Über 800 Jahre ist St. Urbanus in Weslarn. Jetzt wird das Schiefer-Dach aufwendig renoviert.
Von Thomas Brüggestraße
Weslarn. Schon vom bloßen Anschauen zerbröselt der Schiefer: Die Witterung hat über die letzten 70, 80 Jahre ordentlich genagt an der „altdeutschen Deckung" auf dem Dach von Sankt Urbanus in Weslarn. Altdeutsche Deckung, so wird das Bild genannt, das sich ergibt, wenn man unten an der Traufe mit großen Schieferstücken beginnt und zur Dachspitze hin immer kleinere Stücke auf die Dachsparren nagelt, immer schön überlappend. Mit Sauerländer Schiefer soll das jetzt wieder so ausgeführt werden, denn das komplette Dach über dem Kirchenschiff der mehr als 800 Jahre alten romanischen Hallenkirche muss dringend renoviert werden.
Bekannt ist das schon länger, und jetzt haben die Arbeiten begonnen: Die Kirche ist eingerüstet, die Arbeiter können über Treppen die einzelnen Etagen erreichen — oder über einen speziellen Aufzug für solche Arbeiten. Ein „Fichtenmoped" kommt im ersten Schritt mit aufs Gerüst: Die Zimmerleute wollen durch den Schiefer ins Holz sägen und schauen, ob sich unter den Traufbrettern Fledermäuse eingenistet haben — die Stellen wären ideal, und diese „Untermieter" müssten dann erst fachgerecht umgesiedelt werden, bevor Zimmerleute von Risse und die Dachdecker von Prange ans Werk gehen können — beide Fachfirmen kommen aus Brilon.
Die Säge sägt, die Lampe vom Artenschutzexperten Axel Müller vom Büro Stelzig aus Soest leuchtet unter Holz und Schiefer. Ziemlich schnell ist klar: Von Fledermäusen keine Spur. Wäre auch ein Wunder, erzählt Baukirchenmeister und Presbyter Bernhard Karp: Da oben und auch innen in der Kirche, da streife ein Marder umher, und wo der schleicht und streift, da hängt sich keine Fledermaus ans Gebälk oder in irgendwelche Nischen.
Es kann also ohne Verzögerungen losgehen mit der Renovierung. 250 Quadratmeter Dachfläche nach Norden kommen im ersten Schritt dran, dann soll nach Süden und über der Sakristei weiter renoviert werden, denn nach den ersten Planungen und weiteren Kontrollen ist klar geworden, dass die Schäden größer sinnd als angenommen. Also gibt es das gesamte Dach über dem Kirchenschiff neu.
Von April bis Herbst 2024 sollte ursprünglich gearbeitet werden, nun ist der Arbeitszeitraum bis zu einem Tag vor Kirmes 2025 geplant. Nicht zu planen sind eventuelle Wetterkapriolen, und davon gibt es aktuell erschreckend viele — und eben Schäden, die erst bei den Arbeiten entdeckt werden: Eine alte Kirche ist eine Wundertüte.
Das Budget für die Dachrenovierung liegt bei rund einer halben Million Euro, und abgesichert sind diese geplanten Kosten durch Rücklagen des Fördervereins für die Urbanus-Kirche und durch Zuwendungen aus unterschiedlichen Födertöpfen von Bund und Land. Ob es in der Abrechnung eine Punktlandung wird, ob es Verzögerungen und zusätzliche Kosten geben wird, das wird der Fortschritt der Arbeiten zeigen müssen.