Kirchenkreis zieht sich als Träger zurück

Erstellt am 04.05.2023

Neue Kita in Marsberg soll nun von der DRK Brilon KiTa aGmbH betrieben werden

In dieses Bestands-Gebäude auf dem LWL-Gelände soll der neue Kindergarten, der Platz für 75 Kinder haben wird, einziehen. Sogar ein Name war schon gefunden: Evangelische Emmaus-Kindertagesstätte. Daraus wird nun nichts. Foto: Kirchenkreis

Von Hans-Albert Limbrock

Marsberg. Der Kindergartenverbund des Evangelischen Kirchenkreises Soest-Arnsberg wird nicht Träger der neuen Kindertagestätte in Marsberg, die in einem seit Jahren leer stehenden Bestandsgebäude auf dem LWL-Gelände entstehen soll. „Das ist eine Entscheidung, die uns sehr schwer gefallen ist und die wir zutiefst bedauern“, erklärt Tobias Eikel, Geschäftsführer des Verbunds mit Sitz in Soest.

Nach seiner Darstellung ist diese Entscheidung allerdings alternativlos, weil sich die Rahmenbedingungen – vor allem die finanziellen – zuletzt dramatisch geändert hätten. „Ein finanzielles Risiko in dieser Größenordnung können und wollen wir nicht eingehen. Deshalb haben wir die Reißleine gezogen.“ So sei der Mietpreis von anfänglichen 9,71 Euro auf 13 Euro pro Quadratmeter gestiegen. Bei 900 Quadratmetern würde dies eine Mehrbelastung für den Kirchenkreis in einer Größenordnung von über 35.000 Euro pro Jahr ausmachen. Eikel: „Das ist ein Delta, das wir seriös nicht auffangen können.“

Der Bauträger, die AL Kita Bau GmbH mit Sitz in Brilon, gibt gestiegene Baukosten als Grund für die Mietpreiserhöhung an. So entstand eine Finanzierungslücke von etwa 600.000 Euro, die über die erhöhte Miete aufgefangen werden sollte.

Erschwerend, so der Geschäftsführer des Kindergartenverbundes, käme hinzu, dass  die vertragliche Vorgabe seitens des HSK, bereits Anfang 2024 die Kita zu eröffnen, unrealistisch sei. Der Kreis habe in seiner letzten Sitzung im Jugendhilfeausschuss angekündigt, dem Kirchenkreis andernfalls die Trägerschaft zu entziehen.

Tobias Eikel: „Wir müssten theoretisch ein komplettes Team vorhalten und auch bezahlen, bis wir starten können.“ Mit einer  Umbauzeit von mindestens zwölf Monaten sei der vorgegebene Start Anfang 2024 – also in weniger als acht Monaten nicht umsetzbar:. „Daher können wir das finanzielle und rechtliche Risiko für uns nicht verantworten.“

Der Kirchenkreis habe in jedem Fall seine Hausaufgaben in allen Bereichen gemacht, betont Eikel. So seien bereits zahlreiche Einstellungsgespräche für die rund dreißig künftig Mitarbeitenden geführt worden. Auch hinsichtlich der Leitung habe man bereits  Lösungen in Sicht gehabt: „Diesen Personen muss ich nun absagen.“

Der HSK hast inzwischen reagiert und das Thema auf die Tagesordnung des kommenden Kreisjugendhilfeausschusses gesetzt. Dieser soll in seiner Sitzung am 16. Mai den Beschluss fassen, die DRK Brilon KiTa aGmbH zum neuen Träger zu bestimmen.

 

Der Kindergartenverbund im Evangelischen Kirchenkreis Soest-Arnsberg ist Träger von 28 Kindertagesstätten. Davon zwei im Hochsauerlandkreis: das dreigruppige Jona-Familienzentrum in Marsberg und das Johannes-Familien-Zentrum in Meschede mit vier Gruppen. Hinzu kommen noch drei offene Ganztagsschulen. Insgesamt werden mehr als 500 Mitarbeitende beschäftigt. Auf Ebene des Kirchenkreises, der vom nördlichen Lippetal bis in den Süden nach Marsberg und Medebach reicht, werden über 3400 Kinder im christlichen Glauben und an christlichen Werten orientiert betreut – gemäß dem Leitspruch des Evangelischen Kindergartenverbundes Soest-Arnsberg: „Wie köstlich ist deine Güte, Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben?“ (Psalm 36,8)