Marienkirche wird Riesenpuzzle

Erstellt am 29.07.2021

Baubesprechung (von links): Architekt Dirk Pieper, Gunther Rohrberg und Werner Lücke (beide Büro Rohrberg) mit Dietrich Wegmann und Wolfgang Struff von der Bezirksregierung Arnsberg. Fotos: Hans-Albert Limbrock

Von Hans-Albert Limbrock

Lippstadt. Irgendwie erinnert das Ganze an ein 1000-Teile-Puzzle – nur dass es wohl noch deutlich  mehr als tausend Teile sein dürften. Stück für Stück, Feld für Feld wird die altehrwürdiger Lippstädter Marienkirche in den kommenden Monaten generalüberholt. Über eine Million Euro wird diese Renovierung, die vor allem eine Säuberung ist, kosten. Knapp die Hälfte davon muss die Kirchengemeinde selber aufbringen. Die andere Hälfte wird durch öffentliche Gelder von Bund und Land beigesteuert. So sind bereits 350.000 Euro aus dem „Sonderprogramm für national bedeutsame Denkmäler“ bewilligt. Weitere Zuschüsse sind beantragt.

Die komplette Maßnahme ist in zwei Bauabschnitte unterteilt und soll – im Idealfall – Ende 2022 beendet sein. Dann feiert der Sakralbau seinen 800. Geburtstag. Aber ob die Fertigstellung mit dem Jubiläum einhergehen wird, ist angesichts des Volumens der Aufgaben zumindest fraglich. „Es wird knapp“, urteilt Dirk Pieper, verantwortlicher Architekt beim Kirchenkreis Soest. In der Kirchengemeinde plant man daher bewusst parallel: Sollte es Verzögerungen geben, die bei Projekten dieser Größenordnung zwangsläufig drohen, wird eben ein Jahr später das 800-Jährige gefeiert. Pfarrer Thomas Hartmann augenzwinkernd: „Der Geburtstagskuchen wird auch dann noch schmecken.“

Im August werden zunächst die turmhohen Gerüste im Innenraum aufgebaut. Sie sind die Basis für die dann beginnende Säuberung der Wände und Decken durch die renommierte Firma Ars Colendi aus Paderborn. Die versierten Handwerker und Künstler werden sich die verschmutzten Flächen vornehmen und sie akribisch säubern. Pieper: „Das ist eine extrem aufwändige Arbeit. Eine Arbeit, die einfach Zeit und Geduld braucht.“

Noch aufwändiger und damit auch deutlich teurer wäre es, die Wände und Decken nicht nur zu reinigen, sondern die unter einer Schicht liegende (wertvolle) Malerei wieder zum Vorschein zu bringen. Aber das ist einfach nicht bezahlbar. „Damit würde die Maßnahme mindestens doppelt so teuer“, weiß Pieper. Dafür gibt es weder ausreichend Fördergelder noch kann die Lippstädter Kirchengemeinde diese Herkulesaufgabe stemmen.

Mit zum Sanierungspaket gehört auch eine neue Elektrik, die verlegt werden wird. Durch immer wieder aufsteigende Feuchtigkeit war die alte Elektrik immer wieder mal bedroht. Bei starken Regenfällen hat das Grundwasser oft Fußbodenniveau erreicht. Allerdings ist die Gefahr seit der Renaturierung der Lippe insgesamt deutlich zurückgegangen. Für das Verlegen der neuen Kabelstränge muss der Fußboden an einigen Stellen aufgenommen werden. Und schließlich wird auch die Beleuchtung des mit 11.200 Quadratmetern Innenraum größten Gotteshauses im Kirchenkreis Soest-Arnsberg optimiert.

„Unser Ziel ist es, die Kirche wieder schmuck zu machen“, hat Dombaumeister Gunther Rohrberg vom gleichnamigen Ingenieurbüro bei einem Pressetermin gesagt und ergänzt: „Für uns als Lippstädter Büro ist das eine Ehre.“

Ein Hauch von Christo: das barocke und wertvolle Altarretabel ist eingehüllt, um es vor Schmutz und Staub zu schützen.

Feuchtigkeit und Hochwasser waren vor allem in der Vergangenheit ein Problem und haben Schäden hinterlassen. Auch deshalb wird nun eine neue Elektrik verlegt.