Der Mann für die Energiewende

Erstellt am 17.02.2023

Markus Kaulbars ist als Klimamanager im Kirchenkreis ein Pionier

Schon vor Jahren wurde auf dem Dach des Kreiskirchenamtes eine Photovoltaik-Anlage installiert. Als Klimamanager berät Markus Kaulbars Kirchengemeinden auf dem Weg zur Energiewende. Foto: Hans-Albert Limbrock

Von Hans-Albert Limbrock

Soest-Arnsberg. Nicht, dass Markus Kaulbars für sich beanspruchen würde, über prophetische Fähigkeiten zu verfügen. Aber Klimawandel und Energiewende waren für ihn schon hochaktuelle Begriffe, bevor sie in die täglichen Nachrichten und damit in unser aller Bewusstsein einzogen. „Stimmt“, sagt der Mann, der als erster Klima-Manager im Kirchenkreis Soest-Arnsberg ein viel beachtetes Novum auf Ebene der Evangelischen Kirche von Westfalen ist. „Ich habe mir schon früh Gedanken über Themen wie Klima und Ressourcenschonung gemacht.“

Doch es ist nicht nur bei bloßen Gedankenspielen geblieben. Bereits vor Jahren hat er begonnen, sein Haus in Büren im Paderborner Land zukunftsfähig zu machen. Anfangs wurde er dabei von den Nachbarn noch ein wenig belächelt; inzwischen kann Kaulbars die gegenwärtige Energiekrise mit enorm gestiegenen Preisen für Strom, Gas oder Öl vergleichsweise gelassen sehen.

Zugute kommt ihm sowohl beim privaten wie auch im beruflichen Engagement, Wege zu finden, um Energie einzusparen, dass er als diplomierter Maschinenbau-Ingenieur mit technischen Abläufen bestens vertraut ist; ja geradezu ein Faible dafür entwickelt hat: „Ich bin ein Freund von Zahlen, Daten und Fakten. Ich liebe es, wenn die Dinge Hand und Fuß haben und fundiert sind.“

Viele Jahre hat er für Ingenieurbüros und für die Industrie gearbeitet. Nebenbei hat der 45-Jährige eine Weiterbildung zum Klimaschutz- und Ressourcenmanager bei der Gesellschaft für nachhaltige Entwicklung im hessischen Witzenhausen absolviert und sich dadurch das Knowhow drauf gepackt, was ihn nun befähigt, zum Klima-Pionier in der evangelischen Landschaft in Westfalen zu werden.

Als der Kirchenkreis Soest-Arnsberg mit der Stellenausschreibung „KlimamanagerIn“ einen Beschluss der Synode umgesetzt hat, war für Kaulbars gleich klar: „Das könnte was für mich sein.“ Kann er doch hier sein fachliches Wissen und seine Motivation, einen gewichtigen Teil zur Energiewende beizutragen, fast schon symbiotisch einbringen: „Ich sehe da sehr viele Möglichkeiten“, ist er optimistisch, dass vor allem auch die Kirchengemeinden von seiner Expertise profitieren werden.

Denn die sind aktuell seine ersten Ansprechpartner. Markus Kaulbars, der Vater von zwei Kindern (8 und 10 Jahre alt) ist und seine Freizeit am liebsten mit Gartenarbeit verbringt: „Wir wollen ein integriertes Klimaschutzkonzept für den Kirchenkreis erstellen, um das von der Landeskirche ausgerufene Ziel der Klimaneutralität bis 2040 zu erreichen.“ Dazu bedarf es erst einmal einer ebenso detaillierten wie schonungslosen Ist-Analyse für den gesamten Gebäudebereich, aber auch für das Gebiet der  Mobilität. „Gleichzeitig versuche ich, Potenziale für nachhaltigen Klimaschutz aufzuzeigen.“

Der Fokus liegt dabei ganz klar auf den Gebäuden (80 Prozent seiner Arbeit) und dann erst auf der Mobilität (20 Prozent). Allein bei den Immobilien wartet auf Kaulbars ein gewaltiges Betätigungsfeld. Der Kirchenkreis verfügt über mehr als zweihundert Gebäude. Dazu zählen die 54 Kirchen und 17 Kapellen ebenso wie zahlreiche Pfarrhäuser, Gemeindehäuser oder Kindertagesstätten. „Über zu wenig Arbeit kann ich mich wahrlich nicht beklagen“, weiß Kaulbars, dass  er vor einer Herkulesaufgabe steht.

Die Zusammenarbeit mit den Presbyterien und Pfarrern sowie Pfarrerinnen gestaltet sich nach seinen ersten Eindrücken in den einzelnen Kirchengemeinden recht konstruktiv: „Gemeinsam wollen wir Szenarien und Strategien für die Zukunft entwickeln. Inzwischen ist der Druck so groß, dass man sich bewegen muss. Der Krieg in der Ukraine und die dadurch ausgelösten Probleme haben diesen Prozess noch einmal beschleunigt.“

Die Voraussetzungen und Gegebenheiten sind dabei recht unterschiedlich und individuell. Während einige Gemeinden schon vor Jahren die Zeichen der Zeit erkannt haben und zum Beispiel in Wärmedämmung ihrer Gebäude oder in Photovoltaik investiert haben, stehen andere erst ganz am Anfang, gehen nun mit Markus Kaulbars die ersten Schritte, indem zum Beispiel Förderprogramme identifiziert und Schwachstellen entdeckt werden, die man mit vergleichsweise geringem Aufwand beheben kann.

„Das alles“, weiß der Klimamanager, „geht nicht von heute auf morgen. Das braucht natürlich seine Zeit.“ Sorge, dass er den Ansprüchen und Erwartungen als Einzelkämpfer nicht gerecht werden kann, hat er nicht, im Gegenteil: „Ich wusste ja, was da auf mich zukommt. Ich kann sagen, dass ich mich auf diese sinnstiftende Arbeit in Zusammenarbeit mit dem Klimausschuss und den Kirchengemeinden sehr freue und die Herausforderungen gerne annehme.“