Kirche muss zu den Menschen kommen

Erstellt am 18.12.2020

Von FRANK ALBRECHT

ARNSBERG - Die einen versuchen den Kontakt mit den Frauen und Männern am Stand zu vermeiden, die anderen bleiben bewusst auf Abstand stehen. Gibt es hier etwas geschenkt, oder will man mir etwas verkaufen? Die Ökumenische Initiative Arnsberg hat sich vorgenommen, von beidem etwas zu geben. Wenn die Lage es erfordert, muss die Kirche zu den Menschen kommen. „Corona macht den Kontakt zu den Menschen gerade sehr schwierig“, sagt Claudia Schäfer, Pfarrerin in der Evangelischen Kirchengemeinde Arnsberg. Der gemeinsame Stand der Ökumenischen Initiative soll da etwas Abhilfe schaffen.

Über drei Stunden haben sich die Mitglieder der beiden Kirchen aus Arnsberg ganz in der Nähe des Butterbettchens positioniert, bereit, mit allem Menschen ins Gespräch zu kommen, die es wollen. „Wir konnten die Menschen schon überraschen“, lacht Pfarrerin Schäfer: Hier am Stand sollten sie nichts spenden, sondern bekamen etwas geschenkt. Der in der Corona-Zeit in Mode gekommene „Gottesdienst to go“ mit Anleitung, eine kleine Kerze „Schön, dass es dich gibt“ oder der Brief der Katholischen Kirchen in Arnsberg für Advent und Weihnachten: Ein Stück Kirche zum Mitnehmen nach Hause, das ist die Absicht der Ehrenamtlichen mit Pfarrerin Schäfer.

„Wir laden die Menschen ein, auf die Menschen zuzugehen“, beschreibt Claudia Schäfer die Absicht. Es sei die Nähe zu den Menschen, die sie inspiriert, an dieser Aktion teilzunehmen. Neben allem nötigen Digitalen, so Schäfer, sei aber auch der persönliche Kontakt auf Abstand wichtig, so wie er hier am Markt praktiziert werden könne. Ganz konkret für die Weihnachtszeit habe sich die Ökumenische Initiative Gedanken über Kirche vor Weihnachten in Corona-Zeiten gemacht. Ein Ergebnis daraus ist der gemeinsame Stand. Man wolle aber nicht nur mit „Give-Aways“ locken, sondern auch einen geistlichen Impuls geben. Texte, Andachten oder Predigten seien das Mittel der Wahl.

Für Bernhard Grüne, ehemaliges Kirchenvorstandsmitglied, hat die Aktion eine klare Aussage. „Wir wollen zeigen, dass Kirche in Arnsberg auch lebt“, so Grüne. Und es sei wichtig deutlich zu machen, dass die evangelischen und katholischen Christen über Weihnachten hinaus denken. Corona habe die Bereitschaft der Menschen, Gottesdienste zu besuchen, gelähmt. „Ich kenne viele, die aus Angst vor einer Ansteckung nicht mehr in den Gottesdienst kommen“, sagt er.

Der Blick von Bernhard Grüne geht aber noch darüber hinaus: So sei es auch wichtig, mehr aus dem ökumenischen Gedanken zu machen. Die Stände in diesen Tagen seien damit sozusagen der Startschuss dazu. „Es sind erste kleine Pflänzchen, die aber noch wachsen werden“, ist Grüne zuversichtlich. Schon nach dem ersten gemeinsamen Pfarrfest 2019 habe es von den Menschen in Arnsberg viel positiven Zuspruch zur gemeinsamen Arbeit gegeben.

„Das ist wirklich eine tolle Sache“, lobt Hedwig Vollmer aus Arnsberg die Aktion der Ökumenischen Initiative. Für die 80-Jährige ist es wichtig, dass die Kirche auch nach draußen gehe. Längst schon könne sie persönlich die Kirche nicht mehr so häufig besuchen, es bleibe aber wichtig, einen Glauben zu behalten. „Im Alter soll man nichts mehr aufschieben“, lacht Hedwig Vollmer. Und so setze sie sich gerne auch in der Woche ganz alleine in die Kirche. Ein kleiner Ausgleich in der Zeit, wo man sowieso wieder besonders auf Gefühle achte und Konzerte und gemeinsames Singen leider fehlen.

 

Josef Mündelein und Regine Prümen-Mündelein, Pfarrerin Claudia Schäfer, Presbyteriumsmitglied Ingrid Fürstenberg und Bernd Grüne, ehemaliges Kirchenvorstandsmitglied, beteiligen sich am Stand auf dem Arnsberger Wochenmarkt, der die Kirche näher zu den Menschen bringen will. Fotos: Frank Albrecht

Das legendäre „Butterbettchen“ auf dem Arnsberger Gutenbergplatz hat die Weihnachtsaktion der Ökumenischen Initiative im Blick.