Eine denkmalwürdige Kirche

Erstellt am 05.03.2021

Von Dorothea Richter

WARSTEIN/BELECKE - Unter dem Titel „Erkennen und Bewahren - Kirchenbau der Nachkriegszeit in Nordrhein-Westfalen“ wurden in einem landesweiten Projekt der Landschaftsverbände Westfalen und Rheinland sämtliche Evangelischen und Katholischen Nachkriegskirchen untersucht und Kurzgutachten erstellt.

Unter den „denkmalwürdigen“ Kirchen befindet sich auch die Christuskirche in Belecke, die nach dem Eintragungsverfahren Anfang des Jahres 2021 in die Denkmalliste der Stadt Warstein aufgenommen worden ist. Diese Eintragung bei den Kommunen ist immer ein Ergebnis einer Begutachtung durch eine fachlich kundige Person des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Zusammenarbeit mit den unteren Denkmalbehörden.

 „Die Entscheidung für einen solchen Eintrag liegt somit bei uns“ beschreibt Fabian Fischer, Sachgebietsleiter der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Warstein, das Prozedere. „Es ist eine Pflichtaufgabe der Kommune, schutzwürdige Gebäude in die Denkmalliste einzutragen.“ Das Gesetz sieht vor, dass sich die Städte und Gemeinden des Landes um den Schutz und die Pflege der eingetragenen Denkmäler auf ihrem Territorium kümmern. 

Für die Beurteilung der Belecker Christuskirche soll an dieser Stelle ein kleiner Auszug wiedergegeben werden: „Zu dem Denkmal gehören das gesamte Äußere und Innere der Kirche, sowie die wandfeste  und mobile Ausstattung. Nicht zum Denkmal gehört das Pfarrhaus“.

Auch wurde die gesamte Geschichte der Pfarrkirche - Baujahr 1952 bis 1953 - in den Blick genommen. Zu den historischen Entstehungsbedingungen weiß das Gutachten des LWL einiges zu berichten: „Im und nach dem 2. Weltkrieg kommen viele Evangelische Christen nach Belecke, zuerst als Flüchtlinge aus dem Osten, später auch aus der sowjetischen Besatzungszone. Eine weitere Gruppe der Zuwanderer stellte die Belegschaft der Firma AEG dar, die in den Jahren 1945/46 von Berlin nach Belecke übersiedelte. Die damalige Stadt Belecke stellte der Evangelischen Gemeinde, die ihre ersten Gottesdienste im alten Rathaus, in einer Schule und im Speisesaal der Schützenhalle feierte, ein kostenloses Grundstück zum Bau der Kirche zur Verfügung“.   

Uwe Müller, Pastor der Evangelischen Kirche Warstein, kann sich noch erinnern, was ihm ältere Christen erzählt haben: „Die Geschäftsführung der AEG hatte zu der Zeit geplant, sich nur in Belecke niederzulassen, wenn parallel dazu für die Evangelischen Christen Gottesdienste in einer Kirche möglich sind.“ 

So entstand in den sechziger Jahren ein kleines Gotteshaus auf einem von der örtlichen kommunalen Gemeinde Belecke zwar geschenkten, aber auch zugewiesenem Grundstück, weit abgelegen vom Stadtrand. Die neue Glaubensgemeinschaft musste sich erst einmal in dem Katholischen Umfeld etablieren.

Die Lage der Diasporakirche war dann aber doch ganz passend, da  viele „Neubelecker“- Evangelische und Katholische in dem neuen Baugebiet - westlich vom Zentrum Beleckes wohnten.

In der  Denkmalwertbegründung spielt auch der Erhalt und die Nutzung der Christuskirche eine Rolle, hier liegen wissenschaftliche und architekturhistorische Gründe vor. So ist die kleine Kirche ein sehr gutes überliefertes Beispiel für den Diasporakirchenbau der frühen 1950er-Jahre nach Planung des Landeskirchenbauamtes in Hagen. Für den weiteren Erhalt werden auch wissenschaftlich kunsthistorische Gründe genannt, wie zum Beispiel die ornamental bemalte Holzdecke, die bauzeitliche Verglasung der Apsisfenster, die gesamte Ausstattungskonzeption der bescheidenen Diasporakirche.

Aufgrund ihrer Hanglage und der Nähe zum angrenzenden Wald erscheint die Christuskirche  wie ein Kleinod, an dem sich hoffentlich noch viele Generationen erfreuen können.

Pfarrer Uwe Müller hat ältere Gemeindeglieder zu den Ursprüngen der Evangelischen Kirche in Belecke gefragt. Fotos: Hans-Albert Limbrock

Steht jetzt unter Denkmalschutz: die Evangelische Kirche in Belecke. Foto: Dorothea Richter