Rüstzeug für den Glauben - Glaubenskurse für iranische Christen sind in Soest stark nachgefragt

Erstellt am 08.02.2019

Von Hans-Albert Limbrock

Soest. Schwer, bis gar nicht vorstellbar: Dass man – und auch Frau – wegen seines Glaubens verfolgt wir. Mit Gefängnis; ja gar mit der Todesstrafe rechnen  muss, wenn man nicht der von der Regierung bevorzugten Glaubensrichtung folgt – das ist fern unserer gelebten Realität. In unserem Land darf jeder glauben, woran er mag, solange er dabei den Boden des Grundgesetzes nicht verlässt.

Das sieht bekanntermaßen im Iran völlig anders aus, weshalb jedes Jahr mehrere Zehntausend Menschen das Land verlassen. Fast 35.000 waren es, die 2017 in Deutschland einen Asylantrag gestellt haben. Viele von ihnen, weil sie in ihrem Heimatland ihren christlichen Glauben nicht (aus)leben dürfen.

Bereits seit einigen Jahren finden iranische Christen in der Soester Petrigemeinde eine neue Heimat. „Höhepunkt“, so Petri-Pfarrer Dr. Christian Welck, „war sicher das Jahr 2016, als wir insgesamt sechs Glaubenskurse angeboten haben.“ 56 Menschen aus dem Iran haben sich im Laufe des Jahres 2016 taufen lassen. Zuletzt waren es wieder zehn, die im Ardeyhaus im Gottesdienst die Taufe erhalten haben.

Dass die Glaubenskurse in Soest so stark nachgefragt werden, liegt auch daran, dass die Landeskirche Mehrdad Sepheri Fard, einen Farsi sprechenden Pfarrer, eingestellt hat, der auch für den Raum Soest zuständig ist und Dr. Welck und seinen Kollegen maßgeblich unterstützt. Der Pastor ist einst selbst aus dem Iran geflohen und hat in Paderborn mit seiner Familie eine neue Heimst gefunden. Seit Herbst 2017 ist er in Diensten der Landeskirche als hauptamtlicher Seelsorger für persischsprachige Christen zuständig.

Der Evangelischen Kirche von Westfalen ist es wichtig, dass die Glaubenskurse mit dem finalen Taufversprechen nicht nur genutzt werden, um die Chancen auf Asyl zu gehören. Vielmehr soll es eine bewusste Entscheidung zum christlichen Glauben sein, deshalb werden Glaubenskurse wie die in Soest auch stark unterstützt und gefördert.

Doch die alleinige Teilnahme an diesen Kursen reicht nicht. Dr. Welck: „Es spielt eine große Rolle und ist daher eine Grundvoraussetzung dafür, bei uns getauft zu werden, dass man aktiv auch an unserem Gemeindeleben teilnimmt.“ Das nötige Rüstzeug, um zu verstehen, was es heißt Christ zu sein und wie der christliche Glaube dann gelebt wird, bekommen die Teilnehmer  in einem sechswöchigen Kurs (jeweils 2,5 Stunden) vermittelt. „Das“, so Dr. Welck, „ist eine starke inhaltliche Vorbereitung auf die Taufe.“

Mit dem Deutsch-Iranischen Café, das nach Möglichkeit einmal im Monat stattfindet, hat sich inzwischen ein festes Angebot etabliert, das deutsche und iranische Christen zunächst bei einem gemeinsamen Gottesdienst und anschließend bei einem Mittagessen zusammenführt, bei dem es stets Köstlichkeiten aus der persischen Welt  gibt. Auch das wird als ein Beitrag zur besseren Verständigung untereinander gesehen. Die stets gute Resonanz und die gute Atmosphäre bestätigen die Initiatoren darin, dass dieses Angebot ankommt.