Gottesdienste: Nahezu komplette Absage

Erstellt am 18.12.2020

Von Hans-Albert Limbrock

SOEST/ARNSBERG – Nicht im Fußballstadion, nicht auf Rathausplätzen, nicht an Stationen, auch nicht in Schützenhallen und erst recht nicht in Kirchen. Schlicht und ergreifend: NIRGENDWO. Die Empfehlung der Evangelischen Kirche von Westfalen (EkvW) ist eindeutig und lässt im Grunde keinen Spielraum zu: An den Weihnachtstagen soll es keine Präsenz-Gottesdienste geben.

In einer Videokonferenz hat Superintendent Dr. Manuel Schilling diese Empfehlung gestern Morgen mit den Pfarrerinnen und Pfarrern intensiv diskutiert. „Das ist der bitterste Moment, seitdem ich Superintendent bin; ach was: seitdem ich Pfarrer bin. Ich weiß, wieviel Herzblut und Engagement unsere Kirchengemeinden in ihre Konzepte gesteckt haben. Dass wir nun die  Empfehlung aussprechen müssen, alle Formen von Präsenz-Gottesdiensten – egal ob drinnen oder draußen – abzusagen, ist ein mächtiger Schlag ins Kontor.“

Schilling rechnet damit, dass diese Entscheidung auch auf viel Kritik stoßen wird: „Aber wie man es auch dreht und wendet, man macht in jedem Fall etwas falsch. Halten wir die Gottesdienste ab, nennt man uns verantwortungslos. Sagen wir ab, lassen wir viele Gläubige allein, die sich darauf gefreut haben.“

In den Diskussionsrunden wurde die Zerrissenheit innerhalb der Pfarrerschaft ob dieser Entscheidung spürbar. Viele formulierten ihr großes Bedauern. Eine klare Mehrheit stellte sich allerdings hinter die Empfehlung der Landeskirche. „Wir können nicht ,Oh Du Fröhliche‘ singen, wenn gleichzeitig unzählige Menschen sterben“, formulierte etwa Pfarrerin Kathrin Koppe-Bäumer.

Bedauert wurde, dass es (bisher) keine gemeinsame ökumenische  Entscheidung gibt; dass also in und an den Katholischen Kirchen Gottesdienste gefeiert werden. Dr. Christian Welck: „Ich hätte mir insgesamt eine bundeseinheitliche Linie der Kirchen gewünscht. Das hätte es vor Ort einfacher gemacht, den Menschen diese Absage zu vermitteln. Jetzt werden sich viele Gemeindeglieder fragen, warum in manchen Kirchen Gottesdienste zu Weihnachten gefeiert werden und in anderen Kirchen nicht. Das kann leicht zu unguten Diskussionen und unnötigem Ärger führen.“ Schilling betonte in diesem Zusammenhang, dass er die Überlegung der Katholischen Kirche, an den Weihnachts-Gottesdiensten festzuhalten, respektiere: „Das ist ihr gutes Recht.“

Vor einer endgültigen Entscheidung, die Präsenz-Gottesdienste abzusagen und zumindest durch digitale Formate zu ersetzen, werden nun noch die Voten der Presbyterien eingeholt. Es ist aber zu erwarten, dass die den Empfehlungen der Pfarrerinnen und Pfarrer folgen werden.

Mit Sundern und Warstein gibt es allerdings aktuell zwei Kirchengemeinden, die an ihren bisherigen Planungen zum Teil festhalten und Gottesdienste ausrichten wollen.

Dr. Manuel Schilling machte noch einmal deutlich, dass man  sich diese Entscheidung alles andere als leicht gemacht habe; sie aber letztlich alternativlos sei: „Für viele Menschen waren und sind die Gottesdienste an Weihnachten ein Licht in der Dunkelheit, ein wirklicher Hoffnungsschimmer. Das hätte uns nach diesen finsteren Monaten allen gutgetan. Aber wir müssen akzeptieren, dass die Pandemie weitgehend außer Kontrolle ist. Deshalb kann ich diese Empfehlung  – auch wenn es sehr schwerfällt – mittragen.“

Als Evangelische Kirche sei man kreativ genug, um die Gläubigen, aber auch alle anderen Menschen, die das möchten, nun über digitale Formate zu Weihnachten zu erreichen und die frohe und Hoffnung bringende Weihnachtsbotschaft so in jedes Haus zu bringen.

Schilling: „Unsere Gedanken sind in den nächsten Tagen vor allem auch bei den Menschen, die an Corona erkrankt sind oder waren, bei denen, die um ihr Leben kämpfen und bei allen Angehörigen, die um einen lieben Menschen, der durch oder mit Corona verstorben ist, trauern. Für sie alle wollen wir beten.“

Gleichzeitig aber blicken die Verantwortlichen im Kirchenkreis voller Mut, Hoffnung, Zuversicht und vor allem Gottvertrauen in die Zukunft. Superintendent Schilling: „Mit Impfstoffen und mit Gottes Hilfe werden wir diese heimtückische Krankheit besiegen und schon bald wieder wunderbare Gottesdienste in großer und froher Gemeinschaft feiern.“

Zeigt sich bestürzt darüber, dass Corona zu der Empfehlung führt, Gottesdienste an Weihnachten abzusagen. Foto: Volker Kluft