Geld aus Berlin für Blätterteig auf Kirchendach

Erstellt am 30.01.2019

Evangelische Kirchen in der Niederbörde stehen vor hohem Sanierungsaufwand

Von Hans-Albert Limbrock

Welver/Dinker. Blätterteig ist eine ganz wunderbare Sache. Vor allem, wenn er von einem guten Bäcker kommt. Auf dem Dach hingegen möchte man in der Regel keinen Blätterteig haben; erst recht nicht auf einem Kirchendach.Doch genau das ist das Problem von St. Othmar in Dinker: „Auf der südlichen Dachseite blättert sich der Schiefer blättert auf wie ein Blätterteig“, beschreibt Dirk Pieper, Architekt des Kirchenkreises Soest-Arnsberg, die Problematik. Damit die erst vor weniger als zwei Jahren mit erheblichem Aufwand durchsanierte Kirche im Innenraum durch das Eindringen von Regenwasser nicht Schaden nimmt, muss das Dach nun dringend erneuert werden. Und da so ein Kirchendach eine große Fläche ist, geht das gleich in die Hunderttausende. Mindestens 230.000 Euro, so die vorsichtige Schätzung, soll die Maßnahme kosten.
Mit dem heimischen CDU-Bundestagsabgeordneten Heinz-Jürgen Thies hatte die Kirchengemeinde Niederbörde nun einen Politiker zu Gast, der versprach, sich in Berlin für die Zuteilung von Fördergeldern für die ehrgeizigen Projekt – neben Dinker ist auch die Kirche in Welver sanierungsbedürftig - einzusetzen. Empfangen wurde er dabei von Pfarrer Werner Vedder, dem Vorsitzenden des Bevollmächtigtenausschusses Friedrich Schulze zur Wiesch sowie Mitgliedern des Presbyteriums und des Bauausschusses.
Für Thies war es der erste Besuch in der bekanntermaßen sehenswerten Kirche von Dinker. Und der Mann aus der Bundeshauptstadt, der im Lippetal seine eigentliche Heimat hat, zeigte sich gleichermaßen beeindruckt wie interessiert: „Schließlich will ich wissen, wo die Bundesmittel hinfließen, wenn wir sie bewilligen.“
50 Prozent, so die Hoffnungen, wird in diesem Fall das Land NRW zu den Kosten zuschießen. Die entsprechenden Anträge sind bereits gestellt und Dirk Pieper als verantwortlicher Architekt ist zuversichtlich, dass es noch im Frühjahr grünes Licht aus Düsseldorf gibt, sodass dann umgehend mit den Bauarbeiten am Turmhelm und Süddach gestartet werden kann.
Hoffnungen bestehen auch noch, dass sich die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) wieder mit einer namhaften Summe engagiert. Hier sollte die Entscheidung Anfang März fallen.
Hans Wilms, Vorsitzender des Bauausschusses der Kirchengemeinde, wusste zu berichten, dass das Dach zuletzt vermutlich um 1930 herum umfassend saniert worden ist. Das belegen historische Fotos, die er gefunden hat. Immerhin hat es also annähernd hundert Jahre gehalten. Dass die Südseite anfälliger für Schäden ist als die Nordseite, hat laut Vedder einen einfachen Grund: „Hier hat die Sonne die größte Angriffsfläche und heizt das Dach mächtig auf.“ Im Zusammenspiel mit Witterungseinflüssen wie Regen, Schnee und Frost kommt es dann zu dem „Blätterteigeffekt“.
Vor Dinker hatte die Gruppe um den Bundestagsabgeordneten Thies bereits in Welver Station gemacht. Auch hier steht eine umfangreiche Baumaßnahme an. Der Turmhelm soll sowohl in seinem Dachstuhl aus Holz auch von außen in seiner Schiefereindeckung saniert werden. „230.000 Euro wird das wohl kosten“, rechnete Pieper vor. Hierfür sind beim Bund die Anträge gestellt. Erneut hofft man auf einen Zuschuss von 50 Prozent.
„Wenn man die Maßnahmen Dinker und Welver zusammennimmt, ist das natürlich ein enormer Kraftakt für unsere Kirchengemeinde“, machte Schulze zur Wiesch deutlich, dass auch mit Unterstützung aus Berlin und Düsseldorf noch eine ordentliche Restsumme bleibt, für die die evangelischen Christen in der Niederbörde aufkommen müssen.
Angesichts dieser gewaltigen Ausgaben fallen die 33.000 Euro, die für die Sanierung der Orgel in Welver veranschlagt werden, kaum noch ins Gewicht. Dirk Pieper: „Hierfür haben wir Geld aus dem Orgelsonderprogramm des Bundes in Aussicht.“ Problematisch ist es, die geeignete Fachfirma für die Sanierung zu finden. „Es gibt nur ganz wenige Orgelbauer, die so etwas können“, erklärte Pieper. Nun aber ist man in der Firma Orgelbau Kirschner in Weeden (Emsland) fündig geworden, sodass der Startschuss für die Arbeiten zeitnah fallen kann.
Für Albert Schulte vom Förderverein ist die Sanierung der Orgel, die der berühmte Orgelbauer Johann Patroclus Möller 1733 geschaffen hat, eine echte Herzensangelegenheit: „Das ist ein wirkliches Kleinod, das wir hier haben.“ Er würde sich daher eine deutlich umfangreichere Restaurierung wünschen. Die allerdings würde sich in finanziellen Dimensionen bewegen, die nicht zu stemmen sind.
Hans-Jürgen Thies sicherte zu, dass er sich in Berlin für die Unterstützung dieser Projekte in seinem Wahlkreis einsetzen werde: „Ich versuche ja ohnehin, jedes Jahr im Kreis die verschiedensten Projekte zu fördern. Deshalb sind solche Besuche vor Ort auch wichtig, damit ich mir selbst einen genauen Eindruck verschaffen kann.“