Kitas in Zeiten von Corona

Erstellt am 15.01.2021

Von Julie Riede

SOEST/ARNSBERB - Corona macht das Leben auch im neuen Jahr 2021. Immer neue Verordnungen und Bestimmungen erfordern auch -  oder gerade -  Anpassungen im Arbeitsalltag der Kindertagesstätten im Evangelischen Kirchenkreis Soest-Arnsberg. Wo Ende 2020 noch streng reglementiert die Kindergärten entscheiden durften: wer darf, wer muss sein Kind bringen, so lässt die Politik den Eltern nun die Wahl: Bringe ich mein Kind in die Kindertagesstätte  oder schaffe ich es auch ohne Kinderbetreuung? Nicht in allen Fällen ist dies eine einfache Entscheidung, oder gibt es überhaupt eine Wahl. Und in einigen Fällen sagen die Leitungen klar: wir wollen, dass diese Kinder weiterhin zu uns kommen.

Diana Junker-Thiemann, Fachberaterin im Kirchenkreis Soest Arnsberg sagt: „Die Kitas im Verbund und auch viele Gemeinde- und Vereins-Kitas arbeiten schon seit November in festen Settings, soweit es Personalstrukturen und Räumlichkeiten möglich machen. So ist die Forderung der Bundesregierung nichts Neues, sondern hat uns darin bestärkt, dass es richtig gewesen ist, diesen Weg schon früh gegangen zu sein.

Der Arbeitsaufwand hat sich in den Kitas bewährt. So muss bei einer Infektion eines Kindes oder eines Mitarbeitenden nicht die ganze Kita geschlossen werden, sondern nur das betroffene Setting. Durch die Kürzung der Betreuungszeiten ist es weitestgehend möglich, die Mitarbeitenden, wie vom Land für die Settings vorgeschrieben, fest zuzuordnen.

Alle Eltern erhielten über die Kita ein Schreiben des Ministeriums (MKFFI). Dass die Kommunikation im so weitläufigen Kirchenkreis gut funktioniert, haben die Kitas auch der Digitalisierung zu verdanken. Über eine App erhalten die Eltern Informationen aus den einzelnen Einrichtungen, was früher mit Handzetteln oder Mund-zu Mund-Propaganda erfolgte. Mit der App können die Kitaleitungen alle Eltern erreichen, auch getrennt lebende Paare werden so auf direktem Wege gleichermaßen informiert.

Die App zeigt sogar an, wer die Information gelesen hat, und wer nicht, in bestimmten Fällen können überdies Antwortmöglichkeiten freigegeben werden. Auch ein Translater (Übersetzer) für Eltern mit Migrationshintergrund ist integriert und sorgt dafür, dass alle Eltern die für sie wichtigen Informationen erhalten. Eine wertvolle Erleichterung für Bedarfsabfragen und Information in Corona-Zeiten.

Nach allen Apellen der vergangenen Woche stellt sich die Frage: wie sieht sie nun aus, die Situation in den Kitas? Hier zeigt sich ein buntes Bild. Nachdem erwartet wurde, dass in städtischen Gebieten berufstätige Eltern oft keine Wahl haben, als ihre Kinder weiter in die Kita zu geben, und ländlich gelegene kleine Betriebe weniger stark ausgelastet sind, bestätigt sich dies nicht überall.

Prozentual wurde oft berichtet: mindestens 50 Prozent der Kinder werden weiter zur Betreuung gebracht. Andernorts waren es lediglich etwa 20 Prozent, wie beispielsweise in Marsberg. Die Kita Müllingsen betreut ebenfalls noch viele Kinder in diesen Tagen, doch Leiterin Irina Emm bleibt optimistisch: „Es ist keine schöne Zeit, aber wir machen das Beste daraus!“ Arne Greiß, Leiter des Ev. Kindergartens „Burgelon“ (Borgeln) sagt: „ Etwa jedes zweite Kind wird weiterhin abgegeben. Bei vielen Eltern ist es einfach nicht anders machbar. Natürlich gibt es aber auch immer einige Eltern, die die Dringlichkeitsappelle ignorieren. Hier sind uns die Hände gebunden, wir können nur bitten, umsichtig zu sein.“

In Lippstadt bietet sich eine ganz besondere Situation. Hier liegt eine der größten Kitas des Evangelischen Kirchenkreises Soest-Arnsberg. Sieben Gruppen, aufgeteilt auf zwei Häuser: der  Johannes Kindergarten & Familienzentrum Lippstadt gilt als sogenannte Brennpunkt-Kita. Hier werden auch Kinder betreut, bei denen eine besondere Dringlichkeit der Betreuung besteht, sei es aufgrund sozialer Hintergründe, integrativer oder auch beruflicher Gründe der Eltern.

 „55 Kinder haben wir hier heute gehabt“ berichtete Leiterin Verena Eberhard zu Beginn der Woche. Aufgrund der Menge an zur Verfügung stehenden Räumen und Mitarbeitern könne man mit der Situation gut und umsichtig umgehen. Integrative Kinder hätten die Möglichkeit, die für sie so wichtige Förderung in Einzelbetreuung in eigenen Räumen zu erhalten. Dies sei unschätzbar wichtig für ihre Entwicklung.

Einige Kinder kämen aus sozial schwierigen Verhältnissen, hier wird weiterhin die Möglichkeit gegeben, sie zu betreuen. Denn, so Eberhard: „Das Kindeswohl steht bei uns über allem. Es liegt uns sehr am Herzen, diesen Kindern weiterhin einen Ort der Sicherheit geben zu können, in dem sie Kind sein können und gut aufgehoben sind – Corona zum Trotz.“

 

Infobox

Dies sind die Vorgaben der Bundesregierung

- Betreuung der Kinder nur noch in  festen Gruppen, auch in Randzeiten, mit festem Personal

- die Reduzierung aller Betreuungszeiten um 10 Stunden

- keine Erlaubnis für offene oder teiloffene Konzepte

- die Aufrechterhaltung des Appells an die Eltern, nur dann Betreuung in Anspruch zu nehmen wenn es erforderlich ist

- die Bereitstellung von FFP2 Masken

- die Fortführung des Angebots an das Kitapersonal, sich testen zu lassen.

Geöffnete Türen: Die Kindertagesstätten des Evangelischen Kirchenkreises machen den Eltern auch im Lockdown ein Angebot. Foto: Hans-Albert Limbrock