Wenn ein Mensch aus der Welt fällt

Erstellt am 14.05.2021

Schmieden mit vielen Partnern eine lokale Allianz für Menschen mit Demenz (von links): Lena Husemann und Simone Pfitzner (beide Evangelischer Kirchenkreis Soest-Arnsberg), Christa Zausitz (Stift Cappel), Claudia Edler (Mehrgenerationenhaus Bad Sassendorf), Projektleiter Friedhelm Henke, Schulleiterin Martina Schaub und Christian Horstmann (Lippstädter Akademie für Pflege und Gesundheit). Fotos: Hans-Albert Limbrock

Von Hans-Albert Limbrock

LIPPSTADT – Oft beginnt es schleichend: Namen fallen einem nicht mehr ein. Der Orientierungssinn wird zunehmend getrübt. Man kann sich an bestimmte Dinge einfach nicht mehr erinnern, weiß nicht mehr, was man gesagt und gemacht hat. - Ganz langsam fällt ein Mensch aus der Welt. Einer Welt, die ihm immer fremder wird, in der er sich nicht mehr zurecht findet; die ihn buchstäblich zu vergessen scheint. Dabei ist er es, der die Welt vergisst.

Demenz – das ist längst eine Volkskrankheit, die unendlich viele Menschen betrifft und ungezählte Familien vor bisweilen unüberwindbare Aufgaben zu stellen scheint. Das Stift Cappel Berufskolleg will Betroffenen und ihren Angehörigen mit einem ebenso engagierten wie ambitionierten Projekt helfen und sie nachhaltig unterstützen. Dafür hat es nun Fördergelder vom Familienministerium gegeben. Jetzt geht es an die praktische Umsetzung.

„Vergiss mein nicht“, lautet der Titel, mit dem eine „Lokale Allianz für Menschen mit Demenz“ (MmD) geschmiedet werden soll.  „Wir“, so Schulleiterin Martina  Schaub, „haben nach einer Möglichkeit gesucht, wie wir unsere Schülerinnen und Schüler auf das Thema Demenz aufmerksam können. In vielen Familien spielt das zuhause bei ihnen eine große Rolle.“

Fachlehrer Friedhelm Henke hat die Koordination übernommen, bei ihm laufen die Fäden zusammen: „Natürlich muss sich das alles auch noch entwickeln. Wichtig ist, dass durch dieses Projekt eine Entlastung für die Angehörigen angeboten wird. Denn das ist in vielen Fällen bitter nötig.“

Das Projekt, für das sich inzwischen viele Kooperationspartner haben begeistern lassen, wird in erster Linie von den Schülerinnen und Schülern des Berufskollegs getragen. Schaub: „Sie sind mit sehr viel Engagement und Enthusiasmus dabei.“

Viele Projekte und Ideen werden aktuell noch von der Pandemie ausgebremst. Sobald das Infektionsgeschehen es zulässt, soll es richtig losgehen. Für drei Jahre können sich die „Lokalen Allianzen für Menschen mit Demenz“ auf Fördergelder in einer Gesamthöhe von 30.000 Euro stützen. Ein ehrgeiziges Ziel: Am Ende – im Jahr 2023 – soll zum Beispiel die „Ausbildung zum Demenzlotsen“ präsentiert werden. Außerdem sind jährlich Lesungen, Podiumsdiskussionen,  Ausstellungen und viele weitere Angebote geplant.  

Bei ihm laufen die Fäden zusammen: Projektleiter und Fachlehrer für Pflegeberufe Friedhelm Henke.