Eine wirklich schöne Zeit in Soest

Erstellt am 26.11.2021

Nach 28 Jahren als Pfarrer verlässt Thomas Gano die Stadt und kehrt nach Bielefeld zurück

Hat nicht nur in Hohne und Soest viele Spuren hinterlassen: Thomas Gano war nicht nur viele Jahre Gemeindepfarrer, sondern hat sich auch im Kirchenkreis als Assessor und als Synodaler auf Ebene der Landeskirche engagiert. Foto: Hans-Albert Limbrock

 

Von Hans-Albert Limbrock

Soest. Der Vorteil von länger feststehenden Abschieden ist recht simpel: Man kann sich besser vorbereiten und wird von den damit einhergehenden Veränderungen nicht so überrascht. Das weiß auch Pfarrer Thomas Gano in diesen bewegten Tagen zu schätzen: Denn spätestens als Diskussion und Vorbereitung zur Zusammenlegung der Kirchengemeinden Hohne, Wiese, Johannes und Thomä zur Emmaus-Gemeinde vor etwa vier Jahren Fahrt aufnahmen, hat er sich konkret mit seiner Zukunft und damit auch mit seinem Abschied aus Soest beschäftigt.

„Ich habe mich da relativ früh mit auseinandergesetzt“, erklärte er jetzt. Schnell war dabei ein Ausstieg mit 63 Jahren das erklärte Ziel des in 1958 Geborenen. Und schnell war auch klar, dass es wieder nach dorthin zurückgehen sollte, wo für ihn und Ehefrau Annette einst alles angefangen hatte, wo die familiären Wurzeln sind und waren: nach Bielefeld. Dort steht im Ortsteil Gadderbaum das Elternhaus. „Das wird unser künftiges Zuhause. Wir stammen beide aus Gadderbaum.“

Die verbleibendenden Tage in Soest waren bis zuletzt von einer gewissen Unruhe geprägte Tage. „Ich träume nur noch von Wertstoffhöfen“, schmunzelt Gano. Abschied bedeutet immer auch ein Los- und Zurücklassen. Und dieses Loslassen manifestiert sich in vollen Kisten, für die man künftig keine Verwendung mehr haben wird: „Über die Jahre hat sich da ja doch so manches angesammelt. Wir können ja nicht alles mitnehmen.“

Grundsätzlich hätten sich die Ganos auch vorstellen können, in Soest zu bleiben und hier den Lebensabend zu verbringen: „Uns gefällt es schließlich hier. Das ist ja eine schöne Stadt und es haben sich viele Freundschaften entwickelt, die wir auch weiter pflegen werden.“ Letztlich aber hat man kein geeignetes Grundstück, kein geeignetes Haus gefunden. Und so ist es nun Bielefeld geworden.

Fast 28 Jahre war Thomas Gano Pfarrer in der Hohne-Gemeinde (heute Emmaus). Am 1. April 1994 hatte er die Nachfolge von Manfred Selle angetreten, der als Superintendent zum Kirchenkreis gewechselt war. „Mich haben besonders die alten Kirchen von Soest fasziniert“, nennt er einen Grund, weshalb er damals aus dem westfälischen Oelde, wo er immerhin fast neun Jahre als Pfarrer tätig war, in die Stadt gewechselt ist, die die Soester so gerne „die Ehrenreiche“ nennen.

Von Beginn an wartete viel Arbeit auf den jungen Seelsorger: neue Fenster (Jochem Poensgen), neue Lichtanlage, Renovierung der Taufkapelle und Grabesnische, Tympanon, Innenrestaurierung und zuletzt Außenrestaurierung mit neuem Dach und Turmhelm – an großen Aufgaben hat es in der vergleichsweise kleinen Gemeinde nie gemangelt. Gano: „Ohne die gute Zusammenarbeit mit dem Verein zur Erhaltung der Hohnekirche sowie Dirk Pieper, dem Architekten des Kirchenkreises, wäre das alles nicht möglich gewesen. Es ist ein Privileg, in einer solchen Kirche als Pastor Dienst tun zu dürfen.“

Aber es waren nicht nur die Steine, für die sich Pfarrer Gano engagiert hat. Schon immer schlug sein Herz auch für die Schwächeren und Schwächsten der Gemeinschaft: Alte, Kranke, Behinderte. Und die Kinder- und Jugendarbeit hat ihm stets am Herzen gelegen. Auch deshalb kann er eine mehr als zufriedene Bilanz ziehen: „Es ist eine besondere Erfahrung, als Pastor Menschen über fast drei Jahrzehnte begleiten zu können in schönen und schwierigen Zeiten. Das schafft Verbundenheit und Nähe und so fällt es mir nicht leicht, meine Gemeinde hinter mir zu lassen. Es war eine wirklich schöne Zeit in Soest.“

Diese „schöne Zeit“ klingt mit dem Abschieds-Gottesdienst am Sonntag, 5. Dezember (10 Uhr), offiziell aus. Allerdings wird Gano zu Weihnachten noch einmal zurückkommen: „Weil die Weihnachts-Gottesdienste im vergangenen Jahr wegen Corona ja alle ausgefallen sind, war es mir ein besonderes Anliegen, Heiligabend noch einmal in der Hohne Gottesdienst feiern zu dürfen.“ Und das wird er (vorausgesetzt, die Pandemie lässt es zu) am 24. Dezember um 15.30 Uhr im Familiengottesdienst und dann anschließend um 17.30 Uhr mit der Christvesper auch tun.

Danach ist dann endgültig Schluss mit Soest und es warten in Ostwestfalen neue Aufgaben und Herausforderungen auf den passionierten Radfahrer: „Ganz untätig werde ich sicher nicht sein. Mal sehen, wo man mich brauchen kann. Vielleicht werde ich mich politisch stärker engagieren.“