Im Bann des Geschichtenerzählers - Thomas Hoffmeister-Höfener begeistert auf Einladung des Männerkreises Bad Sassendorf

Erstellt am 21.04.2019

Von Rotraud Grün

Bad Sassendorf. „Ich erzähle die Geschichten hinter den Geschichten." Thomas Hoffmeister-Höfener, Diplom-Theologe und professioneller Geschichtenerzähler, macht die rund 50 Frauen und Männer, die ins Mehrgenerationenhaus gekommen waren, neugierig auf seine Erzählkunst.

Und sie sind überrascht, was der Familienvater aus dem Münsterland ihnen da mit bewegter Mimik präsentiert: Jahrtausende alte biblische Texte, lebendig arrangiert, die aber keineswegs ihren Ursprung verloren haben. Erfahrungen, Nöte, Ängste, Hoffnungen, Freude - Situationen wie sie die Menschen auch in der heutigen Zeit erleben, begeistern die Gäste, die der Einladung der Evangelischen Kirchengemeinde, des Männerkreises und der Erwachsenenbildung gefolgt sind.

Die Begebenheiten, die sich um den kleinsten Brief des Apostel Paulus an Philemon ranken, stellt Thomas Hoffmeister-Höfener sehr verständlich dar, lässt Wertschätzung der Jugend und Liebe zwischen Vater und Sohn in den Mittelpunkt treten.

Mit viel Elan und schauspielerischem Geschick interpretiert er die Einkehr von Jesus und seinen Jüngern bei Maria und Martha. Martha war die Eifrige, ein biblischer Workaholic, der alles konnte, jede Arbeit am liebsten selbst übernahm. Ihre  Schwester Maria machte ihr nichts recht, lauschte und genoss aber die Predigt Jesu. Gegensätze wie es sie auch heute gibt. „Wissen sie, an wen mich die Martha erinnert?" fragte Hoffmeister-Höfener sein Publikum.“ - „An Angela Merkel?" kommt es zaghaft aus der ersten Reihe.

„Nein, aber das ist eine gute Idee. Die Martha erinnert mich an meine Tante Elli, die auch sehr gastfreundlich ist und am liebsten alles selber machen will", zieht der Geschichtenerzähler schmunzelnd Parallelen zum „wirklichen Leben" und amüsiert damit sein Publikum. Wahrscheinlich hat beinahe jeder zuhause eine Tante Elli oder Martha, die alles kann und alles allein machen will.

Nachdenklich und liebevoll gab Thomas Hoffmeister-Höfener die Begegnung zwischen Jesus und einer unbekannten Frau am Jakobsbrunnen wieder, die plötzlich in  sich einen sprudelnden Quell des Glücks spürt. Das kommt rüber, macht nachdenklich. Zwischen den einzelnen Geschichten gewährt er seinen Gästen Einblicke in sein Leben. „Ich bin katholisch, meine Frau ist eine evangelische Pfarrerstochter. Unsere beiden Kinder gehen in beide Kirchen", spricht er von gelebter Ökumene, bevor er mit der „Katastrophengeschichte" des Propheten Jona  - „das ist der mit dem Walfisch" - fortfährt.

Die Jahrtausende alte Geschichte wird plötzlich ganz lebendig, vorstellbar, wie es gewesen sein könnte. Kein Wunder, dass Thomas Hoffmeister-Höfener Menschen in der ganzen Bundesrepublik begeistert und auch Kindern die biblischen Texte verständlich und locker näher bringt.

Berührend und beeindruckend interpretierte der Erzähler die Geschichte von der armen Witwe, die im Tempel ihr ganzes Geld für andere spendet und frohen Mutes ist. Anders als im Bibeltext schlägt Hoffmeister-Höfener eine Brücke von den Wünschen der Witwe, sich mit dem Geld an ihrem Hochzeitstag nach dem Besuch des Tempels ein schönes Essen zu gönnen, hin zur plötzlichen Sinneswandelung, mit den Münzen armen Menschen zu helfen.

Immer wieder wird zwischen den Zeilen deutlich, dass der Graben der Jahrtausende gar nicht so breit ist. Bibeltexte spannend und mit ganz viel aktuellem Bezug - das begeistert das Publikum, das im Anschluss an die muntere Erzählstunde mit dem Vortragenden Fragen, die eine oder andere Geschichte betreffend, stellte, und die eigene Sichtweise erklärte.

„Ich freue mich, wenn Menschen über meine Erzählungen auch mal lachen. Selbst in der Kirche ist Lachen doch erlaubt. Schließlich heißt es: die frohe Botschaft verkünden", macht er deutlich, dass er eine gute Mischung zwischen ernsten Bibeltexten und fröhlichen Umschreibungen mag. „Die kleinen Geschichten gehören zur große Geschichte der Liebe  Gottes und sollen die Herzen froh stimmen."

Das ist Thomas Hoffmeister-Höfener an diesem Abend perfekt gelungen. 

Martin Anemüller, Vorsitzender des Männerkreises, bedankte sich mit einem Büchlein über die Sassendorfer Kirchen bei dem Gast aus dem Münsterland und hoffte, ebenso wie das applaudierende Publikum, auf ein baldiges Wiedersehen im Kurort.