Von Hans-Albert Limbrock
Soest. Vielleicht ist es in erster Linie ein Imageproblem. Seit Jahren befinden sich Sympathiewerte und Stellenwert der Kirche – evangelische wie katholische gleichermaßen – im Sinkflug. Dabei leistet Kirche fernab von Gottesdiensten Unglaubliches: Wöchentlich erhalten einige zehntausend Kinder im Kreis Soest zum Beispiel Religionsunterricht, werden tausende von Kindern in den Tagesstätten betreut und erhalten eine christlich geprägte Erziehung. In den Heimen für Senioren werden betagte und oft auch kranke Menschen betreut. Und in den Einrichtungen für Behinderte bekommen Menschen mit körperlichen und geistigen Einschränkungen die Chance auf Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und am Arbeitsleben.
Das alles wird gerne ignoriert, wenn jemand für sich entscheidet: Kirche? Brauche ich nicht! Vor diesem Hintergrund war es bei der Kreissynode mehr als erfreulich, dass es zumindest in finanzieller Hinsicht nicht den erwarteten Rückschlag gegeben hat und man den vielen Aufgaben mit gleicher Intensität nachkommen kann. War bei der Hälfte des laufenden Haushaltsjahres noch von einem Minus (1,6 Prozent) die Rede, so sehen die Prognosen jetzt sogar ein leichtes Plus vor. Dadurch kann den Kirchengemeinden in etwa die gleiche Summe zur Verfügung gestellt werden wie im Vorjahr. „Das Delta ist deutlich kleiner geworden“, formulierte es Verwaltungsleiter Bernd Göbert verhalten optimistisch.
Allerdings ist dies natürlich nur eine Momentaufnahme. Denn der allgemeine Trend der Kirchenaustritte und damit der sinkenden Kirchensteuereinnahmen wird schwerlich umzukehren sein. 2300 Gemeindemitglieder hat der Kirchenkreis zuletzt binnen eines Jahres verloren. Eine stattliche Zahl und doch steht man damit deutlich besser da als die meisten anderen Kirchenkreise innerhalb der Landeskirche.
Auch das ist ein Grund, weshalb die Finanzlage im Kirchenkreis Soest-Arnsberg noch vergleichsweise entspannt ist. „Wir“, so Bernd Göbert, „sind aktuell weit von einem Haushaltssicherungskonzept entfernt.“ Anders als die Landeskirche.
Und dennoch nutzte der Herr der Zahlen die Synode auch, um daran zu erinnern, dass man sich nun nicht beruhigt zurücklehnen könne, sondern dass eine jede Kirchengemeinde ihre Hausaufgaben machen müsse. „Wir müssen deutlich was tun und uns gemeinsam auf den Weg machen. Der wird mitunter auch beschwerlich sein. So werden wir nicht alle Gebäude erhalten können. Wir müssen den Bestand an den Bedarf anpassen.“ Und das ist dann eben auch eine Frage des Images, denn nur wenn man deutlich macht, wie breit und segensreich Kirche arbeitet, kann man ihre gesellschaftliche Relevanz deutlich machen. Oder wie es Bernd Göbert formulierte: „Wir müssen stärker nach außen tragen, was wir alles leisten.“
Besorgt hatte sich Superintendent Dr. Manuel Schilling eingangs bei seiner Begrüßung über die bundes- und weltpolitische Lage gezeigt. Vor allem mit Blick auf die vorgezogenen Neuwahlen des Bundestages im Februar forderte er dazu auf, für die Werte der Demokratie einzustehen und gegen die Feinde der Demokratie Widerstand zu leisten: „Wir wollen in politisch düsteren Zeiten nicht den Kopf in den Sand stecken. Kirche hat einen Auftrag: bei aller Sorge nicht an sich selbst denken, Gott loben und sich mutig für die Gesellschaft einsetzen. Der kommende Bundestagswahlkampf ist kein business as usual, den die Kirche unbeteiligt über sich ergehen lassen kann. Erhebt vielmehr – als Kirche wohlgemerkt, nicht als politische Partei – Eure Stimme für Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit und Toleranz.“
Verwaltungsleiter Bernd Göbert konnte Erfreuliches berichtet. Der Haushalt des Kirchenkreises wird dieses Jahr vermutlich mit einem leichten Plus abschließen.