Ein monumentales Werk

Erstellt am 01.04.2021

Von Hans-Albert Limbrock

SCHWEFE – Mit der Roman-Trilogie „Herr der Ringe“ hat Autor J.R.R. Tolkien eines der monumentalsten Werke der Weltliteratur geschrieben. Auf über 1500 Seiten werden die Abenteuer der Hobbits um den Ring der Macht beschrieben. Alexander Baimann hat zwar nicht den Anspruch, ähnlich erfolgreich wie Tolkien zu sein. Aber rein vom Umfang her wandelt der Prädikant der Kirchengemeinde Schwefe durchaus auf den Pfaden des literarischen Großmeisters.

Satte 1444 Seiten umfassen die drei Bände mit dem Titel „Das Dorf an der Blögge“. „Es ist die Geschichte meines Heimatdorfes Schwefe und auch die Geschichte der Kirche in Schwefe“, beschreibt Baimann sein Buchprojekt.

Als der Referendar (Mariengymnasium Werl) vor wenigen Jahren beschloss, die Dorfgeschichte zu Papier zu bringen, konnte er nicht ahnen, wie umfangreich das Werk, das über Amazon bestellt werden kann, aber auch im Soester Buchhandel zu bekommen ist, werden würde. „Es gab bis dahin kaum Literatur über Schwefe“, nennt Baimann den Grund, seine Motivation, sich an diese große Aufgabe zu wagen.

Also hat er sich zunächst einmal ins Soester Stadtarchiv begeben und dort unzählige Unterlagen gewälzt. Was wörtlich zu nehmen ist, denn auf der Suche nach Spuren über die Geschichte Schwefes hat Baimann unendlich viele Dokumente, Bücher, Urkunden und Schriften gelesen. Ein Großteil davon in lateinischer Sprache und in Altdeutsch: „Das musste ich mir erst einmal alles übersetzen.“

Nach dem Soester Stadtarchiv hat der Schwefer dann in Bielefeld, Münster und Düsseldorf weiter geforscht und recherchiert: „Schon nach kurzer Zeit wurde mir klar, dass das unwahrscheinlich viel Potenzial enthält.“ Denn obwohl Schwefe mit knapp 750 Einwohnern zu den kleineren Ortschaften zählt, so hat es trotzdem in der wechselvollen Geschichte der Soester Börde eine beachtliche Rolle gespielt.

„Vor allem die Kirche hat mir viel Material geliefert“, erzählt Baimann. Das Gebäude ist vermutlich um 1200 errichtet worden und hat unterschiedliche architektonische und kirchenhistorische Phasen durchlaufen. Es finden sich deutliche Hinweise auf romanische Ursprünge, aber auch gotische und barocke Spuren sind ebenso vorhanden wie solche aus der Renaissance. Baimann: „So ein bisschen war das auch Detektivarbeit.“

Schon als er den ersten Band fertig hatte, immerhin schon 444 Seiten stark, war klar, dass er die Geschichte seiner Heimat würde weiter erforschen und damit auch weiter erzählen müssen, denn das erste Buch umfasst die Zeitspanne von „frühen Zeugnissen bis zum Mittelalter“.

Insgesamt sechs Jahre lang hat Baimann in Archiven den Staub von alten Seiten gepustet und Interessantes und Erzählenswertes aus Schwefe gesammelt, gesichtet, geordnet und schließlich in eine überaus lesbare Form gebracht: „Vom späten Mittelalter bis zur frühen Neuzeit“ und „Von der frühen Neuzeit bis zum Wiener Kongress 1815“ sind die weiteren Bände betitelt.

„Die Beschäftigung mit der Vergangenheit“, so Baimann, der sich selbst als „in Schwefe tief verwurzelt“ bezeichnet, „hat mir einen ganz anderen Blick auf meine Heimat und die Geschichten der Familien, die hier leben, gebracht. Das alles hat schon sehr viel Spaß gemacht; auch – oder vielleicht auch gerade weil es eine Menge Arbeit war.“

Ob mit Band 3 nun wirklich Schluss ist oder ob es noch (mindestens) einen vierten Band geben wird, der dann bis in die Gegenwart reicht – darauf will sich Baimann (noch) nicht festlegen: „Jetzt ist es erst einmal genug. Aber wer weiß…“

 

Drei Bände über die Geschichte seine Heimatortes Schwefe hat Alexander Baimann geschrieben. Gut möglich, dass noch ein vierter folgt. Foto: Hans-Albert Limbrock