"Da sehe ich Zukunft drin"

Erstellt am 12.11.2021

Motivierende Resonanz auf Ideen für das Albert-Schweitzer-Zentrum

Die Resonanz der Bürger auf den Prozess der Veränderung des Gemeindezentrums ist erfreulich groß.

Von Kristin Sens

Gudenhagen.  „Ich spüre bereits viel positive Energie“, fasste Regionalpfarrerin Kathrin-Bäumer die bisherigen Ergebnisse zusammen. Sie möchte, dass im Albert-Schweitzer-Zentrum (ASZ) in Brilon-Gudenhagen wieder, so wie früher, das Leben brummt wie in einem Bienenstock. Mit der öffentlichen Vorstellung der Auswertung von Zukunftswerkstatt und Machbarkeitsstudie wurde jetzt die erste Phase des Erkundungsprozesses um die Zukunft des Albert-Schweitzer-Zentrums abgeschlossen.

Mit rund 30 Zuhörern war die Beteiligung, wie vom einladenden Presbyterium erhofft, hoch. Gekommen waren vor allem Menschen aus dem Ort, darunter direkte Nachbarn des Zentrums, Vereinsvorsitzende sowie Ortsvorsteher Wolfgang Diekmann, aber auch Bürgermeister Dr. Christof Bartsch, Mitarbeiter von sozialen und caritativen Institutionen sowie einige Briloner.

Bereits die Postkarten-Befragung im Mai hatte mit fast 90 Rückmeldungen ein großes Interesse belegt. „Eine super Grundlage“, so Anne-Kathrin Tölg vom Institut für Kirche und Gesellschaft der Evangelischen Kirche von Westfalen. Eigentlich seien es noch viel mehr, merkte eine Teilnehmerin an, denn jede der Karten stehe für einen ganzen Haushalt. Mehr als drei Viertel der Antworten waren für eine Umwandlung des ASZ. Vermisst wurde in Gudenhagen vor allem ein offener Treffpunkt.

Es folgte im Juni eine Zukunftswerkstatt mit 18 Teilnehmern, bei der in Kleingruppen drei Themenfelder bearbeitet wurden: Gestaltungsideen für das Kirchgebäude, für das Außengelände und für das Dorfleben. Vorgeschlagen wurden eine Umnutzung für alternative Wohnformen, wie ein Mehrgenerationen-Haus, eine gastronomische Einrichtung oder Einkaufsmöglichkeiten.

Viele Möglichkeiten

Für das Außengelände wurde eine nachhaltige Entwicklung favorisiert, mit der Anlage von Hochbeeten und Kräutergarten, Sitzmöglichkeiten, sowie Sport- und Spielangeboten für alle Generationen. Außerdem wurde über die Gründung eines Dorfvereins nachgedacht und überlegt, etwas Ähnliches wie das Briloner Mosaik in Gudenhagen zu schaffen. Das Mosaik ist ein Netzwerk, das dabei hilft, dass sich ältere Gleichgesinnte in Gruppen zusammenfinden, um gemeinschaftlich ihren Interessen nachzugehen. Initiiert und koordiniert wurde es 2019 durch die Evangelische Kirchengemeinde.

Auf Basis dieser Ideen wurde das Architektur- und Planungsbüro Post Welters in Dortmund mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt, deren Ergebnisse Architekt Sven Grüne vorstellte. „Sie haben eine wunderbare Kirche, ein besonderes Zeitdokument moderner Kirchenarchitektur“, stellte Grüne eingangs fest. Er plädierte dafür, die Kirche weitgehend so wie sie ist, zu belassen. Bereits jetzt sei der Kirchenraum vielseitig nutzbar für Veranstaltungen, wie Konzerte oder Lesungen. Er empfahl, einige Nebenräume zu schaffen, für Büro, Umkleiden oder als Stuhllager.

Außerdem zeigte er die Idee eines Innenraumes für kleinere Veranstaltungen auf, freistehend mittig im Raum, mit Schiebewänden ausgestattet, um für Transparenz zu sorgen. In der unteren Etage könnte ein Multifunktionsraum, der sich mit bodentiefen Fenstern ebenerdig öffnet, für Veranstaltungen oder ein Café genutzt werden.

Unterhalb der Kirche, also im hinteren Teil des insgesamt rund 5000 Quadratmeter großen Grundstücks, könnten zwei Wohnhäuser gebaut werden, mit bis zu zwölf, circa 50 Quadratmeter großen, teilweise rollstuhlgerechten Wohnungen für Senioren oder Kleinstfamilien. Denkbar wären auch eine Tagespflege in der unteren Etage oder Maisonetten-Wohnungen. Im rechten Winkel zueinander angeordnet, würden sie im Zusammenspiel mit dem Bestandsgebäude einen Innenhof entstehen lassen, für vielfältige zwanglose Begegnungsformen.

Das hätte den Vorteil, dass der Kirchenvorplatz als Parkfläche und für Veranstaltungen weiterhin genutzt werden kann und weite Teile des Baumbestandes erhalten bleiben. „Durch Ihre Augen habe ich erst so richtig gesehen, was für ein schönes Gebäude wir hier haben“, bedankte sich Koppe-Bäumer für die Präsentation.

Im Anschluss entspann sich eine lebhafte und engagierte Aussprache mit vielen positiven Rückmeldungen, aber auch mit kritischen Fragen. Diese betrafen häufig Details, wie nach potentiellen Investoren und Betreibern oder Brandschutzauflagen, die zu diesem frühen Stadium noch nicht beantwortet werden konnten. Einem Zuhörer war es wichtig, dass das Alte nicht vergessen wird und erhalten bleibt, ein anderer fand besonders die Begegnungsmöglichkeiten „super“. Ökologisches Bauen mit Holz und Mobilitätsalternativen waren andere Anliegen. Viele fanden die Visualisierung hilfreich, weil sie sich eine Umnutzung vorher gar nicht vorstellen konnten. „Ich fand die Aufteilung der Kirche spannend, da sehe ich Zukunft drin“, sagte eine Teilnehmerin begeistert.

„Dass dieser Ort wieder ein Austausch- und Begegnungsort wird für Junge und Alte, Kinder und Großeltern, Menschen die schon lange hier leben und solche die ein Zuhause suchen. Das ist unsere Vision“, fasste es die Regionalpfarrerin zusammen. Zum Abschluss der Veranstaltung rief sie dazu auf, bei der Realisierung eines „GPP-Mosaik“ für Gudenhagen mitzuwirken und einige Teilnehmer trugen sich direkt in Listen ein. versprach, die Idee eines Dorfvereins in die nächste Ortsbeiratssitzung mitzunehmen.

 

Pfarrerin Kathrin Koppe-Bäumer begleitet den Prozess für die Zukunft des Albert-Schweitzer-Zentrums. Fotos: Kristin Sens

Ausgelöst worden war der Prozess um das ASZ durch die Erkenntnis des Kirchenvorstands der Evangelischen Gemeinde, dass Erhalt und Bewirtschaftung des Kirchengebäudes in der jetzigen Form und Nutzung für sie nicht mehr finanzierbar ist. Andererseits wollte man es auch nicht abreißen oder an den Meistbietenden verkaufen. Nachdem die katholische Kirche eine Mitnutzung ihrer St.-Michael-Kirche angeboten hatte, war der Weg frei, über eine vollständige Umnutzung nachzudenken. Vom Bürgermeister kam der Hinweis, dass es für Mehrgenerationenbauten Fördermittel gebe.