Museum als Dorf-Mittelpunkt

Erstellt am 22.01.2021

Von Dorothea Richter

Oberschlehdorn. Wenn Touristen nach Oberschlehdorn kommen, in das kleine 900-Seelen-Dorf bei Medebach, wird ihnen im Ortskern ein modernes Gebäude mit den Großbuchstaben KUMA ins Auge fallen. Die Abkürzung steht für „Kultur und Malzentrum“: Das Dorfmuseum bietet Kunst, Platz für Ausstellungen und ein Cafe, es ist außerschulischer Lernort, Kreativwerkstatt, Treffpunkt für Jung und Alt – und eng mit der Geschichte, dem Leben und Wirken der Kirchenmalerfamilie Bergenthal in Oberschlehdorn verbunden.

Über 100 Jahre lang hatte die Familie ihren Wohn-und Geschäftsort in dem Dorf, ihre Malerei prägte in drei Generationen viele Kirchen und Kapellen in der Umgebung.

Die Geschichte von KUMA beginnt im Jahre 2011. Im Rahmen des Entwicklungskonzepts der LEADER-Region Hochsauerland „Dörfer im Aufwind“ wurde in Oberschlehdorn eine Stärkenanalyse durchgeführt. Unter fachlicher Begleitung der Universität Siegen engagierten sich Bürgerinnen und Bürger in einer Dorfwerkstatt. Ihr Ziel war es, „die Attraktivität unseres Dorfes als Wohn-und Arbeitsort, insbesondere für die jüngere Generation zu sichern“.

Das Kernthema war schließlich gefunden: ein Kultur-Erlebnishaus für die Dorfmitte. Im eigens  gegründeten Verein „Oberschlehdorn Aktiv e.V.“ begannen die Beteiligten die Kunstwerke der Malerfamilie Bergenthal zu inventarisieren und aufzuarbeiten.

„Das war sehr interessant damals“, erinnert sich  Vorstandsmitglied Andrea Donner, „es gab kein Haus in Oberschlehdorn, in dem nicht ein Bild von den Bergenthal's hing.“ Diese Liebe zum Detail findet sich heute im KUMA in der Dauerausstellung  „Malerfamilie Bergenthal entdecken und erleben“. Sie ist unter der Leitung der Kunsthistorikerin Heike Plaß aus Münster entstanden.

Im lichten Obergeschoss können die Besucher einen Schatz aus Gemälden, Zeichnungen, Skizzen und Entwürfen entdecken und studieren. Deutlich zu erkennen ist der Schwerpunkt religiöser Themen, aber auch weltliche Arbeiten sind in der Sammlung vertreten.

So hatte die Malerfamilie im Jahre 1913 einen Kostenvoranschlag für die 1840 erbaute Evangelische Kirche in Medebach erstellt. Im Folgejahr erhielt sie den Auftrag, der von Pfingsten bis Mitte Juli dauerte. Die Arbeiten umfassten Deckenmalereien, sowie die Ausmalung der rückwärtigen Chorwand.

Sehenswert im KUMA ist das originalgetreu eingerichtete Atelier der Künstlerfamilie, unter anderem auch mit medizinischen Gerätschaften. Hermann Bergenthal sen. belegte während seines Studiums an der Münchener Kunstakademie zusätzlich das Fach Anatomie und hat dann während seiner Schaffenszeit in Oberschlehdorn vielen kranken Dorfbewohnern geholfen.

Von einem langen Weg spricht Andrea Donner im Rückblick auf das Vorzeigeprojekt, das ohne die LEADER-Förderung und das Engagement der Dorfbewohner nicht möglich gewesen wäre. „Von der allerersten Idee bis zur Einweihung hat es Jahre gedauert, ein Selbstläufer war das Projekt nicht. Hier steckt viel Arbeit, Zeit und Liebe drin.“

Und so blicken die Oberschlehdorner dankbar und ein wenig stolz auf ihre Dorfmitte KUMA: das   Vergangenheit und Gegenwart verbindet.

Im Nebengebäude des Museums ist die Kunst-und Malschule angesiedelt unter dem Motto „Experimentieren – Erfahren – Erleben“. In dieser Kreativwerkstatt werden unter Anleitung erfahrener Dozenten Workshops zu Malerei, Zeichnen oder Gestalten mit Metall durchgeführt.

Ein reiches Angebot zur Förderung von Kunst und Kultur erfahren vor allem auch Kinder im KUMA, das als zertifizierter, außerschulischer Lernort mit museumspädagogischem Konzept anerkannt ist. Schülerinnen und Schüler der Grundschulen aus Oberschlehdorn, Medebach und der näheren Umgebung können abwechselnd die Dauerausstellung besuchen, Geschichte, Kunst und Informationen erleben und selbst kreativ werden.

Das Museum beherbergt im Untergeschoss ein Kunst-Cafè, hier werden auch Bilder heimischer Künstler und Kunstwerke aus der Kreativwerkstatt ausgestellt.

Der neu geschaffene Dorfmittelpunkt ist zudem ein beliebter Treff für junge und alte Menschen, für Gruppen, Stammtische, Biker, oder auch für private Feiern. Das KUMA hat sich im Laufe der Zeit zum lebendigen Zentrum von Oberschlehdorn entwickelt.

 

 

Vorstandsmitglied Andrea Donner im Atelier der Malerfamilie Bergenthal (im Museum). Fotos: Dorothea Richter

Familienbild Hermann Bergenthal sen. mit Ehefau, Kindern, Schwiegerkindern und Enkelkindern.

Im Ortskern fällt das moderne Museums-Gebäude sofort ins Auge.

Religiöse Themen bilden einen deutlichen Schwerpunkt.

INFOBOX

Adresse: KUMA Oberschlehdorn, Grafschafter Straße 4-6, 59964 Medebach

Öffnungszeiten: Wegen Corona sind das Museum, die Malschule und das Café derzeit geschlossen. Änderungen werden auf der Internetseite bekannt gegeben.

Weitere Informationen: Führungen durch das Museum (nach Ende der Corona-Pandemie), wenn möglich mit Anmeldung unter Tel. 02982/1602.

www.oberschlehdorn-aktiv.de