Synodalältesten für den Kreissynodalvorstand (KSV) besetzt. Außerdem wurde Simone Pfitzner die Synodalbeauftragung für die Alten(Heim)-Seelsorge ausgesprochen.

Die nächste Synode ist für den 19. Juni geplant – dann hoffentlich wieder mit physischer Präsenz.

Vom Gemeindehaus in Wickede aus wurde Superintendent Dr. Manuel Schilling zu den Mitgliedern der Synode geschaltet. Die saßen fast ausnahmslos vor den Bildschirmen in ihrem Zuhause. Fotos: Hans-Albert Limbrock

Bernd Göbert, Verwaltungsleiter des Kreiskirchenamtes Sauerland-Hellweg, berichtete von einer Entspannung bei der Entwicklung der Finanzen.

In Wickede war die technische Einsatzzentrale für die Synode. Hier waren der Superintendent Dr. Manuel Schilling, sein Vertreter Thomas Hartmann und Verwaltungschef Bernd Göbert vor Ort.