In Liebe durch Liebe zur Liebe erlöst - „Die letzten sieben Worte“: Bilder, Worte und Musik deuten Karfreitag

Erstellt am 04.05.2019

Von Kathrin Koppe-Bäumer

Brilon-Gudenhagen. Am Karfreitag gestaltete Pfarrer Rainer Müller zur Sterbestunde Jesu eine Andacht mit Bildern über die „Sieben letzten Worte Jesu am Kreuz“. Dazu eingeladen hatte er den Bielefelder Cellisten Sigurd Müller.

Zur Vorbereitung hatte er dem Musiker Texte von Pfarrerin Christian Bergmann zu den Jesus-Worten geschickt. Der suchte Musik für ein Cello dazu aus: Werke von Johann Sebastian Bach und den zwei zeitgenössischen Komponisten Mieczyslaw Weinberg und Gabriel Koeppen. Alle Stücke in d-Moll komponiert, eine Tonart, die ernsthaft und feierlich klingt und eine Mischung von Schwermut und Freude ausdrückt.

Diese Klangfarbe passte zu den von Rainer Müller vorgetragenen Texten von Christina Bergmann und zu den gleichzeitig gezeigten Bildern Lionel Feiningers. „Worte brauchen Bilder, die zeigen wie die Wirklichkeit wirkt, auf denen man den Farben folgen kann wie den Tönen eines Musikstücks“, begann Müller.

Mit dem Wort „Vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ bittet Jesus Gott für die, die ihn hinrichten. In Bergmanns Interpretation klingt Entlastung auf: „Nicht Jesus vergibt. Er bittet Gott denen zu vergeben, die nicht wissen was sie tun. „Jesus befreit hier von der Pflicht zu vergeben, wenn ich es nicht kann.“

Sigurd Müller unterstrich die Gebetsstimmung mit einer Allemande von Bach, die Trauer und Dramatik ausdrückt. Die darauf folgende spanische Fantasie von Koeppen kam leicht daher wie eine Hand, die sich ausstreckt und zum Tanz einlädt.

So kommentierte der Cellist das Versprechen Jesu an den neben ihm gekreuzigten Verbrecher: „Noch heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ Nur dreimal kommt das Wort Paradies in der Bibel vor. Jedes Mal als ein aussagekräftiges Bild von der anderen Welt, die mit Jesus in unserer Welt ist und jedem nach dem Tod versprochen wird: ein Ort, wo der Mensch Gott begegnet als Richter, der aufrichtet.

Seiner Mutter und seinem Freund Johannes wendet Jesus sich vom Kreuz aus zu: „Siehe, hier dein Sohn“ und „Siehe, hier deine Mutter“… Hier ist der sterbende Jesus nicht Sühne oder Opfer, hier sorgt er sich aus Liebe um nahe Menschen und öffnet die Perspektive von der Familie zur Menschheit.

Vom letzten Wort: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist“ zieht Bergmann eine Verbindung zu dem Jesaja-Wort: Jeder Mensch sei in Gottes Hand eingezeichnet. So mit Gott verbunden könne der Menschen durch den Tod nicht verlorengehen, sondern werde wieder zu Gott zurückkehren: „In Liebe durch Liebe werden wir zur Liebe erlöst werden“.

Sigurd Müller spielte dazu zwei Menuette von Bach und verband die beiden durch das Kinderlied „Weißt du, wieviel Sternlein stehen?“ „Das ist mir spontan eingefallen“, sagt er hinterher. „Das Lied steht ebenfalls im ¾-Takt und in derselben Tonart.“

Terremoto, Erdbeben, heißt das Allegro aus der Ersten Cello-Sonate von Weinberg, das Sigurd Müller nach dem Segen erklingen ließ: Jesu Tod am Kreuz als grausames Geschehen, das durch seine Worte am Kreuz Trost und Zuversicht vermittelt, erschüttert die Erde. Dieses berührende und tröstende Karfreitagserlebnis wurde, vermutlich wegen des sonnigen Frühlingswetters, leider nur von einem überschaubaren Publikum wahrgenommen.

Zu dritt boten sie Deutungen des Karfreitags an: Christina Bergmann, Sigurd Müller und Rainer Müller. Foto: Kathrin Koppe-Bäumer