Die etwas andere Krippe

Erstellt am 11.12.2020

 

Von Thomas Brüggestraße

SOEST - Die Menschen sollen sich freuen können aufs Weihnachtsfest, trotz aller Beschwernisse durch die zweite Serie von Kontaktbeschränkungen in diesem Jahr: Deshalb baut die Wiesenkirche vor den Stufen zum Hauptportal erstmals eine Freiluft-Krippe auf im XXL-Format  auf – so haben alle was von der Vorfreude.

„Es sind besondere Zeiten, da haben wir auch nach einem besonderen Zeichen gesucht“, so erläutert Wiese-Pfarrer Kai Hegemann die Aktion. Eine ganze Reihe von Helfern sind dabei nötig, Dachlatten und Bretter zurechtzulegen vor der Mauer zum Pfarrgarten, Kinder und Erwachsene trugen große Holzfiguren nach draußen, die Gesichter halb verdeckt vom Mund-Nasen-Schutz.

Andreas Eckhoff ist Küster an der Wiesenkirche, die seit Anfang des Jahres zur neu gebildeten Evangelischen Emmaus-Gemeinde gehört, zusammen mit Hohne-, Thomä- und Johanneskirche. „Ich bin schon ein paar Wochen beschäftigt mit den Planungen für die Krippe“, erzählt er: „Da hat man ordentlich zu tun – wir machen das zum ersten Mal, wir müssen erst einmal schauen, ob auch alles so funktioniert, was wir uns ausgedacht haben…“.

Ein halbes Dutzend vorbereitete Elemente bilden das Ständerwerk für die Nachbildung des berühmten Stalls. Ein offener Fachwerkbau ist entstanden, und man kann durchschauen durch die Felder. Sogar die Hirten kommen unter Dach und Fach, wenn die von einem Sägewerk gestifteten Holzschwarten auch verbaut sind – der Überlieferung nach hüteten die Hirten ihre Tiere auf dem Felde unter freiem Himmel: „Ist mit Dach aber einfach besser für die Holzfiguren“, erklären Thomas Dietscheid vom Team für den Kindergottesdienst und Gemeinde-Koordinator Burkhard Schmücker.

 Die Figuren sind vor sechs Jahren für den Kindergottesdienst entstanden, Kinder und Erwachsene haben damals wochenlang zusammen geplant, gesägt und geschliffen und hinterher alles angemalt. Für den ersten Außeneinsatz bei Wind und Wetter haben die Figuren noch eine Schutzlackierung bekommen. „Wir sind gespannt, ob das hält – vor allem sind wir gespannt, ob die Krippe mit Respekt behandelt wird und so bleibt, wie wir das aufgestellt haben“, sagen Christel Niederschuh und Marion Walke.

Die neunjährige Ida Eckhoff huscht zwischen den Figuren hin und her. Alle Tiere sind schon da: Ochs und Esel, Schaf und Schaf. „Caspar, Melchior und Balthasar – das sind die Könige“, sagt Ida zu den Figuren mit den Kronen und dreht sich um zu Christian Eckhoff: „Papa – da fehlt doch noch einer, es sind doch immer drei…?“

Mutter Andrea Eckhoff ist inzwischen auch dazugekommen, eine Gitarre hat sie umgehängt und zwei Handpuppen unter die Arme geklemmt: „Trini und Tatis“, stellt sie vor: „Die erzählen, was im Kindergottesdienst wichtig ist – wir haben mit Sven Golze zusammen gerade Videoaufnahmen gemacht für morgen, für den Online-Kindergottesdienst.“

Worum es gehen wird? „Um eine geheimnisvolle Zeit. Reinhard Horn hat ein schönes Lied dazu geschrieben, das singen wir, und die Familien können zuhause mitschauen und mitsingen.“ Wo denn die leckeren Lebkuchen herkommen, auch darum geht es im Video. Zu finden ist es im Internet auf den Seiten der Emmaus-Gemeinde. „Natürlich ist es schöner, wenn die Kinder alle mit leuchtenden Augen in der Kirche sitzen, gemeinsam den Gottesdienst erleben“, das findet nicht nur Andrea Eckhoff.

Die Freiluft-Krippe bleibt stehen bis nach Weihnachten – das endet ja offiziell erst mit Mariä Lichtmess im Februar. Pfarrer Kai Hegemann sagt schon jetzt: „Wir können das beibehalten, diese Krippen-Aktion darf es ruhig öfter geben.“ Jetzt gehen die Figuren auf Wanderschaft: Probestellen, testen, ob’s ausschaut.

„Sag‘ mal Ida“, ruft Andrea Eckhoff ins Gewusel: „Leihst Du uns denn wieder eine Puppe aus, damit wir sie als Jesus-Kind  in die Krippe legen können, auch auf die Gefahr hin, dass sie nass wird – oder dass jemand sie mitnimmt?“ Das wird niemand wagen, hoffen alle. Was hilft? Heißklebepistole?  Festschrauben? Pfarrer Hegemann muss schmunzeln: „Aber nein – das arme Jesuskind, wer macht denn sowas…?“

Es gibt in der Wiesen-Kirche übrigens noch eine weitere Krippe zu beschauen. Diese Krippe ist wie immer aufgebaut an einem der Turmpfeiler und sie ist ein Geschenk der Soester Bodelschwingh-Schule, einer Förderschule für Menschen mit Behinderungen.

www.emmaus-soest.de

 

Ida, Andrea und Christian Eckhoff (von links) halfen mit beim Aufbau der Freiluftkrippe an der Wiesenkirche. Die drei und die beiden Handpuppen Trini und Tatis drehten dazwischen auch Szenen für den Online-Kindergottesdienst für gestern, den zweiten Advents-Sonntag. Im Hintergrund haben gerade Pfarrer Kai Hegemann (links) und weitere Helfer zusammen mit Küster Andreas Eckhoff (rechts) die ersten Elemente des Ständerwerks platziert Fotos: Thomas Brüggestraße

Wiese-Küster Andreas Eckhoff (links am Ständerwerks), Pfarrer Kai Hegemann (rechts) und Helfer zeigen den Probe-Aufbau. Als Dach sollen lange Holzschwarten dienen.

Ida Eckhoff, eine Helferin und viele Figuren.... Im Hintergrund wird geschraubt