Den Wert der Vielfalt zeigen - Evangelischer Kirchenkreis Soest-Arnsberg will mit Veranstaltungsreihe Diskussionen anstoßen

Erstellt am 24.04.2019

Von Hans-Albert Limbrock

Soest/Arnsberg.  Bundeskanzlerin Angela Merkel ist nicht dafür bekannt, dass sie am Fließband Sätze für die Ewigkeit produziert. Im Sommer 2015 hat sie allerdings nur drei Worte gebraucht, die vermutlich Einzug in die Geschichtsbücher späterer Generationen halten werden: „Wir schaffen das!“

Als die Kanzlerin mit dieser  optimistischen Einschätzung die Grenze für zehntausende Flüchtlinge aufgemacht hat, die in den Balkan-Staaten und in Österreich festsaßen, haben nur die wenigsten geahnt, dass damit eine innenpolitische und gesellschaftspolitische Diskussion begann, die bis heute nachwirkt und das Miteinander der Menschen in Deutschland mehrfach vor eine Zerreißprobe gestellt hat.

Für den Evangelischen Kirchenkreis Soest-Arnsberg ist der Dialog darüber, wie das Zusammenleben von Menschen aus unterschiedlichen Ländern, Kulturen und Religionen gelingt, eine der Kernaufgabe für die Zukunft.

Deshalb haben die Erwachsenenbildung und die Koordinatoren  der ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit eine mehrteile Veranstaltungsreihe aufgelegt, die sich wie ein roter Faden durch das Jahr zieht: „Gewalt überwinden – Vielfalt fairbindet“.

Bereits im vergangenen Jahr ist der Kirchenkreis seiner gesellschaftspolitischen Verantwortung gerecht geworden. Damals gab es unter dem Titel „Fluchtgedanken – eine Woche für das Miteinander“ verschiedene Veranstaltungen, die sich mit dem Themen Flucht und Integration beschäftigen.

Mit der neuen Reihe gehen die Veranstalter noch einen Schritt weiter. Dieses Mal stehen nicht nur Geflüchtete und deren Schicksale im Mittelpunkt. Vielmehr geht es darum, aufzuzeigen, was es braucht, damit das Zusammenleben klappt und die bunte Vielfalt durch so viele Menschen anderer Herkunft eine Bereicherung für das Land wird.

„Ziel unserer Reihe ist es“, erklärt Superintendent Dieter Tometten, „den Wert der Vielfalt zu zeigen. Einwanderung ist keine Bedrohung für unsere Zivilgesellschaft, sondern eine Bereicherung. Vielleicht sogar ihre größte Chance.“

Tometten ist davon überzeugt, dass es nur gemeinsam und im Dialog gelingen kann, diese Aufgabe anzunehmen und erfolgreich zu meistern: „Als Kirche wollen wir dazu beitragen, Vorurteile und Spannungen abzubauen. Dann können auch die Probleme zur Sprache kommen, die der Zuzug vieler fremder Menschen und unser Zusammenleben mit ihnen bringt. Die Herausforderungen sollen benannt werden, so dass sich die Beteiligten verstanden sehen.“

Bei der Art Veranstaltungen haben sich die Organisatoren auf einen bunten Mix aus Information und Unterhaltung verständigt. Dazu gehört zum Beispiel eine Autorenlesung mit Firas Alshater im Kulturzentrum „Alter Schlachthof“ am 13. Mai, der aus seinem Comedy-Programm „Ich komm auf Deutschland zu“ lesen wird. Oder ein Theaterstück wie „Das Boot ist voll“, das eine Flüchtlingskatastrophe von der italienischen Insel Lampedusa thematisiert, bei der mehrere Hundert Menschen ertrunken sind.

Spannend dürfte auch das Streitgespräch zwischen der Staatssekretärin für Integration, Serap Güler, und der Islamwissenschaftlerin und Bestseller-Autorin Lamya Kaddor werden, die zum Thema „Ich bin angekommen – ich bin hier“ diskutieren werden.

Insgesamt wird es bis in den November hinein zwölf Veranstaltungen an unterschiedlichen Orten geben. Gut möglich auch, dass im Laufe des Jahres noch weitere Angebote dazukommen.  Lena Husemann, Leiterin der Erwachsenenbildung: „Irgendwann muss man seine Planungen für so eine Veranstaltungsreihe ja abschließen. Wenn sich in den kommenden Wochen oder Monaten aber noch Chancen für weitere Veranstaltungen bieten, sind wir dafür natürlich offen. Das Thema ist einfach zu wichtig und wird uns auch in Zukunft weiter beschäftigen.“

So steht man zum Beispiel im Kontakt mit der Fernsehmoderatorin Dunja Hayali (aktuelles Buch „Haymatland“). Aufgrund von Terminschwierigkeiten hat es bisher keine Möglichkeit zu einer Lesung gegeben. Für das kommende Jahr sieht das allerdings recht gut aus.

Wollen mit ihrer Veranstaltungsreihe den Dialog darüber anstoßen, wie das Zusammenleben mit so vielen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen gelingt (von links): Lena Husemann (Erwachsenenbildung), Elisabeth Patzsch (Koordinatorin Flüchtlingshilfe), Kirchenmusikdirektor Gerd Weimar und Superintendent Dieter Tometten. Foto: Limbrock

Höhepunkt und Abschluss der Veranstaltungsreihe „Gewalt überwinden – Vielfalt fairbindet“ ist die Aufführung des Oratoriums „A Child of our time“.