Fluch und Segen der digitalen Welt

Erstellt am 18.02.2022

Evangelischer Kirchenkreis Soest-Arnsberg will sich den aktuellen Anforderungen der Digitalität stellen

Von Julie Riede

Soest-Arnsberg. Die Pfarrkonferenz traf sich online und machte damit direkt deutlich, wie es um die IT-Ausstattung im Kirchenkreis aktuell bestellt ist. An jeder Art von Endgeräten - vom 20 Jahre alten Desktop PC zum hochmodernen Laptop, über das Ipad oder Handy - saßen die Teilnehmer*innen der Pfarrkonferenz und informierten sich bereit für den Neustart. Zumindest wird dieser erwägt. Denn: nötig ist es.

Seit einigen Jahren schon beschäftigt man sich in der Arbeitsgruppe „Kirche digital“ mit digitalen Formaten und Inhalten; in Zeiten von Corona ein elementares Mittel, um mit den Kollegen und vor allem auch Gemeindemitgliedern zu kommunizieren. Nun soll aber auch die IT – Hard- und Software – den Gegebenheiten angepasst und zukunftsfähig gemacht werden. Sicherheit, Effizienz und Wirtschaftlichkeit sind hier die drei wichtigsten Faktoren.

Nach einer Machbarkeitsstudie befindet sich die neue IT Struktur der Evangelischen Kirche von Westfalen in der Erprobungsphase, der Evangelische Kirchenkreis Soest-Arnsberg soll hiervon ebenfalls profitieren. Bis Angang 2023 soll die Umstellung und somit Professionalisierung erfolgen. Die Projektreferenten Martin Bock, Dezernent der Landeskirche, und Frank Poranski, Leiter des Projekts Cumulus, geben einen Einblick in das, was digital möglich wäre.

IT-Strategie

Cumulus heißt das Projekt, das Teil der IT Strategie der Evangelischen Kirche von Westfalen ist. „Nach der Machbarkeitsstudie 2017/18 wurde klar, es muss was gemacht werden und es ist möglich – aber es braucht Zeit“, so Martin Bock vom Landeskirchenamt.

Datensicherheit und Arbeitsprozesserleichterung stehen im Fokus. Vor allem im Kitabereich soll dies zu einer extremen Unterstützung/Erleichterung beitragen. Die digitale Vernetzung in Zeiten von Corona ist wichtiger denn je. Der Informationsaustausch über Whatsapp auf privaten Endgeräten und Online Schulungen ohne vernünftige Ausstattung sollen schon bald der Vergangenheit angehören, Laptops und Headsets sollen flächendeckend allen Mitarbeitern zur Verfügung stehen.

„Aktuell gibt es nur rund 5000 PCs, Laptops und andere Endgeräte, die zeitweise völlig veraltet sind. Bei der Menge der Mitarbeiter müssten es eigentlich mindestens 8000 IT Arbeitsplätze sein“, beschrieb Poranski das Problem.

Beschaffungs- und Servicekosten sollen bei 1200 Euro pro Arbeitsplatz im Jahr liegen. Eine stolze Summe, fanden einige. Jedoch: nur durch einheitliche Software, Hardware und generalisierte Prozesse werde der Evangelische Kirchenkreis Soest-Arnsberg effektiver, effizienter und vor allem sicherer. Auch deshalb soll ein gemeinsamer IT Dienstleister bis Herbst 2022 gefunden werden.

Datenschutz und Sicherheit stehen dabei an oberster Stelle. Der Kommunikations- sowie Informationsfluss sollen verbessert werden. Intern, aber auch in Richtung Öffentlichkeit. Dass die Kirche sich um Wirtschaftlichkeit und Kostentransparenz bemüht, ist ebenfalls Teil der Strategie und wichtiger Faktor.

Komplexes Thema

„Abläufe verbessern, besser agieren und reagieren, eine schnellere Abwicklung von Prozessen in der Buchhaltung, die Ausstattung von Kitaarbeitsplätzen“, zählte Bock auf, „seit Corona kommen wir nicht mehr daran vorbei, dass sich die Zeiten geändert haben, und wir uns anpassen müssen.“

Wo eine komplexe Verwaltung und viele Arbeitsbereiche vorhanden sind, könnten Vereinheitlichung und Automatisierung langfristig nur Kosten sparen, und schnellere Reaktionen auf nötige Maßnahmen und Veränderungen erreicht werden. Nicht umsonst werde in Wirtschaftsunternehmen derlei groß geschrieben. Ein ganz großer Punkt sei die IT Sicherheit. Man habe nicht nur Verantwortung für einfache interne Daten, sondern letztendlich für die Daten von Mitarbeitern und Kirchengemeindemitgliedern. Cyberkriminalität sei kein Thema, das die Kirchenkreise verschonen würde. Ginge ein Smartphone des Arbeitgebers mit wichtigen Daten verloren, könne dieses mit Hilfe einer App sofort gesperrt werden.

Bock zählte auf: Ein Rechenzentrum - statt mehrere überall verteilt - sei extrem kosteneffizient. Mehrwerte entstünden durch die große Programmvielfalt von Microsoft 365 und einem sogenannten „Modern Work Space“ (Modernes Arbeitsplatzkonzept). Durch das Tool „Teams“ beispielsweise könnten die Mitarbeiter sehr flexibel von überall gleich gut arbeiten, es handele sich dabei um einen virtuellen Arbeitsraum, der das gemeinsame Arbeiten unterstützt.

Der Bedarf scheint da zu sein. Doch Pfarrer Christoph Peters (Lippstadt) gab zu bedenken: „Ich bin als Pfarrer eher so der IT-Loser, als der IT-User, und ich denke, da bin ich nicht der Einzige. Ich muss mich darauf verlassen können, dass es tatsächlich einfacher wird, und auch bedienbar ist. Auch für unsere Mitarbeiter*innen, wie z.B. in den Sekretariaten.“

Herausforderung

„Als Körperschaft des öffentlichen Rechts haben wir eine Verpflichtung für die Sicherheit der Daten“ so Bock. „Neue Systeme kommen immer und jeder muss sich darauf einstellen, das fällt, unabhängig vom Alter oder Beruf, nicht jedem leicht.“ Sowohl Pfarrer*innen als auch Verwaltungsmitarbeiter*innen sollen geschult werden. Es gehe nicht um viel neue Software, sondern vermehrt um Hardware. Hier spiele auch die Nachhaltigkeit der Geräte eine Rolle. Alle paar Jahre neue Anschaffungen tätigen zu müssen, sei unwirtschaftlich und letztendlich auch nicht klimafreundlich.

Susanne Schulze, Leiterin der Erwachsenenbildung des Evangelischen Kirchenkreises Soest-Arnsberg, gab zu bedenken, dass sie befürchte, nicht gut betreut zu werden, wenn Hardware oder Software versagten. Projektreferent Frank Poranski versuchte, ihr diese Sorge zu nehmen: Bei Servicezeiten von Montag bis Freitag, 7 bis 18 Uhr sei man breit aufgestellt, sodass hiermit die User ausreichend betreut sein müssten

Superintendent Dr. Manuel Schilling fasste am Ende zusammen: „Der Evangelische Kirchenkreis Soest-Arnsberg will sich den Herausforderungen der Zukunft stellen, wir kommen an Veränderungen im digitalen Zeitalter nicht vorbei. Viele Dinge sind aktuell im Wandel, und wir müssen mutig mit der Zeit gehen.“