Superintendent Dr. Manuel Schilling hat im Conrad-von-Soest-Gymnasium für das Maria-Oratorium geworben. Mit dabei (rechts am Bildrand) auch Petri-Kantorin Annette Arnsmeier. Bilder: Julie Riede
Von Julie Riede
Soest. Im Conrad-von-Soest-Gymnasium trafen sich jetzt Schüler:innen und Musiklehrer:innen zu einer Infoveranstaltung der besonderen Art. Vor Ort in der Aula ging es direkt in die Vollen, es wurde gesungen und performt, „Mitmachen erwünscht“ - so stand es in der Einladung. Die Jugendlichen im Alter zwischen 13 und 16 sollten für ein kirchenkreisübergreifendes Projekt begeistert werden, das einer Idee des Superintendenten Dr. Manuel Schilling aus dem Kirchenkreis Soest-Arnsberg entsprungen ist.
Das Motto: „Glaube bewegt, Musik beflügelt, Vielfalt verbindet“. Es steht für ein ambitioniertes Projekt, das es so bis dato noch nie gegeben hat. Kirchenkreise, Profimusiker:innen von Orchestern, Kantoreien über Chorschulen bis hin zu Laienchören machen sich auf eine Reise quer durch Westfalen; von Lüdenscheid im Sauerland bis nach Minden zur Porta Westfalica führt sie der Weg. Eine Pilgerreise. Und doch soll es noch so viel mehr werden.
In gut einem Jahr, vom 17. Mai bis 2. Juni soll es losgehen. Bis es soweit ist, und damit das Stück ein Erfolg werden kann, werden noch die eigentlichen Helden des Vorhabens per Casting gesucht. Gesungen werden soll das Werk nicht etwa von Profis, sondern von Laien, genauer gesagt von Jugendlichen. Warum? „Wir möchten mit unserem Projekt Jugendliche dazu bewegen, sich auf den Weg zu machen, auf den Weg zu einer gemeinsamen Sache, bei der sie über sich hinauswachsen können und von der sie ihren Enkelkindern noch erzählen können“ so Dr. Manuel Schilling, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Soest-Arnsberg.
Es wird gesungen, Theater gespielt, gewandert, nach dem Motto: alles kann, nichts muss. Verschiedenen Etappen bringen die singenden und schauspielernden Pilger:innen durch die einzigartige Landschaft Westfalens und in einige der eindrucksvollsten Kirchen der Region, die als Aufführungsorte dienen werden.
Maria, so heißt das Oratorium. Für den, dem das nichts sagt: ein Oratorium, das ist so etwas wie eine Oper in der Kirche, eine Art religiöses Musical. Eine Geschichte wird gespielt, mit Musik durchmischt. Die Texte stammen aus der Bibel oder jahrtausendealten Gottesdienstordnungen, sie sind traditionelle Kirchenlieder oder Songs aus unserer Zeit.
Warum Maria? Wer ist eigentlich Maria? „Eine wie keine“, so kündigt es der Titel selbstbewusst an. Wer sie ist, was sie kann, und warum sie eine der unterschätzten Figuren vor allem in der evangelischen Kirchengeschichte sein soll, davon handelt das Stück. Auf der Projektseite www.mariaeinewiekeine.de wird Maria beschrieben als „eine der stärksten Frauenfiguren der Menschheit“.
„Maria bündelt Frauenpower, Weisheit, Sanftmut und einen kühlen Kopf, in der hitzigen Zeit um Jesu Wirken war die Mutter Jesu ein Fels in der Brandung“, erzählt Superintendent Dr. Manuel Schilling, der das Stück geschrieben hat. „Jesus, das war eigentlich ein total Asozialer“, sagt er über den Sohn Gottes. Was er damit meint: Familiär ging es in der Gottesfamilie nicht immer fein zu, generell waren die Zeiten und der Ton schon damals rau. Man könnte glauben, in 2000 Jahren hat sich nichts geändert: Kinder streiten mit Eltern, es fehlt an Respekt auf allen Seiten. Ein modernes Stück mit modernen Charakteren – nur eben im biblisch-historischen Kontext.
Vertont bzw komponiert wurde „Maria – eine wie keine“ von Dmitri Grigoriev. „Ein genialer Typ“, sagt Schilling, wenn er über ihn spricht, und gerät ins Schwärmen. Der Komponist, Organist und Kantor ist musikalisch unbestreitbar vielseitig begabt. Die Bandbreite der Stücke beachtlich. Von Gregorianik über Klassik bis Hip Hop ist alles dabei. Wie es klingt, wenn Jesus bockig ist und die Kommissare gegen ihn ermitteln, aber auch, wenn tragisch wehklagend die Dramatik des Augenblicks alle in ihren Bann schlägt, das kann man live erleben bei der einzigartigen Reise von Maria – eine wie keine“. „Vielleicht auch nur ein Menschenkind“ fragt das „Lied der Evangelisten“, das online auf der Webseite bereits einen ersten hörbaren Einblick ermittelt.
Das Oratorium wird in diesem Jahr geprobt und im nächsten Frühsommer aufgeführt. Noch ist alles offen, wer singt was, wer tritt auf der Theaterbühne auf, wer schafft es gar, die ganze Strecke mit zu wandern? Alle sind aufgerufen, mitzumachen, ein multidimensionales und vielfältiges Projekt, „wo Skateboard auf Rollator trifft“. Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren sind aufgerufen, sich zu melden, wenn sie Lust haben, dabei zu sein. Das erste Treffen interessierter Schüler:innen gab es schon, doch noch sind keine Rollen vergeben.
Ab Herbst beginnen die Proben. Auch wer keine Gesangsvorbildung hat, kann mitmachen. Außerdem ist das Projekt interkonfessionell ausgelegt – Maria haben schließlich nicht nur die Christen für sich gepachtet. Die Proben werden von erfahrenen Musiklehrer:innen und Kantor:innen in Soest und Lippstadt geleitet. Einmal über den Tellerrand schauen. Sich was trauen. Über sich selbst hinauswachsen? In diesem Projekt steckt viel Potenzial, das entfaltet werden will.
Mit einer ersten kleinen Probe konnten sich die interessierten Schülerinnen und Schüler in dem Stück ausprobieren.